7. April 2019

"Wichtigster Politiker der Zwischenkriegszeit“: Konrad Gündisch hielt Vortrag über Hans Otto Roth in München

Am 20. März begrüßte Renate Kaiser 70 Gäste – Siebenbürger und Nichtsiebenbürger – sowie den Historiker Dr. Konrad Gündisch im Haus des Deutschen Ostens (HDO). Sie stellte den Referenten vor. Dr. Gündisch ist als Autor zahlreicher Publikationen, durch sein langjähriges Wirken in verschiedenen Ehrenämtern (zurzeit ist er Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V.) und als Vortragender bekannt.
Mit seinem Vortrag über Hans Otto Roth setzte Konrad Gündisch gewissermaßen einen früheren Vortrag fort, den er, ebenfalls im Haus des Deutschen Ostens, über die Mediascher Erklärung vom 8. Januar 1919 gehalten hatte, mit der die Siebenbürger Sachsen der Vereinigung ihres Heimatlandes mit Rumänien zugestimmt hatten. Hans Otto Roth hatte beim Zustandekommen dieser Erklärung eine wichtige Rolle gespielt. Gündisch setzte sich zehn Jahre nach einem Vortrag des Münchener Stadtrates Dr. Florian Roth (die Grünen) im HDO auch mit der Frage auseinander, ob die Einschätzung des Enkels, sein Großvater sei der wichtigste siebenbürgisch-sächsische Politiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen, richtig sei. Unter Hinweis auf Hans Otto Roths Arbeit als Minderheitenpolitiker, langjähriger Abgeordneter und Senator im rumänischen Parlament und nicht zuletzt als Landeskirchenkurator in schwierigen Zeiten bestätigte Gündisch diese Aussage. Hans Otto Roth sei auch der entschiedenste Gegner der Nationalsozialisten unter den Siebenbürger Sachsen gewesen und habe sich höchster Anerkennung rumänischer Politiker erfreut. Um so schwerer sei es nachzuvollziehen, dass er von den Kommunisten zum Volksfeind erklärt wurde und ins Gefängnis kam, wo er 1953 starb.
„Er gehörte zu den wertvollen Politikern“: Dr. ...
„Er gehörte zu den wertvollen Politikern“: Dr. Hans Otto Roth auf einer Aufnahme des Wiener Prominentenfotografen Georg Fayer (Stempel auf der Bildseite: „Rohdruck/Eigentum des Ateliers“). Bildarchiv Konrad Klein (Original in der Sammlung des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Hermannstadt).
Bewegend waren Ausschnitte aus einer Würdigung Roths anlässlich seines 100. Geburtstags durch seinen ehemaligen Mithäftling Corneliu Coposu, einen der besten rumänischen Politiker der Nachwendezeit. Coposu schrieb 1990: „Er gehörte zu den wertvollen Politikern, die sich der besonderen Hochachtung und Freundschaft von Iuliu Maniu und meiner uneingeschränkten Bewunderung erfreut haben. Das Schicksal wollte es, dass ich neben ihm war in jenem Gefängnis, in der er seine letzten Augenblicke eines Märtyrerlebens erlebt hat, gefoltert, aber unbesiegt. Ich war konsterniert zugegen in dem Augenblick als er, fern seiner vergötterten Familie, in die Ewigkeit übergegangen ist. Kurz vor seinem von allen Insassen betrauerten Tod hatte er noch die vom Leiden ungebeugte Kraft, sanft meinen Mut aufzurichten mit seinem testamentarischen Vermächtnis: ‚Mein lieber Cornel, die gute Zeit wird zurückkommen!‘“

Das Publikum hörte aufmerksam und gespannt zu. Es folgten Fragen und Kommentare. Besonders interessant war der Beitrag von Heidemarie Weber, der ehemaligen Vorsitzenden der Kreisgruppe München. Sie las aus den Erinnerungen des Sohnes von Hans Otto Roth über die schlimme Zeit seines Vaters im Gefängnis (Herbert Roth: „Kein Jahr war vergebens. Hinter Stacheldraht und Gittern“).

Dr. Gündisch sei für seinen spannenden und bestens dokumentierten Vortrag gedankt. Diese Veranstaltung wurde gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.

Renate Kaiser

Schlagwörter: Hans Otto Roth, Politiker, Minderheiten, Geschichte, Vortrag, Konrad Gündisch, München, HDO

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