5. Oktober 2020

Leserecho: Gelegenheit vertan

Den meisten Ansichten des Historikers Dr. Konrad Gündisch in seinem Interview mit der Siebenbürgischen Zeitung kann man wohl zustimmen, entsprechen sie jedoch der heute gängigen Lehrmeinung (siehe Dr. Jonas Anderson, Bundeswehr Universität München, Prof. Dr. Birgit Dorner, Katholische Stiftungshochschule München, Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba von der Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Carmen Scheide Universität Bern, u. a.). Denkmäler sind symbolische Zeichen. „Sie sind Teil der Erinnerungskultur und symbolisieren diese. Denkmäler verfolgen die Intention, bestimmte Taten und Ereignisse und deren Interpretation für künftige Generationen lebendig zu halten“ (Dr. Jonas Anderson). Dies sieht wohl Konrad Gündisch ähnlich und ist auch die Meinung des Autors dieses Leserbriefs, der sich darum bemüht hat, die Geschichte, das Wirken und den Exodus der Siebenbürger Sachsen aus Transylvanien durch einen Gedenkstein im Harz, am Kreuz des Deutschen Ostens der bundesdeutschen Bevölkerung ins Bewusstsein zu rufen und vor dem Vergessen zu bewahren. An den Uhlenklippen südöstlich von Bad Harzburg steht im Nationalpark Harz das „Kreuz des Deutschen Ostens“. Dieses Gedenkkreuz ist ein beliebtes Wanderziel und soll Mahnung und Erinnerung an die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen sein. Im Jahre 1962 wurden von den betroffenen Menschen zur Erinnerung an die verlorene Heimat zehn Granitsteine im Halbkreis um das Mahnmal herum errichtet. Auf diesen massiven Steinen sind die Wappen von zehn Regionen im ehemaligen Ostteil des Deutschen Reiches sowie aus weiteren deutschen Siedlungsgebieten außerhalb der deutschen Landesgrenzen zu sehen. In diesem Rund ist noch Platz für einen weiteren Stein, der eigentlich auch hierhin gehört und an das Schicksal der Siebürger Sachsen erinnern sollte. Nach zweijährigen intensiven Bemühungen ist es dem Autor dieser Zeilen gelungen, von der Verwaltung des Nationalparks Harz mit Zustimmung der Denkmalbehörden in Hannover und Goslar die schriftliche Genehmigung für die Errichtung einer weiteren Granitstele mit dem Wappen der Siebenbürger Sachsen zu erhalten. Zur Errichtung ist es jedoch nicht gekommen, weil Dr. Konrad Gündisch und der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen dagegen ausgesprochen haben. Damit wurde eine Gelegenheit vertan, das Andenken der Siebenbürger Sachsen in Deutschland aufrecht zu erhalten. Das erinnert an den rumänischen Spruch: „Teoria ca teoria, dar practica mă omoară“.

Dr. Horst-Jürgen Herbert, Braunschweig




Reaktion von Dr. Konrad Gündisch


Ich freue mich über die insgesamt positive Reaktion von Dr. Herbert auf dieses Interview und bedanke mich. Darin habe ich auch meine Meinung zur Denkmalkultur heute deutlich gemacht: „Ich halte die Errichtung neuer Denkmäler […] für unzeitgemäß.” Diese Meinung habe ich auch seinerzeit vertreten, als ich gefragt wurde, ob ich das Errichten einer neuen Granitstele neben einem in der Öffentlichkeit nicht unumstrittenen Denkmal aus den 1960er Jahren auf Kosten des Verbandes für notwendig erachte. Ich habe nichts verhindert, nur eine Meinung geäußert. Außerdem: Die Siebenbürger Sachsen sind noch lange nicht tot, ein „Andenken” an sie muss nicht – und hoffentlich noch sehr lange nicht! – „aufrecht erhalten” werden!

Dr. Konrad Gündisch, München

Schlagwörter: Interview, Denkmal, Erinnerungskultur, Konrad Gündisch, Leserecho, Herbert

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