3. Februar 2022

Falsches Pfarrhaus: Eine Berichtigung in eigener Sache

In der Weihnachtsausgabe der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 20 vom 20. Dezember 2021, ist aufgrund einer unzutreffenden Angabe eines (vermeintlich) Ortskundigen in der Bildunterschrift des Titelbildes ein Fehler unterlaufen. Bei dem verschneiten Pfarrhaus handelt es sich nämlich nicht um jenes von Schaas, sondern das von Schönberg (Abb. 1). Zwar hatten selbst ehemalige Schönberger den Irrtum nicht bemerkt, doch war er der nicht nur naturkundlich exzellenten Siebenbürgen-Kennerin Dr. Erika Schneider nicht entgangen, die mich freundlicherweise darauf aufmerksam machte.
Abb. 1 Das Schönberger Pfarrhaus auf einer ...
Abb. 1 Das Schönberger Pfarrhaus auf einer Illustration von Trude Schullerus zu Anna Schullerus’ Weihnachtsmärchen „Det Chrästvigeltchen“ (Farblithographie, 1912). Erst nach ihrer Heirat im November 1912 nahm die davor als Mädchenschullehrerin (eine der ersten überhaupt) in Hermannstadt wirkende Anna auch den Namen ihres Mannes an. Links die Signatur der Wiener Firma Angerer & Göschl (Klischee), rechts die Signatur der Künstlerin (TS ligiert).
Ihre Berichtigung verdient hier auch darum mitgeteilt zu werden, weil der Schönberger Pfarrhof mit seinem kleinen Tannenhain links vom Eingang und seinem ehemaligen, 7 m langen, aus Stein gemauerten Fischteich, zweifellos zu einem der traditionsreichsten in Siebenbürgen gehört (Abb. 2).
Abb. 2 Das Schönberger Pfarrhaus von Osten ...
Abb. 2 Das Schönberger Pfarrhaus von Osten (2009). Vorne noch das gleiche Hoftor mit seinen klassischen Torpfeilern und dem Kugelkapitell, mittlerweile um ein Seitentor erweitert. Foto: Johann Stürner
Hier wurde Pfarrer Gustav Adolf Schullerus (1838-1900) geboren und hier verbrachten seine Kinder Adolf, Fritz, Anna und Felix eine glückliche Kindheit mit viel anregender Geselligkeit – bekanntlich wurden alle später prägende Persönlichkeiten, als Sprachforscher und Volkskundler, Maler, Mundartdichterin und Generaldirektor der Bodenkreditanstalt. (Bei dieser Gelegenheit ließe sich auch gleich ein Fehler aus dem Lexikon der Siebenbürger Sachsen berichtigen, wo Trude Schullerus als Nichte statt als Tochter von Dr. Adolf Schullerus angeführt wird – frdl. Mitteilung Prof. Heinz Acker vom 1.2.2022).

Abb. 3 Trude Schullerus als Kunststudentin an der ...
Abb. 3 Trude Schullerus als Kunststudentin an der Münchner „Damenakademie“, 1907, damals wohnhaft in Schwabing, Herzogstraße 5. Nach Studienende 1912 arbeitete sie noch bis 1914 bei zwei Münchner Malern mit. Foto: Emil Fischer, Samml. Gerhard Schullerus, Hanau
Nach ihm war ab 1895 auch Bischofssohn Heinrich Müller hier Pfarrer (seine Tochter Grete wurde später die zweite Frau des Malers Hans Hermann). Nicht zu vergessen Müllers Nachfolger seit 1902, der kunstsinnige Pfarrer und Amateurfotograf Josef Hoch (1864-1923), auf den auch Pläne zur Verschönerung des Pfarrgartens und des Friedhofs sowie die Anregung zum Bau des Schönberger Gemeindewirtshauses „Zum grünen Kranz“ durch Architekt Fritz Balthes zurückgehen. Der Zufall will es, dass am 31. Januar d.J. ein opulenter Bild- und Textband zum Werk dieses allzu früh verstorbenen sächsischen Baukünstlers im Begegnungs- und Kulturzentrum „Friedrich Teutsch“ in Hermannstadt vorgestellt wird – coronabedingt freilich nur digital auf Zoom.

Konrad Klein



Abb. 4 Anna Schuller-Schullerus (l.) mit ihrem ...
Abb. 4 Anna Schuller-Schullerus (l.) mit ihrem Mann Michael Schuller und dessen Mutter(?), rechts ein bäuerliches Kindermädchen, rechts außen die spätere Musikpädagogin Anneliese Barthmes, eine Enkelin von G.A. Schullerus (um 1918). Über Anlass und Aufnahmeort ist nichts bekannt. Anna hatte 1912 ihren verwitweten Schwager geheiratet und war ihm in seine Pfarre in Schaas gefolgt. Nachlass Dr. K. Möckel, Würzburg
Abb. 5 Im Schönberger Pfarrhaus (hier die ...
Abb. 5 Im Schönberger Pfarrhaus (hier die Westansicht, aufgenommen 2021) verbrachten Helene, Adolf, Fritz, Anna und Felix Schullerus eine glückliche Kindheit. Als Anna Schullerus' Nichte Trude Schullerus 1912 das Pfarrhaus für das Märchen ihrer Tante „Det Chrästvigeltchen“ zeichnete, lebten alle der hier Genannten längst in Hermannstadt und Gemeindepfarrer war nun der rührige Josef Hoch. Nur Helene Schuller, geb. Schullerus (1861-1903), war mittlerweile in Schaas gestorben. Foto: Johann Stürner

Schlagwörter: Schönberg, Pfarrhaus

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