5. Januar 2024

Werkzeuge der Zukunft: Internetseminar über „Künstliche Intelligenz“ in Bad Kissingen

Das Online-Referat des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und die Akademie Mitteleuropa haben auch 2023 zum Internetseminar eingeladen. Vom 8. bis 10. Dezember ging es im Heiligenhof in Bad Kissingen vor allem um KI-basierte Werkzeuge.
Hermann Depner führt den Einsatz von Künstlicher ...
Hermann Depner führt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Fotobearbeitung vor. Foto: Robert Sonnleitner
Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Informatik ein Oberbegriff für Methoden, die auf die Automatisierung von Entscheidungsvorgängen abzielen, die traditionell den Einsatz menschlicher Intelligenz erfordern. KI ist schon seit längerem im Einsatz, z.B. bei der Spracherkennung von Alexa oder bei den Spamfiltern im E-Mail-Postfach. Die generative KI, die neue Daten erzeugt, ist hingegen erst seit 2022 dem breiten Publikum bekannt. Die Firma Open AI hat mit ihrem KI-Chatbot ChatGPT einen regelrechten Hype ausgelöst. Der Internetreferent des Verbandes, Robert Sonnleitner, führte in seinem Vortrag die grundlegenden Begriffe ein und stellte neben ChatGPT auch weitere KI-basierte Werkzeuge vor.

Eine Einordnung aus technischer Sicht bot Gunther Krauss. Er stellte ein vereinfachtes Konzept eines KI-Modells vor, das mit einer großen Anzahl von Bildern darauf trainiert wird, einen Löwen von einem Wildschwein zu unterscheiden. In der Regel ist so ein KI-Modell nicht 100% genau, aber wir haben neulich in Berlin gesehen, dass auch Menschen bei der Erkennung von Tieren Fehler machen können. Generative KI-Modelle können aber auch kompletten Unsinn produzieren. Das zeigte die Frage nach der optimalen Höhe einer Leiter für die Kartoffelernte. GPT 3.5 hat ernsthaft eine Höhe von 2,5 bis 3 Metern empfohlen, GPT 4.0 wusste hingegen, dass Leitern bei der Kartoffelernte unüblich sind.

Diese Stickerei wurde von Günther Melzer mit dem ...
Diese Stickerei wurde von Günther Melzer mit dem Programm DALL-E 3 von Open AI erstellt.
Günther Melzer stellte eine Reihe von Inhalten vor, die mit KI-Tools erzeugt wurden: Texte, Bilder, Umfragen, Videos, Musik etc. Einige davon hat er im Lauf des letzten Jahres auch auf den Social-Media-Kanälen des Verbandes veröffentlicht. Im Frühjahr hat uns ein sprechendes Porträt von Samuel von Brukenthal zum Heimattag in Dinkelsbühl eingeladen. Das Video „Es war ein Land, Siebenbürgen hat man es genannt“ ging im November sogar viral.

Auf die philosophischen Grundlagen sowie die Grenzen und Möglichkeiten generativer KI ging Dr. Johann Lauer ein. Obwohl die generative KI beeindruckende Leistungen bei der grammatikalischen und stilistischen Verbesserung sowie bei der Textübersetzung erbringt, handelt es sich um eine schwache Intelligenz. Sie simuliert lediglich logische und lernende Intelligenz, während Bewusstsein und Selbstwahrnehmung vollständig fehlen. Die Leistungen der menschlichen Intelligenz, geschweige denn einer Superintelligenz, werden daher bei weitem noch nicht erreicht.

Die Möglichkeiten, die sich durch KI in der Fotobearbeitung ergeben, stellte Hermann Depner vor. Grundlegende Anwendungen wie die automatische Anpassung der Fokussierung und der Belichtung sind schon seit längerem bekannt. Moderne Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop bieten mit Hilfe von KI die Möglichkeit, Objekte zu entfernen oder einzufügen und den bearbeiteten Bereich unauffällig an die Umgebung anzupassen.

Hans-Detlev Buchner wies darauf hin, dass KI auch bei der Content-Moderation von sozialen Netzwerken wie Facebook zum Einsatz kommt. Gepostete Inhalte werden von KI-Systemen automatisch analysiert und entfernt, sobald sie gegen die Gemeinschaftsstandards der Plattform verstoßen. Die Ergebnisse der Analyse fließen aber auch in die Zusammenstellung des Feeds ein, der für jeden Nutzer individuell zusammengestellt wird.

In seinem zweiten Vortrag bot Dr. Johann Lauer eine praktische Übung. Mit dem KI-Chat von Bing wurde ein Text erstellt, der mit DeepL Write grammatikalisch und stilistisch überprüft und verbessert wurde, um dann mit den Übersetzern von DeepL oder Google ins Englische und Rumänische übersetzt zu werden.

Gunther Krauss stellte in seinem zweiten Vortrag WebApps vor, die auch im Browser funktionieren und auf Handyfunktionen wie GPS zugreifen können. Bei Siebenbuerger.de gibt es eine solche WebApp für Veranstaltungen, die insbesondere bei Heimattagen zum Einsatz kommt. Eine weitere Javascript-Applikation ermöglicht im PDF-Archiv der Siebenbürgischen Zeitung das Durchblättern einer ganzen Druckausgabe, obwohl die Seiten nur einzeln als PDF-Datei abgespeichert sind.

Detlef Schuller von der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) präsentierte im ersten Teil seiner Vortrags einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der Zeitung. Im zweiten Teil ging er auf die Probleme der SbZ-Redaktion mit den eingesendeten Bildern ein. Oftmals sind diese zu dunkel, zu unscharf oder zu schief und müssen nachbearbeitet werden. Er forderte aber auch mehr Mut und Abwechslung bei der Motivauswahl.

Hermann Depner führte in seinem zweiten Vortrag die Erstellung eines Flyers für die Bewerbung eines Sommerfestes in den sozialen Medien vor. Den Leitfaden für die Erstellung und den Text für den Instagram-Post lieferte ChatGPT, der Flyer selber wurde mit Canva erstellt.

Zum Schluss hatten wir die Gelegenheit, den Journalisten Peter Miroschnikoff kennenzulernen. Die Filme, die der ehemalige ARD-Korrespondent für Mittel- und Südosteuropa in Siebenbürgen und Rumänien gedreht hat, haben mittlerweile einen hohen zeithistorischen Wert. Miroschnikoff zeigte die aufwühlenden Filme „Ich erschoss die Ceaușescus“ und „Grüße aus der alten Heimat“ und erläuterte auch die Umstände ihrer Entstehung. Seine Anwesenheit verdankten wir einem parallel stattfindenden Seminar über Herta Müller, bei dem er einen Film über die Schriftstellerin vorführte.

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist in der Öffentlichkeit angekommen. Diese zukunftsweisende Technologie ist heute leicht zugänglich und für jeden im Alltag nutzbar. Wie sie funktioniert und wie man sie am besten einsetzen kann, sollte jeder durch Ausprobieren selber herausfinden. Das Thema des Seminars war jedenfalls ein Publikumsmagnet. Zu den über 30 angemeldeten Teilnehmern kamen Gasthörer von den Universitäten aus Großwardein/Rumänien (rumänisch: Oradea) und Erlau/Ungarn (ungarisch: Eger) hinzu, die wegen einer anderen Veranstaltung im Heiligenhof zugegen waren. Das gelungene Wochenende wurde von zwei geselligen Abenden abgerundet. Gefördert wurde das Seminar vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Hans-Detlev Buchner


Bildergalerie: 15. Internetseminar im Heiligenhof in Bad Kissingen

Link zum Video In diesem Einladungsvideo wurden die Grafiken mit DALL-E 3, Musik und Gesang mit Suno.ai erstellt. Idee: Günther Melzer

Schlagwörter: Heiligenhof, Siebenbuerger.de, Online-Referat, AK Internet

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