8. Oktober 2006

Gregor von Rezzoris „Maghrebinische Geschichten“

Nach der Sommerpause wurde die Stuttgarter Vortragsreihe der Landesgruppe Baden-Württemberg am 29. September fortgesetzt. Marianne und Prof. Heinz Acker trugen im Stuttgarter Haus der Heimat „Gregor von Rezzoris Maghrebinische Geschichten“ vor. Moderiert wurde der Abend, wie immer, vom stellvertretenden Landesvorsitzenden Siegfried Habicher.
Marianne Acker, gebürtige Hermannstädterin, studierte nach dem Abitur am Brukenthalgymnasium (1960) Germanistik und Rumänistik in Klausenburg. Von 1965 bis 1974 war sie Lehrerin für Deutsch, Musik und Geschichte in Kleinscheuern, Hermannstadt und Schellenberg. Wegen ihres Ausreiseantrags wurde sie 1974 aus dem Lehramt entlassen. 1977 reiste sie mit ihrem Ehemann Heinz Acker und den drei Söhnen nach Deutschland aus und lebt seither in Baden-Württemberg, zuerst in Bruchsal (1977-1995), danach in Heidelberg. Die verstärkte freiberufliche Beschäftigung von Marianne Acker mit Literatur, Musik und Bildender Kunst hatte auch eine rege Vortragstätigkeit zur Folge. Es entstanden ganze Vortragsreihen, vor allem für Hörer aus der Erwachsenenbildung.

Heinz und Marianne Acker während des Vortrages in Stuttgart. Foto: Martin Schnabel
Heinz und Marianne Acker während des Vortrages in Stuttgart. Foto: Martin Schnabel

Heinz Acker absolvierte ebenfalls das Brukenthalgymnasium (1960) und studierte danach an der Staatlichen Hochschule für Musik in Klausenburg. Anschließend lehrte er an der staatlichen Musikschule in Hermannstadt (Klavier, Musiktheorie und Orchesterleitung), war Musikrezensent verschiedener Zeitungen und dirigierte an der Hermannstädter Staatsphilharmonie. Aufgrund seines Ausreiseantrags wurde auch er 1975 aus dem Lehramt entlassen. An der Musik- und Kunstschule Bruchsal nahm er später seine Lehrtätigkeit wieder auf (Klavier und Musiktheorie). 1978 bekam er einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Musik in Heidelberg, wo er 1987 zum Professor für Musiktheorie berufen wurde und bis zu seiner Emeritierung (2005) wirkte. 1980 gründete er ein Jugendsinfonieorchester, das bald zu den besten Deutschlands gehörte und viele Konzertfahrten rund um den Globus unternahm. Von seinen Kompositionen sind die witzigen Stilvariationen über „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ zu erwähnen. Demnächst wird seine große „Modulationslehre“ erscheinen, ein Fachbuch, auf das die Fachwelt schon gespannt wartet.

Der Vortrag dieses Abends führte durch das Leben des „Epochenverschleppers“, wie sich Rezzori selbst gerne nannte, beginnend mit seinen blumigen Kindheitserinnerungen aus der Bukowina (Czernowitz), über die von ihm so geschätzte Schulzeit in Kronstadt und seine ersten Berufserfahrungen im Bukarest der Zwischenkriegszeit, wo er all die schillernden Erfahrungen und Erlebnisse sammelte, die er später zu seinem Bestseller, den „Maghrebinischen Geschichten“, verdichtet hat. Musik begleitete ausmalend die einzelnen Lebensabschnitte und ein Film führte zu dem Alterssitz Rezzoris in der Toskana. Der Film wurde zur köstlichen Spiegelung Rezzoris selbst, den man als Multitalent, als begnadeten Erzähler, begabten Zeichner und Graphiker, begehrten Schauspieler, ja als schrulligen Lebenskünstler kennen lernte. Im zweiten Teil des Abends kam Rezzori selbst in Gestalt von Prof. Acker mit Ausschnitten seiner besten „Maghrebinischen Geschichten“ zu Wort.

Martin Schnabel

Schlagwörter: Stuttgart, Vortragsreihen, Lesungen

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