10. Mai 2007

Erste Tagung über rumäniendeutsche Literatur in Norwegen

Im südwestnorwegischen Bergen fand zwischen dem 26. und 29. April der Workshop „Ost-West-Begegnungen. Rumäniendeutsche Literatur im norwegisch-rumänisch-deutschen Dialog“ statt. Die Veranstaltung war von den Gastgebern, dem Institut für Germanistik der Universität Bergen, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik der Universität Bukarest und dessen Exzellenz- und Forschungszentrum „Paul Celan“ sowie dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig Maximilians-Universität München vorbereitet worden.
Prof. Dr. Tor-Jan Ropeid, der Direktor des Bergener Germanistikinstituts, gab der Hoffnung Ausdruck, dass die mit dieser Veranstaltung eingeleiteten grenzüberschreitenden Kooperationsbeziehungen sich als ausbaufähig und zukunftsträchtig erweisen werden. Er würdigte den Beitrag der nach ihrem Begründer Lauritz Meltzer benannten Meltzer-Stiftung, durch die die Unternehmung norwegischerseits großzügig gefördert wurde. Prof. Dr. Sissel Lægreid, die sich in Bergen für das Zustandekommen des Workshops engagiert hatte, leitete zum wissenschaftlichen Teil über, in dessen Rahmen Themen der rumäniendeutschen Literatur behandelt wurden.

IKGS-Direktor Prof. Dr. Stefan Sienerth ging auf Schwerpunkte der Entwicklung der deutschsprachigen Literatur in Siebenbürgen und im Banat bis 1945 ein, während Prof. Dr. George Guțu, Leiter des Germanistiklehrstuhls der Universität Bukarest und Direktor des Forschungszentrums „Paul Celan“, Momente und Hauptgestalten der Bukowina-Literatur herausstellte. Prof. Dr. Peter Motzan (München) beschäftigte sich „im Dickicht der Kontexte“ mit Lesarten der rumäniendeutschen Literatur (1948-1989), wonach Dr. Bianca Bican (Stiftungslehrstuhl der Bundesrepublik Deutschland für deutsche Literatur Südosteuropas an der Universität Klausenburg) sich zur Geschichte und Interpretation des Begriffs „Rumäniendeutsche Literatur“ äußerte. Am Beispiel ausgewählter Gedichte von Rolf Bossert, Franz Hodjak, Johann Lippet und Werner Söllner erörterte Dozentin Dr. Ioana Crăciun-Fischer (Universität Bukarest) die Kontextabhängigkeit bei der Rezeption rumäniendeutscher Lyrik. Prof. Dr. Sissel Lægreid (Bergen) wandte sich der Essayistin Herta Müller zu und entwarf zu dem von der Autorin eingesetzten Begriff „Der Fremde Blick“ eine „Lesart aus hermeneutisch-dialogizitätsästhetischer Sicht“. Birger Solheim, ebenfalls Bergen, befasste sich mit „Herta Müllers Poetik des Traumatischen“, während DAAD-Lektor und Doktorand Michael Grote unter Beachtung autobiographischer Bezüge die interkulturelle Dimension der Literatur von Oskar Pastior erkennbar machte. Hochschulassistentin und Doktorandin Lucia Nicolau (Universität Bukarest) interpretierte Georg Schergs Roman „Spiegelkammer“ als narratives Experiment. Auf Dieter Schlesaks neuesten Roman „Der Auschwitzapotheker“ bezog sich Hochschulassistentin und Doktorandin Daniela Ionescu, ebenfalls Bukarest, indem sie aufzeigte, wie in dem Buch, das „eine neue Seite im Kapitel Vergangenheitsbewältigung“ aufschlage, die Veränderung zwischenmenschlicher Beziehungen literarisch gestaltet ist. Das im IKGS in Vorbereitung befindliche literarische Lexikon deutschsprachiger Autorinnen und Autoren in und aus Südosteuropa im 20. und 21. Jahrhundert präsentierte Eduard Schneider (München).

Die Diskussionen und das abschließende Arbeitsgespräch machten deutlich, dass durch den norwegisch-rumänisch-deutschen Workshop, der eine beachtliche Ausweitung der Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur Südosteuropas, im Besonderen der rumäniendeutschen Literatur bedeutete, ein dem internationalen Diskurs über diesen Gegenstand förderlicher wissenschaftlicher Dialog angebahnt wurde, der es verdient, im Rahmen partnerschaftlicher Beziehungen fortgesetzt zu werden. So soll noch in diesem Jahr ein Workshop in Bukarest und 2008 ein weiterer in München/Bad Kissigen stattfinden.

es


Schlagwörter: IKGS, Literaturgeschichte, Germanistik

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