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7. Juli 2009

Kulturspiegel

Nicht willkommene Flüchtlinge und Vertriebene

Rezension des Buches von Andreas Kossert: "Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945", Siedler Verlag, München, 2. Auflage, 2008, 432 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-88680-861-8. mehr...

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Artikel wurde 2 mal kommentiert.

  • Carl Gibson

    1Carl Gibson schrieb am 07.07.2009, 18:24 Uhr:
    Stigmatisierung, Ausgrenzung und Integrationsschwierigkeiten bei Aussiedlern wurzeln in historischen Defiziten und Vorurteilen bei der einheimischen Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Das ist ein unbestrittenes Faktum.

    „Am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten etwa 14 Millionen (…)
    Vertriebene nach Deutschland,.“

    Seit dem Ersten Weltkrieg waren es sicher mehr als 20 Millionen, somit ein Viertel der heutigen Bevölkerung der Bundesrepublik. Die heutigen Nachkommen sollten sich darauf besinnen, woher sie stammen – und diese „Vertriebenen“ als Folge des Versailler Vertrages bzw. der aggressiven Außenpolitik des Dritten Reiches, an der unsere Landsleute aus Siebenbürgen und dem Banat keine Mitschuld haben, nicht als „Ewiggestrige“ stigmatisieren.

    Richtig ist, dass die deutschen Vertriebenen das größte Opfer für den von Deutschland angezettelten und verlorenen Krieg bringen mussten.

    Darin wurzelt der Exodus der Deutschen aus Rumänien, deren nationale Identität hier verkannt wird und die sogar als „Rumänen“ bezeichnet werden, gelegentlich auch zynisch als Leute, die einmal einen Deutschen Schäferhund gehabt haben.

    „Seine Untersuchungen führen zum Schluss, dass es eine „kalte Heimat“ war, die die Vertriebenen erwartete. Es war so, dass in dem kriegszerstörten Deutschland die Neuankömmlinge mit Abneigung aufgenommen wurden, dass man sie als zusätzliche Belastung empfand, sie als „Fremde“, „Rucksackdeutschen“ und Hungerleider verpönte. Die Heimatlosen vermissten weitgehend eine allgemeine deutsche Solidarität.“

    Leider ist das nach 1989 noch viel schlimmer geworden mit der Akzeptanz.
    Die weitgehend „ahistorisch“ lebenden Bundesbürger vergessen dabei, dass Bundeskanzler Helmut Schmidt es war, der 1978 die geregelte Ausreise (10 000 Personen pro Jahr und gegen Cash) mit Ceausescu ausgehandelt und auf den Weg gebracht hat.

    „ Kossert unterstreicht, dass der Lastenausgleich zwar eine gigantische sozialpolitische Befriedigungsmaßnahme darstellte, aber keinesfalls eine solidarische Lastenverteilung war, die auch die Einheimischen betraf. Trotzdem rief der Lastenausgleich Neid unter den Einheimischen hervor, die meinten, die Vertriebenen würden bevorzugt. Daraus wuchsen Misstrauen und eine Kluft zwischen den Eingesessenen und den „Zugereisten“. „

    Das ist nicht besser geworden, weil das Wissen über die historischen Zusammenhänge in breiten Teilen der Bevölkerung fehlt.

    „ Bis heute haben die Vertriebenenverbände nur zum Teil Akzeptanz gefunden und ihre Mitglieder gelten als „Ewiggestrige“, während das allgemeine Wissen über die deutschen Ostgebiete und deren Leistungen sehr mangelhaft ist und einem Großteil der deutschen Bevölkerung nicht bewusst ist.“

    Hinzu kommt, dass exaktes, gültiges, wissenschaftliches Wissen über die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben bzw. über das Kommunistische Rumänien von „Belletristen aller Art“ über Fiktionen verfälscht wird.

    Auch die weiteren von Dr. Michael Kroner herausgearbeiteten Essenzen verweisen darauf, dass die Geschichte der Vertriebenen „Kalte Heimat“ ein lesenswertes Buch ist, nicht nur für die „Betroffenen“, sondern vor allem für diejenigen, die von Ursache und Konsequenzen der Flucht und der freiwillig-unfreiwilligen Spätaussiedlung in Massenpanik keine Ahnung haben.

    Die Berichterstattung in den Medien ist zwar etwas umfassender und besser geworden, vieles wird aber nach wie vor unprofessionell und einseitig dargestellt.
    In Literatur und Wissenschaft ist davon auszugehen, dass die Aufarbeitung des Kommunismus und jene der Gründe für Flucht und Vertreibung nach 1945 erst jetzt richtig beginnt – mit der Offenlegung von Quellen, die bisher nicht zugänglich waren.
    Carl Gibson.
  • pedimed

    2pedimed schrieb am 07.07.2009, 19:58 Uhr:
    endlich mal ein Kommentar der im Trockenen bleibt. Weiter so und nicht mit schmäh-schmäh an Charly!

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