29. Februar 2024

Weidenbach im Fokus: „Schicksal eines siebenbürgisch-sächsischen Dorfes“ von Otto Dück

Im November 2023 erschien im BOD-Verlag als Taschenbuch „Schicksal eines siebenbürgisch-sächsischen Dorfes“ von Otto Dück. Hierbei handelt es sich um eine korrigierte und erweiterte Print-Ausgabe der bereits als E-Book veröffentlichten Fassung zu Weidenbach. Wie der Autor im Vorwort schreibt, wurden dabei „vor allem aber aktuellere Fortschritte hinsichtlich der Ortsentwicklung und des Ausbaus des internationalen Flughafens … eingearbeitet“.
Auslösend war für Dück als erfahrenem Unternehmensberater ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept unter dem Titel „Weidenbach der Garten des Burzenlandes “ (Ghimbavul Grădina Ţării Bârsei) einer international aktiven Unternehmens-Beratungsgesellschaft. Durch den Internationalen Flughafen, die Industrialisierung und die zu erwartenden Zunahme der Einwohnerzahl werden sich das Aussehen und die Bedeutung des Ortes völlig verändern.

In 22 Kapiteln spannt der Autor den Bogen von der Vorgeschichte anhand von Ortschroniken, über das Dorfleben vor dem Zweiten Weltkrieg, der Zeit der Diktatur Ceauşescus und der Zeit nach der Revolution. Ergänzt wird dieser Querschnitt durch eine Vorstellung des oben genannten Urbanisierungsplans und im Anhang eine detaillierte eigene Studie zum Ausbau und Nutzung der Kirchenburg. Der Bericht aus den Chroniken zusammen mit einer Zeitleiste zu den wichtigen geschichtlichen Ereignissen bieten auch für Außenstehende einen guten Überblick über die Entwicklung des Dorfes.

Der Hauptteil des Buches ist dem Dorfleben vor dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Eine detaillierte Analyse der Bevölkerungsstruktur, der Landwirtschaft und Viehzucht, Steuern etc. gibt dem Kenner sicher wertvollen Informationen, ein Laie ist jedoch überfordert, zumal ihm allein die Terminologie nicht geläufig ist. Im Weiteren schildert der Autor (Jahrgang 1929) anhand der eigenen Familiengeschichte das Leben und Arbeiten auf einem typisch siebenbürgisch-sächsischen Bauernhof. Mittels kurzer Geschichten über eigene Erlebnisse erhält der Leser einen guten Einblick in das „typisch Siebenbürgisch-Sächsische… (seiner) engeren Heimat – dem Burzenland“. Einen ebenso ausführlichen Teil nimmt die Beschreibung der politischen Entwicklung in den 1930er Jahren, die Auswirkung des NS-Einflusses, der Wiener Schiedsspruch, der Zweite Weltkrieg und die Kapitulation Rumäniens ein. Es folgen die Deportation, Enteignung, Zwangskollektivierung, Zerstörung der Dorfstruktur und politische Verfolgung. All das führt nach der Revolution 1989 zu der Frage „Bleiben oder Gehen“, die zum Verlassen einer Mehrheit der angestammten Heimat führt. Vor dem Zweiten Weltkrieg wohnten im Dorf ca. 1 800 Einwohner, etwa zwei Drittel Siebenbürger Sachsen, 1990 zählte die Gemeinde ca. 7 000 Einwohner, aber nur etwa 30 Deutsche.

Als Abschluss dieser Entwicklungen beschreibt Dück das erste Treffen der Weidenbacher in ihrem Heimatort, das auf Initiative des damaligen Rektors der Schule 2017 zustande kam. Auch wenn einige wenige den Weg der Rückwanderung wählten, kommt der Autor zum Schluss, „dass man seinem Drang nach der alten Heimat besser dadurch begegnet, dass man sich in sein Auto oder in ein Flugzeug setzt und einen Urlaub in altheimatlichen Gefilden verbringt“.

Mit Blick auf die Zukunft beschreibt Dück das eingangs erwähnte Urbanisierungsprojekt. Die so genannte Machbarkeitsstudie bezieht sich auf die nächsten 20 bis 30 Jahre. Dabei wird der heute bestehende Ortskern als besonders wertgeschätztes, historisches Kulturgut herausgestellt und erhält in der Planung das Prädikat sächsisch-historisches Kulturzentrum. Die neue Planung ist um diesen Ortskern herum vorgesehen und soll diesen harmonisch ergänzen. Ein großer Raum ist für die Expansion des Flughafens vorgesehen, ebenso für Industrie und Gewerbe, die die Erweiterung des Wohngebietes einschließlich der Infrastruktur. Bei der Planung wurden auch die Wünsche der Bewohner berücksichtigt, wie Wegenetz mit getrennten Fahrstraßen, Rad- und Gehwegen.

In einer eigenen vom Autor als Fachmann erstellten 30-seitigen Projektstudie, die der Gemeinde vorliegt, beschreibt Dück im Detail die „Revitalisierung“ der Kirchenburg. Nach einer historischen Betrachtung mit den baulichen Veränderungen der Kirchenburg im Laufe der Jahrhunderte werden Vorschläge für den künftigen Ausbau und die Nutzung der Kirchenburg gemacht.

„Dieses Buch ist kein schöngeistiges und auch kein wissenschaftliches Werk – es stellt vielmehr eine Sammlung einzelner Texte dar, die ich als ein sowohl an der Geschichte als auch an der aktuellen weiteren Entwicklung meiner Heimat sehr interessierter Mensch… verfasste“, schreibt Otto Dück.

Alfred Schadt

H. Otto Dück: Schicksal eines siebenbürgisch-sächsischen Dorfes, BOD Verlag 2023, Paperback, 265 Seiten, 17,99 Euro, E-Book 9,99 Euro, ISBN 9783758 313943

Schlagwörter: Rezension, Weidenbach

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