12. April 2019

Papstreise nach Rumänien

Rumäniens EU-Ratspräsidentschaft und die Reise des Papstes nach Rumänien waren die zwei wichtigen Themen, die Anfang dieses Jahres die Presse beschäftigten. Am 11. Januar hat das Presseamt des Heiligen Stuhls offiziell den Besuch des Pontifex in Rumänien bekanntgegeben. Darüber hinaus wurden der genaue Termin und die vier Stationen des Papstbesuches veröffentlicht.
Am 19. März hat der Vatikan durch die Katholische Nachrichten-Agentur präzise Details des Papstbesuchs publik gemacht. Der Besuch wird insgesamt drei Tage dauern, vom 31. Mai bis 2. Juni, und kommt als Antwort auf eine Einladung des rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis. Die Meldung aus dem Vatikan setzt den Fokus des Papstbesuchs auf die Seligsprechung griechisch-katholischer Märtyrerbischöfe und auf das Treffen des Papstes mit den Roma. Betont wird auch, dass in Blasendorf/Blaj Franziskus als Papst das erste Mal nach ostkirchlicher Tradition zelebrieren wird.

Bereits Anfang Januar meldeten die Katholischen Presseagenturen in der ganzen Welt den Besuch und veröffentlichten auch das für diesen Zweck geschaffene Logo. Das Motto der Apostolischen Reise in Rumänien lautet „Lasst uns gemeinsam gehen – Să mergem împreună“. Das Logo zeigt die in Rumänien besonders verehrte Gottesmutter als Mantelmadonna, ihre Hände schützend über das Gottesvolk ausbreitend. Die im Logo verwendeten Farben erinnern an die Farben der Nationalflagge: Blau, Gelb und Rot.
Offizielles Logo der Papstreise. Quelle: ...
Offizielles Logo der Papstreise. Quelle: Presseamt des Heiligen Stuhls
Franziskus beginnt seine dreitägige Visite in der Hauptstadt Bukarest. Aus der Vatikan-Meldung ist zu entnehmen, dass nach dem offiziellen Empfang durch Staatspräsident Klaus Johannis und einem Gespräch mit Ministerpräsidentin Viorica Dancila der Papst im Präsidentenpalast vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie sprechen wird. Ferner ist eine private Unterredung mit dem seit 2007 amtierenden Oberhaupt der rumänisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Daniel (Ciobotea), geplant. Anschließend hält Franziskus eine Rede vor dem Leitungsgremium der rumänisch-orthodoxen Kirche, der „Ständigen Synode“, und betet in der orthodoxen Kathedrale ein Vaterunser. Darauf folgt eine große Messe mit Ansprache in der römisch-katholischen Kathedrale von Bukarest. Am nächsten Tag, am 1. Juni, begibt sich der Papst nach Csíksomlyó (rum. Șumuleu-Ciuc, dt. Schomlenberg), einen der größten Wallfahrtsorte des Landes, wo er eine Messe im Freien zelebriert. Sicherlich ist die Bekanntgabe dieser Station des Papstes weltweit bei sehr vielen Kommentatoren erstmals auf Nichtwissen gestoßen. Seit 1567 pilgerten jedes Jahr zu Pfingsten die katholischen Magyaren des Szeklerlandes, die Székler, und die Tschangos aus der Moldau nach Csíksomlyó. Das Pilgern war unter kommunistischer Herrschaft 40 Jahre lang nicht grundsätzlich verboten, dennoch versuchten die Organe des totalitären Staates die Teilnahme durch zahlreiche Schikanen massiv zu behindern. 1990 fand erstmals seit 1949 wieder eine dem tradierten Regelwerk nach vollständige, öffentliche und von staatlicher Seite zugelassene Wallfahrt in Csíksomlyó statt. In den letzten Jahren nahmen an der Wallfahrt zur Marienkirche von Csíksomlyó circa 300 000 Menschen teil.

Am Nachmittag des 1. Juni ist in Jassy/Iași ein Treffen des Papstes mit Jugendlichen und Familien geplant. Bischof Petru Gherghel betonte in einem Radio-Interview: „Der Papst will durch seinen Besuch in Iași, also in der Moldau, zeigen, dass die Kirche nicht vergessen wird, egal wo sie sich befindet“. Das Bistum Jassy wurde 1884 durch Papst Leo XIII. errichtet und hat viele Höhen und Tiefen erlebt. 2005 wurde eine neue, moderne Kathedrale Maria Königin (Catedrala Sfânta Fecioara Maria, Regina) eingeweiht.

Das vierte angesteuerte Reiseziel des Papstes ist nach langen internen Verhandlungen Blasendorf/Blaj, der Sitz des Großerzbistums Făgăraș und Alba Iulia und des Oberhauptes der mit Rom unierten rumänischen griechisch-katholischen Kirche.

Am 2. Juni leitet Franziskus in Blasendorf/Blaj die Seligsprechungsfeier auf dem Freiheitsfeld, der „Câmpia Libertății“. Der Gottesdienst findet im byzantinischen Ritus statt. Es ist das erste Mal, dass Franziskus als Papst nach dieser ostkirchlichen Tradition zelebriert.

Im aktuellen Communiqué aus dem Vatikan werden auch die Namen der Märtyrer genannt, die selig gesprochen werden. Es handelt sich um Kardinal Iuliu Hossu und die griechisch-katholischen Bischöfe Valeriu Traian Freniu, Alexandru Rusu, Ioan Balan, Ioan Suciu, Titu Liviu Chinezu und Vasile Aftenie. Ab 1949 wurden alle griechisch-katholischen Bischöfe für viele Jahre inhaftiert.

Kardinal Iuliu Hossu (1885-1970) hatte im politischen Kampf der Siebenbürger Rumänen gegen einen weiteren Verbleib bei Ungarn im Jahr 1918 eine wichtige Rolle gespielt. Nach 1945 wehrte sich Hossu entschieden gegen die Pläne der neuen kommunistischen Regierung, die auf die Trennung der rumänischen griechisch-katholischen Kirche von Rom abzielten. Hossu blieb jahrelang inhaftiert.

Nach der Seligsprechung, als letzte Begegnung seiner Reise, trifft das Kirchenoberhaupt Angehörige der Roma in der neuen Kirche des zu Blasendorf/ Blaj gehörenden Roma-Stadtteils Barbu Lautaru. Vatican News bewertet das Verhältnis der griechisch-katholischen Kirche zur Orthodoxie in den letzten 20 Jahren als entspannt. Der ökumenische Dialog trägt Früchte. Einige Fragen der Güterrückstellung müssen aber noch gelöst werden.

Aktuell wird die Rumänische griechisch-katholische Kirche von Kardinal Lucian Mureșan, Großerzbischof von Alba Iulia und Făgăraș, geleitet. Er erklärte: „Wir hoffen, dass die Anwesenheit des Stellvertreters Petri Inspiration für Rumänien bringt, all das Gute und Kostbare zugunsten des Landes und des Gemeinwohls zu vereinen“.

Unabhängig ihrer Religion erhoffen sich die meisten Menschen in Rumänien durch den Papstbesuch eine nähere Brücke zu Europa. Er möge ein Zeichen setzen, sagen viele, gegen Nationalismus und Kleindenken ein Zeichen für Frieden in einem Land, das während der vielen Jahrhunderte doch bewiesen hat, dass Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Religionen miteinander friedlich leben können.

Josef Balazs

Schlagwörter: Papst, Franziskus, Reise, Rumänien, griechisch-katholischen Kirche, rumänisch-orthodoxen Kirche, Bukarest, Klaus Johannis, Blasendorf, Jassy, Roma

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Neueste Kommentare

  • 12.04.2019, 14:59 Uhr von Äschilos: ...oder ein Besuch der Schwarzen Kirche ? [weiter]
  • 12.04.2019, 10:37 Uhr von SIMIVALI: Ist auch ein Gespräch/Treffen mit Bischof Guib oder anderen Vertretern der evangelischen Kirche A. ... [weiter]

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