17. Mai 2007

Museum für Landlergeschichte in der Neppendorfer Kirche eröffnet

Immer seltener sind in den letzten Jahren die Landlertrachten in Rumänien zu sehen. Die vor mehr als einem Viertel Jahrtausend aus dem Salzkammergut eingewanderten Österreicher sind zum größten Teil wieder ausgewandert. Um ihre Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, haben die drei Gemeinden Großpold, Großau und Neppendorf am 25. April in der Neppendorfer Kirche das erste Landlermuseum in Rumänien eröffnet. Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann des Landes Oberösterreich, der Landtagsabgeordnete Mag. Otto Gumpinger von der oberösterreichischen Landlerhilfe, Klaus Johannis, Bürgermeister von Hermannstadt, sowie Kreisratsvorsitzender Martin Bottesch nahmen an der Veranstaltung teil.
Der Grundstein für das Museum wurde bereits 1984 gelegt, als eine Dauerausstellung in der Pfarrkirche eingerichtet wurde. In einem Seitenflügel hatte das Museum Platz gefunden. Pfarrer i. R. Heinz Galter erinnerte sich an die Zeiten, als die kleine Ausstellung anlässlich des 250. Jahrestages seit dem Eintreffen der ersten protestantischen Transmigranten aus Goisern eröffnet wurde. Damals waren viele Stücke nur ausgeliehen, doch mit der Zeit sammelte die Kirche immer mehr Objekte, da ihre Besitzer auswanderten und mit den Haushaltsgeräten oder alten Büchern oft nichts mehr anfangen konnten.

Landlerinnen bei der Eröffnung des Museums in Neppendorf. Foto: Ruxandra Stănescu
Landlerinnen bei der Eröffnung des Museums in Neppendorf. Foto: Ruxandra Stănescu

Unter der wissenschaftlichen Leitung der Wiener Kunsthistorikerin Dr. Gudrun Daubek-Puza ist die Sammlung neu geordnet, ergänzt und als Museumskonzept über die Geschichte der Landler erweitert worden. Die Barockspezialistin hat für dieses Projekt mehrere Monate in Rumänien gelebt und dabei, nach eigenen Angaben, Haus und Familie vernachlässigt. Sie fand jedoch tüchtige helfende Hände für die Aufgabe, die sie ihre Entscheidung nicht bereuen ließen.
Das Museum wurde mit Hilfe einer großzügigen Spende des Landes Oberösterreich eingerichtet. Einen besonderen Dank richtete Pfarrer Dietrich Galter an Dr. Josef Pühringer, der sich für die Erweiterung des Museums eingesetzt hatte. „Besonders wichtig war uns auch die Zusammenarbeit mit dem Teutsch-Haus, dem Zentralarchiv der Evangelischen Kirche“, erklärte Pfarrer Galter in seiner Eröffnungsrede, „sowie die Unterstützung durch den Kreis- und Stadtrat“. Für Bürgermeister Klaus Johannis bedeutet das Projekt auch eine Bereicherung des Kulturhauptstadtjahrs. Dies stellte auch Pühringer fest, der gerade Erfahrungen für 2009 sammelt, das Jahr, in dem Linz Europäische Kulturhauptstadt sein wird. „Auch wenn nicht viel von unserer Geschichte übrig geblieben ist, befindet es sich hier doch am richtigen Platz“, sagte Kreisratsvorsitzender Martin Bottesch. Er selbst ist ein stolzer Landler und setzt sich für deren Kulturpflege ein.
Die Geschichte der Landler seit ihrer Deportation aus dem Salzkammergut nach Siebenbürgen ist im Museum durch Karten und genaue Tabellen festgehalten: Die erste Welle von 263 Seelen aus Goisern, Hallstadt und Ischl wanderte am 4. Juli 1734 aus. Die lange Reise führte durch Linz, Wien und Temesvar bis Großau und Neppendorf.
Informationen zur Museumsbesichtigung beim Evangelischen Pfarramt Neppendorf, Str. E. A. Bielz 62, Sibiu/Hermannstadt, Telefon: (00 40) 2 69-22 88 65.

Ruxandra Stănescu


Schlagwörter: Landler

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