26. Oktober 2010

Dokumentation „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ nimmt konkrete Gestalt an

Die Ausstellungs- und Dokumentationsstätte „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ nimmt durch ein Eckpunktepapier und Änderungsvorschläge konkrete Gestalt an. Der vom Deutschen Bundestag am 7. Juli 2010 gewählte Stiftungsrat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ hat sich unter dem Vorsitz von Staatsminister Bernd Neumann am 25. Oktober in Berlin konstituiert. Bis auf die beiden Vertreter des Zentralrats der Juden, der die zugeteilten Mandate ruhen lässt, waren alle 21 Stiftungsratsmitglieder vertreten. Um eine offene Diskussion zu der geplanten Einrichtung anzustoßen, ist das Eckpunktepapier ab sofort im Internet unter www.sfvv.de abrufbar.
Staatsminister Neumann stellte nach der Sitzung fest: „Der Stiftungsrat hat sich einmütig dazu bekannt, die durch den Deutschen Bundestag mit großer Mehrheit beschlossene Ausstellungs- und Dokumentationsstätte ‚Flucht, Vertreibung, Versöhnung’ im Deutschlandhaus in Berlin zügig zu verwirklichen und den Realisierungsprozess konstruktiv mitzugestalten. 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist es nun wirklich geboten, in einer Ausstellung das Schicksal von mehr als 14 Millionen deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen wie auch das Schicksal anderer in Europa darzustellen und aufzuarbeiten.“

Der Direktor der Stiftung, Prof. Dr. Manfred Kittel, hatte kurz vor der Sitzung den Entwurf eines Eckpunktepapiers vorgelegt, das als Grundlage für die Erarbeitung eines Ausstellungskonzepts dienen soll. Der Stiftungsrat hat das Papier einmütig als gute Beratungsgrundlage begrüßt.

Aus dem Gremium heraus wurden einige Änderungs- und Ergänzungsvorschläge vorgebracht. Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V und Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, sprach die im Konzept zu Recht vorgesehene Darstellung der Gräuel des Naziterrors als Kontext des Vertreibungsgeschehens an und erwähnte alle bereits vorhandenen Dokumentations- und Gedenkstätten zu diesem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, so das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“, das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, das „Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ oder das bereits 1992 beschlossene und im Bau befindliche „Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma“. Auf diese vorhandenen Dokumentationen könnte die Kontextdarstellung einleitend zur geplanten Ausstellung Bezug nehmen und damit einen Beitrag zur Vernetzung der unterschiedlichen Dokumentationen des Schreckens der Naziherrschaft leisten. Es sei nicht erforderlich, vorhandene Dokumentationen zu wiederholen, betonte Fabritius. Allerdings sollte die Darstellung des Kontextes keinesfalls den Anschein einer Rechtfertigung des Vertreibungsgeschehens erwecken. Hauptthema der geplanten Ausstellung sei das Schicksal der vertriebenen Deutschen, welches als Baustein einer Gesamtdokumentation der Opfer des Zweiten Weltkrieges durch unterschiedliche Einrichtungen bis heute fehle. Hier sei die gesamte Bandbreite der Opfergruppe darzustellen. Als Beispiel erwähnte Fabritius die Kollektivverschleppung der Deutschen aus Rumänien nach Russland im Januar 1945 und regte eine Darstellung als Fallstudie an. Des Weiteren empfahl Fabritius, durch die Ausstellung einen Gegenwarts- und Zukunftsbezug herzustellen, indem beispielsweise der Beitrag dieser Opfergruppe zur Pflege der mitgebrachten Kultur als Teil des gesamtdeutschen kulturellen Erbes und die aktuelle Brückenfunktion zu den Herkunftsgebieten im Kontext der Völkerverständigung dargestellt werden. Letztlich sei eine entsprechende Ausstellung nur mit einem Raum des Gedenkens vollständig.

Prof. Kittel wird das Eckpunktepapier nach den entsprechenden Ergänzungen und Änderungen an den Wissenschaftlichen Beraterkreis weiterleiten, der darüber beraten wird. Der Stiftungsrat wird dazu in einer der folgenden Sitzungen einen endgültigen Beschluss fassen. Um eine offene Diskussion zur geplanten Einrichtung anzustoßen, ist das Eckpunktepapier ab sofort im Internet unter www.sfvv.de abrufbar.

Die Sitzung fand in einer sehr konstruktiven Atmosphäre statt. Der Stiftungsrat setzt sich aus 21 Vertretern zusammen: des Bundes der Vertriebenen (6), der Evangelischen und der Katholischen Kirche sowie des Zentralrats der Juden (je 2), des Deutschen Bundestages (4), der Bundesregierung (3) sowie den Präsidenten des Deutschen Historischen Museums und des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Download:

Eckpunktepapier für die Ausstellungs- und Dokumentationsstätte „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“

Schlagwörter: Vertriebene und Aussiedler, Zentrum gegen Vertreibungen, BdV

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