17. November 2018

Nordrhein-Westfalen will Patenschaften stärken

Der Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen des Landes Nordrhein-Westfalen wurde 1948, damals noch unter anderem Namen, ins Leben gerufen. Der Landesbeirat hat die Aufgabe, die Landesregierung in allen Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen zu unterrichten und sachverständig zu beraten. Er soll darüber hinaus deren Interessen in der Öffentlichkeit vertreten und um Verständnis für Maßnahmen der Behörden werben.
Nordrhein-Westfalen hat nach dem Zweiten Weltkrieg 2,4 Millionen deutsche Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus dem deutschen Osten aufgenommen. Seit den 1970er Jahren kamen etwa 700000 Aussiedler und Spätaussiedler aus Polen, Rumänien und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hinzu. Sein 70-jähriges Bestehen feierte das Gremium gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet am 6. November in festlichem Rahmen im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf.

Nach der Eröffnung durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Klaus Kaiser, und einem Grußwort des neuen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Werner Jostmeier, würdigte Ministerpräsident Armin Laschet die Arbeit des Landesbeirates in diesen 70 Jahren. „Seit sieben Jahrzehnten ist der Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen starke Interessensvertretung und zuverlässiger Ratgeber, wenn es um die Belange von Aussiedlern und Vertriebenen geht. Der Landesbeirat weiß, was es für Menschen bedeutet, ihre Heimat zu verlieren, was für eine Herausforderung es ist, sich woanders eine neue Heimat aufbauen zu müssen. Damit sind diese Menschen Vorbilder für Integration in unserem Land. Überdies sind sie mit ihrem Engagement und Einsatz wichtige Botschafter für Frieden und Verständigung in Europa. Mein herzlicher Dank für die erfolgreiche Arbeit seit 70 Jahren und alles Gute für die Zukunft!“, sagte Armin Laschet. Ganz besonders ging Laschet auf die Patenlandsmannschaften der Siebenbürger Sachsen und Oberschlesier ein. Diese Patenschaften will die Landesregierung viel stärker als bisher wahrnehmen, z.B. durch die Auslobung eines Heimatpreises NRW für die beiden Patenlandsmannschaften. Ganz begeistert war Laschet vom Besuch des siebenbürgischen Heimattages 2018 in Dinkelsbühl, bei dem er den Eindruck hatte, dass mehr junge als ältere Menschen mitgewirkt haben.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ...
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet mit den Beteiligten am Festakt zum 70. Jubiläum des Landesbeirats. Fotoquelle: Landesbeirat NRW
Der Vorsitzende des Landesbeirats, Heiko Hendriks, nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die letzten 70 Jahre. Er machte deutlich, dass in den Anfangsjahren Hilfen und Unterstützung bei Eingliederungsmaßnahmen für Millionen Deutscher Heimatvertriebener und Flüchtlinge aus dem historischen deutschen Osten die Hauptaufgabe des Gremiums gewesen seien. Die Aufnahme und Unterbringung sowie die sprachliche, schulische, soziale und gesellschaftliche Eingliederung der Aussiedler und Spätaussiedler seien die bestimmenden Themen in den 80er und 90er Jahren gewesen. Heute hingegen stünden Fragen der Erinnerungskultur, der Kulturpflege sowie der politischen Bildung von Aussiedlern und Spätaussiedlern im Vordergrund. „Deutsche Vertriebene und Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler haben wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg und zum kulturellen Leben von Nordrhein-Westfalen beigetragen. Es gilt, die Erinnerung an Flucht und Vertreibung im und nach dem Zweiten Weltkrieg wachzuhalten, die Leistungen dieser zu uns gekommenen Menschen anzuerkennen und zu würdigen. Das kulturelle Erbe zu bewahren, bedeutet zu wissen, woher man kommt. Denn nur, wenn man seine eigene Geschichte und Identität kennt, kann man sich kritisch und kreativ mit der heutigen Situation auseinandersetzen, um Zukunft gestalten zu können“, erklärte der Vorsitzende des Landesbeirats, Heiko Hendriks.

Den kulturellen Teil des Festprogramms gestalteten die verschiedenen Landsmannschaften. Den Verband der Siebenbürger Sachsen stellte der Landesvorsitzende Rainer Lehni anhand der vier Siebenbürger Siedlungen in Nordrein-Westfalen exemplarisch vor. Die Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Köln zeigte in ihren schönen Festtrachten zwei Volkstänze: die „Reklich Med“ aus Siebenbürgen und die Quadrille „Wolgaster“ aus Pommern. Der Jubiläumsabend wurde mit einem festlichen Essen und guten Gesprächen abgerundet.

RL

Schlagwörter: NRW, Patenschaft, Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler, Laschet, Düsseldorf

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