25. September 2011

Hilfskomitee plant Namensänderung

Viele Hilfskomitees nennen sich inzwischen Gemeinschaft evangelischer ... Schlesier, Posener, Pommern usw... und benutzen den Begriff Hilfskomitee als Untertitel, um zu dokumentieren woher man kommt. Schon seit Jahren war im Vorstand dieser Sachstand im Gespräch, doch wir kamen nie voran. Etwas zu verändern bedarf Mut und beinhaltet auch immer einige Risiken. Das haben wir ja in unserem Verband erlebt, als man sich vom Begriff Landsmannschaft lösen wollte.
Was gibt es für Argumente für eine Namensänderung: In erster Reihe gehört der Begriff Hilfskomitee mit seinen inhaltlichen Vorgaben in die unmittelbare Nachkriegszeit, wo innerhalb Deutschlands Hilfe, situationsbedingte Beratung und Gemeinschaft angeboten wurde. Nach der Trennung des Hilfskomitees vom Verband und im Veränderungsprozess im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Selbstverständnis und das Aufgabenprofil von einst verändert.

Die Frage der Integration in die Gliedkirchen der EKD hat sich intensiviert. In unseren Publikationen ging es doch verstärkt um das Selbstverständnis als evangelischer Christ, mit alldem was an evangelisch geprägten siebenbürgischen Traditionen mitgebracht worden sind.

Zur Behandlung dieser Themenbereiche passt der Begriff „Komitee“ nach meinem, und nicht nur nach meinem Empfinden, nicht mehr. Der Begriff engt ein und kann ausgrenzen. Dazu kommt, dass die daran gebundene Vergangenheit mit Auseinandersetzungen verbunden ist. Die gilt es in einem andauernden Lern- und Versöhnungsprozess zurückzulassen. Vom Schriftsteller und Philosophen Safransky hörte ich das Wort: „Es gibt ein Art sich auf Geschichte zu beziehen, dass daraus Gift für die Gegenwart kommt“. Das hat es zur Genüge gegeben, und sollte überwunden werden. Dazu sei noch angeführt, dass dieser Begriff zum Teil besetzt ist aus politischen und nicht zuletzt aus realsozialistischen Strukturen. Es ist aber auch ein Wort, dem man in unserer Zeit kaum mehr begegnet. Die Menschen haben schweren Zugang dazu.

In der letzten Sitzung wurde die Namensänderung/Korrektur mehrheitlich beschlossen. „Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, im Diakonischen Werk der EKD (Hilfskomitee). Im Vorstand kam das so zum Ausdruck: Der Jüngste sprach sich sofort für die Veränderung auf Gemeinschaft aus, der Älteste für die Beibehaltung Hilfskomitee.

Was spricht noch dafür? Im Bereich der EKD gab es in der Vergangenheit segensreiche Gemeinschaftsbewegungen. In der Badischen Landeskirche gibt es Landeskirchliche Gemeinschaften wie die Liebenzeller, und die A.B. Gemeinschaft. Sie gehören zur Landeskirche mit ihrem eigenen Glaubens- und Frömmigkeitsprofil. In anderen Landeskirchen gibt es ähnliche Formen. Sie werden von den Kirchenleitungen sorgfältig beachtet und begleitet. Der Gemeinschaftsbegriff ist eine zukunftsträchtige Lösung. Er kann motivieren, dieser Gemeinschaft angehörig zu bleiben oder ihr beizutreten, ohne andere Zugehörigkeiten aufzugeben. Wäre wichtig, da die Zahl der Mitglieder im Hilfskomitee bemerkenswert gesunken ist. Zur Zeit sind es 550 Mitglieder.

Viele unserer ehemaligen Gemeindeglieder verstehen die unterschiedlichen siebenbürgischen Gruppierungen hier in Deutschland kaum. Sie meinen alles ist Verband, was ja herkömmlichem volkskirchlichem Denken entspricht. Mit Gemeinschaft wäre deutlich gemacht, worum es geht: Um ein evangelisches Selbstverständnis, um eine bewusste Zugehörigkeit zur Kirche hier, ohne Aufgabe kirchlicher Prägung aus der alten Heimat.

Der Vorstand


Dies ist ein Beitrag aus der Beilage "Kirche und Heimat", Siebenbürgische Zeitung vom 30. September 2011.

Schlagwörter: Kirche und Heimat, Hilfskomitee, Namensänderung

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