3. Mai 2010
Zu einem Poesiealbumseintrag von „Professor“ Artur Strohschneider, 1933
Auf meinen Artikel über die Kinderbuchautorin Ricarda Terschak hin (Siebenbürgische Zeitung vom 10. März 2010) bekam ich von Frau Meta Phleps geb. Abraham (geb. 1920 in Reps) aus Nürtingen eine interessante Rückmeldung. Sie bezieht sich auf den dort erwähnten Seiltänzer Artur Strohschneider, der 1933 mehrfach auch in Siebenbürgen auftrat.
Frau Abraham, damals Schülerin in der Sekunda (6. Jgst.) des Schäßburger Mädchengymnasiums, ließ es sich als Strohschneider-Fan nicht nehmen, während der Schulpause mit einer Freundin zum Hotel „Stern“ zu laufen, wo der Künstler gerade logierte. Ihrer Bitte um eine Widmung fürs Poesiealbum kam er gerne nach (siehe Bild). Die anschließende Rüge wegen ihres Zuspätkommens im Unterricht nahm sie dabei gerne in Kauf (vielleicht hätte sich ihre damalige Französischlehrerin Selma Schuller noch an die Episode erinnert, sie verstarb im vergangenen Jahr im biblischen Alter von 103 Jahren in Heilbronn).
Weil das merkwürdig tragische Ende des Hochseilartisten kaum bekannt ist, sei es hier nachgetragen. „Professor“ Artur Strohschneider, der 1933 und 1934 auch in Hermannstadt, Schäßburg, Sächsisch Regen, Reps usw. seine Kunststücke zeigte, entstammte einer österreichischen Seiltänzerfamilie aus dem Ausseer Land. Vor einiger Zeit wurde im Internet eine Ansichtskarte von ca. 1910 angeboten, die den Zudruck „Familie Arthur Strohschneider, die wirklich besten Ascensionisten der Welt“ enthält. Sie zeigt wohl die Eltern und eine Schwester des später auch in Rumänien bekannten Hochseilkünstlers (den Professorentitel hatte er von seinem gleichnamigen Vater „geerbt“, der nach einem Auftritt vor dem italienischen Kaiser Viktor Emanuel III. zum „Professore Arturo Strohschneider“ ernannt wurde). Bei Strohschneiders Auftritten im März 1933 in Hermannstadt war ein Seil zwischen dem Dach der römisch-katholischen Stadtpfarrkirche und dem Gewerbevereinsgebäude gespannt. Darauf fuhr Strohschneider Rad, nahm ein Essen mit Tisch und Stuhl ein oder ahmte den Gang eines Betrunkenen nach, vgl. die Berichte im Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt (SDT) vom 3., 4. und 5. März 1933. Ein knappes Jahr später erlitt Strohschneider bei einem Sturz während einer Aufführung in Reschitza einen Armbruch, den er in Budapest auskurieren wollte. Auf dem Weg dorthin erkrankte er an einer Lungenentzündung, der er wenige Tage später in einem nicht näher genannten Sanatorium (in Ungarn?) erlag (SDT vom 17. April 1934).
Eine Anekdote, die das Tageblatt vom 6. März 1933 überliefert, stammte freilich noch aus besseren Zeiten. Als Professor Strohschneider erzählte, dass seine Ahnen alle Seiltänzer gewesen seien und schließlich jeder von ihnen bei einem Sturz vom Seil verunglückt sei, soll eine gewitzte sächsische Pfarrerswitwe bemerkt haben: „Genau wie bei uns. Auch wir wissen von unseren Ahnen, dass sie alle im Bett gestorben sind und legen uns doch alle Abende ohne Angst zu Bett.“
„Was für ein schöner Tod das ist, wenn du stirbst, während du deiner Leidenschaft folgst.“ Ein solcher Tod war Prof. Strohschneider nicht beschieden. Der große französische Seiltänzer Philippe Petite, der dies 1974 bekannte, lebt wundersamerweise immer noch. Nur die New Yorker Twin Towers, die er damals in 417 Meter Höhe überquerte, stehen nicht mehr. Wer hätte das damals gedacht.
Weil das merkwürdig tragische Ende des Hochseilartisten kaum bekannt ist, sei es hier nachgetragen. „Professor“ Artur Strohschneider, der 1933 und 1934 auch in Hermannstadt, Schäßburg, Sächsisch Regen, Reps usw. seine Kunststücke zeigte, entstammte einer österreichischen Seiltänzerfamilie aus dem Ausseer Land. Vor einiger Zeit wurde im Internet eine Ansichtskarte von ca. 1910 angeboten, die den Zudruck „Familie Arthur Strohschneider, die wirklich besten Ascensionisten der Welt“ enthält. Sie zeigt wohl die Eltern und eine Schwester des später auch in Rumänien bekannten Hochseilkünstlers (den Professorentitel hatte er von seinem gleichnamigen Vater „geerbt“, der nach einem Auftritt vor dem italienischen Kaiser Viktor Emanuel III. zum „Professore Arturo Strohschneider“ ernannt wurde). Bei Strohschneiders Auftritten im März 1933 in Hermannstadt war ein Seil zwischen dem Dach der römisch-katholischen Stadtpfarrkirche und dem Gewerbevereinsgebäude gespannt. Darauf fuhr Strohschneider Rad, nahm ein Essen mit Tisch und Stuhl ein oder ahmte den Gang eines Betrunkenen nach, vgl. die Berichte im Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt (SDT) vom 3., 4. und 5. März 1933. Ein knappes Jahr später erlitt Strohschneider bei einem Sturz während einer Aufführung in Reschitza einen Armbruch, den er in Budapest auskurieren wollte. Auf dem Weg dorthin erkrankte er an einer Lungenentzündung, der er wenige Tage später in einem nicht näher genannten Sanatorium (in Ungarn?) erlag (SDT vom 17. April 1934).
Eine Anekdote, die das Tageblatt vom 6. März 1933 überliefert, stammte freilich noch aus besseren Zeiten. Als Professor Strohschneider erzählte, dass seine Ahnen alle Seiltänzer gewesen seien und schließlich jeder von ihnen bei einem Sturz vom Seil verunglückt sei, soll eine gewitzte sächsische Pfarrerswitwe bemerkt haben: „Genau wie bei uns. Auch wir wissen von unseren Ahnen, dass sie alle im Bett gestorben sind und legen uns doch alle Abende ohne Angst zu Bett.“
„Was für ein schöner Tod das ist, wenn du stirbst, während du deiner Leidenschaft folgst.“ Ein solcher Tod war Prof. Strohschneider nicht beschieden. Der große französische Seiltänzer Philippe Petite, der dies 1974 bekannte, lebt wundersamerweise immer noch. Nur die New Yorker Twin Towers, die er damals in 417 Meter Höhe überquerte, stehen nicht mehr. Wer hätte das damals gedacht.
Konrad Klein
Schlagwörter: Leserecho, Künstler
310 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.