10. Mai 2002

Prinz Charles in Siebenbürgen

Prinz Charles besuchte über die orthodoxen Osterfeiertage erneut Rumänien. Den Besuch veranlasste diesmal der Eminescu-Trust aus London, der sich für umfangreiche Restaurierungen in einst sächsischen Gemeinden einsetzt. Die Stiftung hatte heftig gegen das Dracula-Projekt auf der Schäßburger Breite protestiert.
Ein aus diesem Grund geplantes Treffen von Prinz Charles mit Staatspräsident Iliescu wurde abgeblasen: Das Staatsoberhaupt war, so hieß es, im wahrsten Sinne des Wortes verschnupft.
Im November 1999 hatte der Prinz von Wales offiziell Hermannstadt und mehrere sächsische Gemeinden in Siebenbürgen aufgesucht: Birthälm, Deutsch-Weißkirch und Meschen. Auf seiner diesmal ganz privaten Visite blieb er allerdings nicht unbemerkt. So stieg er im Hermannstädter "Römischen Kaiser" ab und logierte danach fast durchwegs im Schäßburger "Haus mit dem Hirschgeweih", das, wie bekannt, von der Messerschmitt-Stiftung gekauft und mittlerweile restauriert wurde. Und "als kunstinteressierter Mann" besichtigte der Prinz eingehend die Bergkirche in Schäßburg, selbst in die Krypta sei er hinabgestiegen, so Stadtpfarrer Bruno Fröhlich. Bewusst wurde bei dieser Gelegenheit das Dracula-Projekt nicht angesprochen, aber Fröhlich überreichte dem britischen Thronfolger zum Abschied einen Blumentopf mit einer kleinen Eiche von der Breite. Das Symbol stellte der bekannte Schäßburger Umweltschützer Alexandru Got'a zur Verfügung.
Auch in Birthälm wurde das Thema Dracula nicht angeschnitten, obwohl seine Majestät auch dort von Jessica Douglas Home und Nathaniel Page von der Londoner Eminescu-Stiftung begleitet wurde. Im ehemaligen Bischofssitz wurde der hohe Gast durch den evangelischen Bischof D. Dr. Christoph Klein und Senator Hermann Fabini empfangen. Letzterer ist übrigens Chefrestaurateur der Kirchenburg Birthälm, die erneut unter seiner Leitung mit Unterstützung des Weltbaudenkmälerfonds und der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung in München einer umfangreichen Sanierung unterzogen wird.
Fast eine Stunde bewunderte Prinz Charles in Birthälm alles, was es zu bewundern gibt: den "Gefängnisturm", den katholischen Turm, die Grabstätten der Bischöfe, die Festungsanlage insgesamt und die beeindruckende Dächerlandschaft. Im Inneren der Marienkirche galt seine Aufmerksamkeit dem Flügelaltar, der Kanzel, den Teppichen und natürlich dem berühmten Schloss an der Türe der Sakristei. In Klosdorf erschien er in Begleitung von Karl Scheerer (Vorsitzender der Hermann-Niermann-Stiftung zur Förderung europäischer Minderheiten, die zurzeit die Schäßburger Bergschule restaurieren will), wo die Eminescu-Stiftung bereits mit Restaurierungen aktiv ist. Auch diesmal besuchte der Prinz Deutsch-Weißkirch und die rührige Dorfrätin Caroline Fernolend. Sie hatte den Prinz von Wales in England besucht und sodann mit der Londoner Stiftung in ihrer Gemeinde das vollzogen, was dem so genannten Eminescu-Trust in vielen siebenbürgischen Gemeinden vorschwebt: eine sozial-wirtschaftliche Rehabilitierung der Ortschaften. Mit auf die Heimreise nahm Prinz Charles den Siebenbürgischen Kalender 2002 sowie einen Teil der von Architekt Fabini herausgegebenen Heftreihe mit sächsischen Kirchenburgen. Es handelte sich dabei um jene Gemeinden, die Prinz Charles diesmal und 1999 besuchte: Meschen, Radeln, Birthälm, Großkopisch, Deutsch-Weißkirch u.a. Desgleichen überreichte ihm der Senator sein Protestschreiben bezüglich des Dracula-Projekts, das jüngst in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ) veröffentlicht wurde.

Martin Ohnweiler

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Neueste Kommentare

  • 11.06.2010, 12:58 Uhr von Joachim: Du hast recht gogesch, er sieht jetzt auch viel älter aus..... [weiter]
  • 11.06.2010, 11:50 Uhr von gogesch: Ein Artikel aus dem Jahr 2002 wird hier kommentiert.... ich dachte Joachim ist wirklich schlau und ... [weiter]
  • 09.06.2010, 19:03 Uhr von Joachim: Die Ähnlichkeit ist unverkennbar....... [weiter]

Artikel wurde 5 mal kommentiert.

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