7. Juni 2002

"Siebenbürgen als Lokomotive der europäischen Integration"

„Rumäniens Weg nach Europa - Siebenbürgen als Lokomotive der europäischen lntegration?" - So lautete der Titel eines Referates, das Robert Schwartz, Redakteur der Deutschen Welle, am 17. April 2002 auf Einladung der Landesgruppe Berlin der siebenbürgischen Landsmannschaft im Rumänischen Kulturinstitut in Berlin hielt.
Was im Titel noch mit einem Fragezeichen versehen war, konnte nach dem Vortrag mit einem klaren „Ja" beantwortet werden. Siebenbürgen war als Oberbegriff zu verstehen. Als Oberbegriff für die gesamte Region, die einst zur Habsburger Monarchie gehörte, zu der also auch das Banat und das Gebiet um Sathmar und Großwardein zählten. Wie Robert Schwartz auf der gut besuchten Veranstaltung ausführte, haben ausländische Investoren seit der Wende im Banat 23 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Inzwischen fehlen sogar Arbeitskräfte, so dass diese nun aus dem Süden und Osten Rumäniens angeworben werden müssen. Doch ist das nicht die einzige Spitzenleistung dieser Region. Großsanktnikolaus ist die erste Stadt Rumäniens mit Vollbeschäftigung. Wahrscheinlich wird es im Sommer auch Hatzfeld schaffen.
Dies sind nur einige der vielen Details, die Schwartz in seinem Vortrag präsentierte. Der ausgewiesene Rumänienkenner ist stellvertretender Leiter der rumänischen Redaktion der Deutschen Welle in Köln. Der gebürtige Hermannstädter, Jahrgang 1956, arbeitet seit einem Jahrzehnt beim Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland. In Rumänien hatte Schwartz Germanistik studiert und nach der Wende das deutschsprachige Gymnasium in Bukarest geleitet.
Die Landesgruppe Berlin arbeitet seit zwei Jahren mit dem Rumänischen Kulturinstituteng zusammen. Ausdruck dieser Zusammenarbeit sind zahlreiche Gemeinschaftsveranstaltungen zu siebenbürgischen Themen. Bei den Zuhörern dieses Vortrags kam besonders gut an, dass sie der Referent nicht mit Zahlen überfrachtete. „Endlich ein Vortrag, in dem uns nicht schon wieder erzählt wurde, was in Rumänien die Salami kostet", brachte es eine Besucherin auf den Punkt. Gut gefielen dem Publikum auch die Anekdoten, die der Referent zur Auflockerung einschob, wie die Folgende: Als am 9. Mai 2002 in Rumänien der Europatag groß begangen wurde, brachte der Bukarester Rundfunk zum Anlass des Ereignisses laufend Sondersendungen. Zu einer dieser Sendungen war auch Robert Schwartz als Vertreter der Deutschen Welle geladen. Als er später seine Freunde in Hermannstadt und in Temeswar anrief, kam der Europatag zwangsläufig zur Sprache. Auf die Frage, wie der Tag dort begangen wurde, antworteten die Siebenbürger und die Banater übereinstimmend: „Überhaupt nicht. Bei uns wird an Werktagen gearbeitet." - Das, so Robert Schwartz in seinem Vortrag, wird man hierzulande sicher auch noch lernen.

Ernst Meinhardt

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