12. Juni 2002

Karin Gündisch las in Drabenderhöhe

Die aus Heltau in Siebenbürgen stammende Schriftstellerin Karin Gündisch las am 23. Mai im Kulturhaus Hermann Oberth aus ihrem kürzlich in den Vereinigten Staaten von Amerika ausgezeichneten Kinderbuch "How I became an American". Die deutsche Originalfassung erschien im Jahr 2000 unter dem Titel Das Paradies liegt in Amerika. Eine Auswanderergeschichte in der Reihe "Gulliver Taschenbuch" im Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim.
Zur Lesung eingeladen hatte die Schulleitung der Gemeinschafts-Grundschule Drabenderhöhe. Es ist an den Grundschulen schon Tradition, Kinderbuchautoren zu Lesungen einzuladen, um bei den Schülern den Spaß am Lesen zu fördern. Für Karin Gündisch war dies zwar die erste Lesung in dieser Grundschule, den Lehrern und Schülern ist sie aber schon durch ihre Erzählungen in den Lesebüchern seit längerem bekannt. Die Kinderbuchautorin las den Erst-und Zweitklässlern die - bisher nur als Manuskript vorhandene Erzählung - Florentine und Valentin vor. Im dritten Schuljahr las sie Geschichten über Astrid und im vierten Das Paradies ist in Amerika. Zu Beginn jeder Lesung berichtete sie über die Entstehung des Buches und ging danach auf Fragen der Kinder ein. "Karin Gündisch ist eine Autorin, die für die Schule zu entdecken ist, ihre Texte haben dieses Etwas, was man gar nicht benennen kann, was einen Text aber zu Literatur verzaubert", so der Kritiker Volker Ladenthin ("engagement"). Rund dreißig Schulbuchausgaben - nicht nur in Deutschland - enthalten mittlerweile Geschichten aus Büchern der freischaffenden Autorin.
Über die Entstehungsgeschichte der "amerikanischen" Ausgabe, die von Siebenbürgern auch äußerlich als sehr ansprechend empfunden wird - u.a. wegen der blau-roten Gestaltung des Umschlags - berichtete die Autorin vor etwa vierzig erwachsenen Zuhörern im Kulturheim Hermann Oberth in wenigen, aber aufschlussreichen Sätzen: Der renommierte Verlag Cricket Books in Chikago war an einer Veröffentlichung der Auswanderergeschichte in englischer Übersetzung interessiert, machte aber der Schriftstellerin zur Auflage, das Buch um ein Kapitel, in dem die Integration der Einwanderer in die amerikanische Gesellschaft möglichst genau zu schildern sei, zu ergänzen. Diese Forderung des amerikanischen Verlages veranlasste die Autorin zu eingehender "Forschungsarbeit". Die Inspiration zum Schreiben der Einwanderergeschichte rührte eigentlich von einem Brief einer aus Heltau nach Amerika ausgewanderten Familie her. Um die Forderung des Verlages zu erfüllen, mussten allerdings weitere "Recherchen" betrieben werden. Frau Gündisch "studierte" noch hunderte von Briefen, las einschlägige Berichte über das amerikanische Bundesland Ohio und die Stadt Youngstown, wo sich viele Familien aus Siebenbürgen angesiedelt hatten, und verfasste danach den gewünschten Ergänzungstext für die englische Ausgabe. "Wie aus Siebenbürgern Amerikaner wurden" überschrieb die Siebenbürgische Zeitung im November 2001 einen Artikel, in dem sie über die Herausgabe des Buches in englischer Übersetzung berichtete. Das Buch erzählt die Geschichte des elfjährigen Johann, der an der Schwelle des 19. zum 20. Jahrhundert mit seiner Mutter und Geschwistern seine Heimat Siebenbürgen verlässt, um nach Amerika auszuwandern, wo sich der Vater bereits seit Monaten aufhält. Karin Gündisch thematisiert in diesem Buch, wie auch in anderen Kinderbüchern, die Erfahrungen des Weggehens und Ankommens, des Ab- und Aufbruchs, und zeigt, was es bedeutet, eine Heimat aufzugeben und eine neue zu gewinnen. "Ein auf historischen Tatsachen beruhender Bericht, der durch seinen einfühlsamen, kargen und fast holzschnittartigen Erzählstil zutiefst berührt" so das Fazit von Brigitte.
Karin Gündischs Buch schildert nicht nur Aspekte der Integration in die amerikanische Gesellschaft, sondern ist auch für viele andere Länder in der Welt relevant, die heute mit Integrationsproblemen konfrontiert werden. Für das Beste aus einer Fremdsprache ins Englische übersetzte Kinderbuch des Jahres 2002 in den USA wurde "How I became an American" mit dem Mildred L. Batchelder Award des amerikanischen Bibliotheksverbandes ausgezeichnet.

Johann Seiler

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