14. Juni 2002

Facettenreiches Motto des Heimattages

Zur Eröffnungsveranstaltung des Heimattages der Siebenbürger am Pfingstsamstag konnte SJD-Bundesjugendleiter Rainer Lehni zahlreiche Gäste aus Politik und den Mitgliedsländern der siebenbürgischen Föderation begrüßen. Die Redner gingen auf das facettenreiche Motto des diesjährigen Pfingsttreffens, „Mit der Jugend in die Zukunft“, und die aktuelle Lage der Siebenbürger Sachsen im europäischen Kontext ein.
Rainer Lehni. Foto: Josef Balazs
Rainer Lehni. Foto: Josef Balazs


Die Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft setze sich „vehement“ dafür ein, „die Kultur und Tradition der Siebenbürger Sachsen in diesem neuen Europa weiterzupflegen, zu bewahren und an die künftige Generation weiterzugeben“, betonte Rainer Lehni, Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD). „Ein stetig zusammenwachsendes Europa muss ein Europa einer bunten Völkerschar bleiben, ein Europa, in dem kleine Völker und Volksgruppen nicht ihre Identität einbüßen.“ Als sichtbares Zeichen dafür habe sich die SJD auf ihre Fahne auf die eine Seite das alte siebenbürgische Landeswappen und auf die andere Seite den goldenen Sternenkreis der Europafahne gesetzt. Die organisierte Jugendarbeit der siebenbürgischen Landsmannschaft wurde in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten auf eine stabile Basis gestellt und 1976 eine eigene Jugend- und Nachwuchsorganisation, die SJD, gegründet.
Oberbürgermeister Otto Sparrer. Foto: Josef Balazs
Oberbürgermeister Otto Sparrer. Foto: Josef Balazs


Dinkelsbühls Oberbürgermeister Otto Sparrer verwies in seiner Ansprache auf die enorme Brisanz des Themas Jugend vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Erfurt. Aus dem Motto „Mit der Jugend in die Zukunft“ spreche „soviel Optimismus und Zuversicht“. Und zu Zuversicht hätten die Siebenbürger Sachsen allen Grund. Denn kaum eine Gemeinschaft wie sie habe „Gräben überwunden und geholfen, Europa neu aufzubauen“. Sparrer sieht „im Zusammenhalt der siebenbürgischen Gemeinschaft geradezu ein Modell. Er wird eine beachtliche Summe als Reisekostenzuschuss für Schäßburger Schüler, die am internationalen Jugendcamp in Dinkelsbühl teilnehmen, stiften.

Markus Söder. Foto: Josef Balazs
Markus Söder. Foto: Josef Balazs


Auf das beispielhafte Miteinander der Generationen unter den Siebenbürger Sachsen ging auch Markus Söder, Vorsitzender der Jungen Union Bayern, in einer rhetorisch gekonnten Ansprache ein. Söder pflegt als Landtagsabgeordneter von Nürnberg sehr enge Kontakte zu den Siebenbürger Sachsen und ist seit Jahren Mitglied der Landsmannschaft. Die junge Generation bringe Innovation, probiere Neues aus, müsse aber auch das Fundament kennen, von der vom aus sie sich bewegen.

Mihai Ciompec. Foto: Josef Balazs
Mihai Ciompec. Foto: Josef Balazs



"Durch Ihr Auswandern ist ein Verlust entstanden, der wahrscheinlich nie wieder zu ersetzen sein wird", bedauerte der erkrankte rumänische Botschafter in Berlin, Adrian Vierita, dessen Grußwort vom ersten Botschaftssekretär Mihai Ciompec vorgelesen wurde. Der Verlust einer fleißigen Bevölkerungsgruppe werde Rumänien noch lange Zeit schmerzen. Vierita will sich dafür einsetzen, dass die Brücken zwischen den beiden Ländern ausgebaut und gemeinsame Projekte mit den Landsmannschaften auf die Beine gestellt werden.

Paul Jürgen Porr. Foto: Josef Balazs
Paul Jürgen Porr. Foto: Josef Balazs


„Mit welcher Jugend in die Zukunft?“ fragte Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums. Traditionen und Kulturwerte könne man nur weitergeben, wenn man Jugend habe. In Deutschland, Österreich und erst recht in Übersee drifte die siebenbürgische Jugend von unseren Traditionen weg, bedauerte der Klausenburger Arzt. Sie spreche nicht mehr Sächsisch, sondern Neuhochdeutsch, sie wolle „cool“ sein, höre Techno und Rap und sei nur schwer zu einem Bändertanz zu bewegen. Die Siebenbürger in der westlichen Welt seien mit einem Adaptationsproblem, jene in Rumänien eher mit einem Identitätsproblem konfronitiert. Dort gebe es nämlich kaum noch sächsische Jugend, aber sehr wohl eine Deutsch sprechende Jugend, die zwar ungezwungen beim Bändertanz mitmacht, aber in der Tanzpause Rumänisch spricht. Das Forum müsse dem Beispiel der Kirche folgen und sich öffnen, so wie wir unsere Schule geöffnet haben, forderte Porr. Mit dem diesjährigen Heimattag demonstriere die siebenbürgische Jugend, dass sie zukunftsfähig sei.

Volker Petri. Foto: Josef Balazs
Volker Petri. Foto: Josef Balazs


„Wir sind gefordert, uns mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen, sie zu bewältigen und aufzuarbeiten“, betonte Volker Petri, Bundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, in seinem Grußwort. Das Verleugnen unserer siebenbürgischen Wurzeln führe zu Haltlosigkeit, Assimilation und unserem Verschwinden „im gesichtslosen Raum und der Massen der Anonymität“. Gegen dieses Vergessen und das Aufgehen im Alltag stehe das Motto „Jugend und Zukunft“. Die Präsenz der Jugend und die Vorwegnahme der Zukunft trete allen Unkenrufen von unserem Untergang und aller Resignation entgegen. „Die Jugend öffnet einen kleinen Spalt der Türe in die Zukunft, so dass ihr Glanz auch auf die Gegenwart und die Vergangenheit fällt und ihnen neuen Sinn und Deutung verleiht.“

Albrecht Klein. Foto: Josef Balazs
Albrecht Klein. Foto: Josef Balazs


Albrecht Klein, Vorsitzender des Deutschen Jugendverbandes Siebenbürgen, bekräftigte den Wunsch die in den letzten Jahren aufgebaute Zusammenarbeit der siebenbürgischen Jugendlichen in der Föderation der Siebenbürger Sachsen weiterzuführen. Das diesjährige Motto verdeutliche, dass Jugend nicht nur thematisiert werden soll und will, sondern vor allem, dass Jugend sich aktiv impliziert in die Belange der Gemeinschaft.

Harald Janesch. Foto: Josef Balazs
Harald Janesch. Foto: Josef Balazs


Harald Janesch verlas ein Grußwort des Vorsitzenden des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben, Pfarrer i.R. Kurt Franchy, der sich zuversichtlich zeigte, dass die Jugend sich zu dem bekenne, was ihre Vorfahren in Siebenbürgen gelebt und in Dinkelsbühl der Öffentlichkeit gezeigt haben.

Das Barockensemble Transylvania aus Klausenburg
Das Barockensemble "Transylvania" aus Klausenburg begeisterte die Zuschauer bei der Eröffnung des Heimattages. In der Besetzung: István Nagy (Traverso), Zoltán Majó (Blockflöte), Erich Türk (Cembalo/Spinett) und Ilse L. Herbert (Violoncello/Gambe) sorgte das Ensemble auch bei der Preisverleihung in der St.-Paulskirche für den passenden Rahmen. Foto: Günther Melzer.


Ebenfalls im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Samstag überreichte der Bundesvorsitzende Volker Dürr Urkunden an zwei verdiente Mitgestalter der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft: Organisationsreferent Johann Schuller sorgt seit nunmehr zwei Jahrzehnten mit seinem bewährten Team für einen reibungslosen Ablauf des Heimattages. Chefredakteur Hannes Schuster hat seit Dezember 1989 durch herausragendes journalistisches Engagement „das heutige Profil und die allgemeine Anerkennung“ der Siebenbürgischen Zeitung begründet.

Die Veranstaltung wurde von Adelheid Hanek, Schriftführerin der SJD, moderiert, musikalisch vom Barockensemble Transylvania aus Klausenburg sowie dem Auftritt der Dinkelsbühler Marketenderin mit einem Solotrompeter der Dinkelsbühler Knabenkapelle umrahmt.

Siegbert Bruss

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