5. August 2002

Jüdische Gedenkstätte in Sighet eröffnet

Friedensnobelpreisträger Ellie Wiesel ließ sein Geburtshaus in Rumänien zu einem Museum der jüdischen Kultur in der Maramuresch umgestalten.
Der Friedensnobelpreisträger Ellie Wiesel hat sein Geburtshaus in Rumänien als Museum zum Gedenken an die ermordeten Juden in der Zeit des Nationalsozialismus eingeweiht. Er sei „ohne Hass, ohne Bitterkeit“ in seine Heimat zurückgekommen, betonte Wiesel am 29. Juli bei der feierlichen Zeremonie in Sighet im Norden des Landes. Allerdings sollten die jüngeren Rumänen ihre Eltern fragen, „was passierte, als Sighet, das eine pulsierende jüdische Gemeinde hatte, plötzlich judenfrei wurde“.
Das ehemalige Geburtshaus des Friedensnobelpreisträgers Elli Wiesel in Sighet - heute Museum der jüdischen Kultur in der Maramuresch. Foto: Katharina Kilzer
Das ehemalige Geburtshaus des Friedensnobelpreisträgers Elli Wiesel in Sighet - heute Museum der jüdischen Kultur in der Maramuresch. Foto: Katharina Kilzer

Der Schriftsteller erschien in Begleitung seiner Frau Marion und des rumänischen Präsidenten, Ion Iliescu. In dem kürzlich renovierten Haus werden neben persönlichen Gegenständen seiner Familie auch Dokumente und Zeugenaussagen über die Deportation der jüdischen Gemeinde des Ortes ausgestellt. Aus Sighet, das damals zu Ungarn gehörte, waren im März 1944 etwa 15 000 Juden in Konzentrationslager abtransportiert worden. Die Familie Wiesel kam nach Auschwitz. Seine Mutter und zwei seiner Schwestern wurden getötet. Ellie Wiesel und sein Vater wurden weiter nach Buchenwald gebracht. Sie überlebten ebenso wie seine beiden älteren Schwestern. Sein Vater starb jedoch kurz nach der Freilassung. Der rumänische Ministerpräsident Adrian Nǎstase ehrte Wiesel in einem Grußwort als „Persönlichkeit, die die vergangenen Jahrzehnte geprägt hat“. Leben und Werk des Nobelpreisträgers und „seine tragischen Erfahrungen“ seien eine Mahnung, dass Geschichte sich nicht wiederholen dürfe.

Wiesel wurde 1928 in Sighetul Marmatiei geboren. Er wuchs in Rumänien in einem streng jüdisch-orthodoxen Umfeld auf. Nach seiner Befreiung machte er sich als Autor und durch sein politisches Engagement einen Namen. Er studierte in Paris, arbeitete als Journalist und siedelte 1973 in die Vereinigten Staaten um, wo er fünf Jahre später von Präsident Jimmy Carter zum Vorsitzenden der Holocaust-Kommission berufen wurde.

Seine Heimatstadt Sighet besuchte er bereits 1995 mit seinem Sohn. Ursprünglich weigerte er sich, aus seinem Geburtshaus ein Museum zu machen. Erst vor einem Jahr begannen die Renovierungsarbeiten an dem Eckhaus im ehemaligen „jüdischen Viertel“ in Sighet. Obwohl das lang gestreckte Haus mit den großen Fenstern den einstigen Wohnsitz einer wohlhabenden Familie vermuten ließe, war es im Laufe der Jahre verwittert und vernachlässigt worden. Bis vor kurzem erinnerte nur eine kleine graue Plakette daran, dass hier ein bekannter Schriftsteller gelebt hat. Heute strahlt es in hellem Weiß mit blauen Fenstern und lädt die Besucher der Stadt ein, neben der Gedenkstätte des Memorials für die Opfer des Kommunismus endlich auch diese Gedenkstätte für jüdische Kultur in Rumänien zu besichtigen.

Katharina Kilzer

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