20. August 2002

Sprang und Gabelarbeit

Heute sind einige textil-handwerkliche Techniken aus dem früheren Alltag der siebenbürgisch-sächsischen Frau in Vergessenheit geraten, so verschiedene Zierstiche der Näharbeit, die Sprang und Gabelarbeit.
Hildegard Gerhard-Wenzky (Hagen), eine erfahrene Sprangkünstlerin, weist darauf hin, dass Sprang durch textile Funde im koptisch-ägyptischen und skandinavischen Raum vor etwa drei Jahrtausenden bereits bekannt war. In der osteuropäischen Kultur sprangte man noch mindestens bis 1900 Frauenhauben, Bettwäscheeinsätze und Männerschärpen. In diesen Techniken fertigte man auch in Siebenbürgen Hauben, Bänder, Einsätze, Schärpen, Gürtel u.a. an. Erhalten geblieben und bekannt sind bis heute die verschiedenfarbigen, in Sprang geflochtenen Bockelhauben der siebenbürgisch-sächsischen Frau. Einst fertigte sich die Bäuerin die Hauben selber an, dann wurden sie auf Bestellung von Haubenmacherinnen gesprangt.
Sprangarbeit von Hildegard Gerhard-Wenzky, 2001
Sprangarbeit von Hildegard Gerhard-Wenzky, 2001

Die Bezeichnung des sogenannten Sprang kommt aus dem Schwedischen und meint das Flechten mehrerer längs gespannter Fäden in einem Rahmen. Das Muster baut sich gegenständig durch das Flechten und Einlegen von Stäben auf und vervollständigt sich in der Mitte. Je nach dem zu erarbeitenden Werkstück werden Länge und Breite des Rahmens und der Arbeit berechnet. Zu der durch vier teilbaren Anzahl der Kettfadenpaare wird die Zahl 2 addiert. Anhand von Zeichnungen und Beschreibungen kann auch heute gesprangt werden.

Weniger bekannt ist die Gabelarbeit. Bei der Gabelhäkelei handelt es sich um eine Häkeltechnik, bei der eine Gabel und eine Häkelnadel benutzt wird. Früher war es eine hölzerne Gabel, heute meistens eine aus Metall. Man nennt die Arbeit auch Gimpenhäkelei, weil man auf diese Weise ein Band mit fester Mittelrippe und Schlaufen an den Kanten herstellen kann. Die zusammengehäkelten Bänder ergeben Frauenhauben, verschiedene Deckchen, Bänder, Stolen, Pullunder, Taschen, Gürtel, Schals u.a. Gabelarbeit ist leicht erlernbar, die Borten entstehen, indem der Faden um die Gabel gewickelt und die Mitte oder Rippe gehäkelt wird. Die Breite der Borte kann an den metallenen Gabelstäben eingestellt werden. Mit der Häkelnadel verbindet man die Borten zu verschiedenen Handarbeiten.

Rose Schmidt


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2002, Seite 7)

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