7. September 2002

Europäische Weitsicht

In Stuttgart wurde am 21. August 2002 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Charta der Deutschen Heimatvertrieben enthüllt. Gerhard Stratthaus, Finanzminister von Baden-Württemberg, bezeichnete die vor 52 Jahren verkündete Charta als ein „Wunder“.
Arnold Tölg, Vorsitzender des BdV-Landesverbandes Baden-Württemberg, betonte in seiner Festrede, die Heimatvertrieben hätten durch ihre damalige Erklärung den Friedensnobelpreis verdient. Die Vision der Heimtvertriebenen von 1950 sei in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union vom 7. Dezember 2000 Wirklichkeit geworden, erklärte Heribert Rech, Landesbeauftragter für Vertriebene, Spätaussiedler und Flüchtlinge. An der Feierstunde nahm seitens der Siebenbürger Sachsen Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft, teil.
Bronzetafel, vor dem Neuen Schloss in Stuttgart in den Boden eingelassen, erinnert an die Verkündung der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen.
Bronzetafel, vor dem Neuen Schloss in Stuttgart in den Boden eingelassen, erinnert an die Verkündung der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen.

Die Charta der Deutschen Heimatvertriebenen spielte in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands eine ganz besondere Rolle und war auch für die Europäische Geschichte von grundlegender Bedeutung. Das Dokument war am 6. August 1950 bei einer Kundgebung mit 150 000 Vertrieben auf dem Schlossplatz in Stuttgart verabschiedet worden. Tags zuvor hatten Vertreter der Heimatvertriebenen (seitens der Siebenbürger Sachsen Erwin Tittes, damaliger Sprecher der Landsmannschaft) die Grundsatzerklärung in der Villa Reitzenstein, dem derzeitigen Amtssitz des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, unterschrieben. In der Charta heißt es u.a.: „Wir Heimatvertrieben verzichten auf Rache und auf Vergeltung. Dieser Entschluss ist uns heilig“ und „Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können.“

Diese Sätze haben 1950, einige Jahre nach Kriegsende, Vertreter der 12 Millionen aus ihrer Heimat Vertriebenen geschrieben. Erst wenn man das verinnerlicht, versteht man die moralische Größe, den christlichen Edelmut und die politische Weitsicht der damaligen Verantwortlichen.

Alfred Mrass

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