29. Oktober 2002

Tag der offenen Tür in der Bibliothek

Der Verein „Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek“ feiert im Rahmen seiner Mitgliederversammlung während der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2002 am 9. November in Gundelsheim seinen zehnten Geburtstag. An diesem Tag lädt die Bibliothek alle Landsleute zum Besuch ein.
Das Jubiläum markiert einen wichtigen Jahrestag, der einen ersten Rückblick gestattet. Die Siebenbürgische Bibliothek, zehn Jahre nach Kriegsende gegründet, ist bald 50 Jahre alt und seit 40 Jahren an ihrem heutigen Standort auf Schloss Horneck in Gundelsheim. Den Kernbestand der Bibliothek bildete eine Schenkung des Gustav-Adolf-Vereins mit rund 500 Büchern. Seither ist die Bibliothek kontinuierlich angewachsen, auf mittlerweile rund 64 000 Einheiten (Bücher, Zeitungen, Zeitschriftenserien, neue Medien), aber auch hinsichtlich des gestiegenen Raumbedarfs auf Schloss Horneck und die Zahl der Mitarbeiter.

Viele Wissenschaftler, Sammler und Institutionen haben der Bibliothek und dem Archiv bedeutendes Schrifttum, Dokumente, historische Landkarten, Postkarten und Fotoplatten zur Aufbewahrung und Nutzung durch die Fachöffentlichkeit überlassen. Beispielhaft sei an die komplette Übernahme der nachgelassenen Bibliothek des Gelehrten und Hochschullehrers Karl Kurt Klein oder an die große Sammlung historischer Karten des Buchhändlers Hans Meschendörfer erinnert. Die Bibliothek ist hauptsächlich durch Schenkungen von Büchern und anderen Medien gewachsen. Durch Schriftentausch des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde mit über hundert Partnern, hauptsächlich in Deutschland, Rumänien, Ungarn und Österreich, ergänzen wichtige Periodika und Schriften stetig die Bestände. Durch öffentliche Förderungen sind gelegentlich auch größere und wertvolle Sammlungen angekauft worden. Eine nennenswerte kontinuierliche öffentliche Förderung der Bibliothek im Bezug auf Neuerwerbungen hingegen fehlt. Manche wichtige Neuerscheinungen, vor allem aus dem Ausland, müssen käuflich erworben werden. Im Inland erbittet die Bibliothek bei allen Autoren, Verlagen und Herausgebern in der Regel zwei Exemplare eines Werkes zur kostenlosen Überlassung. Viele kommen diesem Wunsch auch nach, wofür herzlich gedankt wird. Die Bibliothek kann aufgrund dieser zahlreichen Schenkungen von Landsleuten zu Recht als Nationalbibliothek bezeichnet werden. Sie allein hat den Auftrag, das Schrifttum der Siebenbürger Sachsen vollständig zu dokumentieren.

Der Bibliotheksförderverein ist auf Initiative des im aktiven Ruhestand befindlichen, langjährigen ersten Leiters der Bibliothek, Balduin Herter, der über die gesamten ersten zehn Jahre auch den Vorsitz führte und damit die meiste Arbeit hatte, gegründet worden. Der Verein Freunde und Förderer hat mittlerweile nahezu 300 Mitglieder, die durch Beiträge und Spenden erst ermöglichen, dass der Verein die selbst gesetzten Aufgaben erfüllen kann. In zehn Jahren wurden insgesamt rund 100 000 Euro für die Bibliothek aufgebracht. Diese Summe wurde hauptsächlich für drei Bereiche ausgegeben: Ankäufe von Büchern und Archivalien, Ausstattung der Bibliothek und Personalkosten. Für die Bibliothek mussten im Laufe der Zeit mehrere Rollanlagen angeschafft werden, die eine Platz sparende Aufstellung der Bücher in den verwinkelten Räumen auf Schloss Horneck erlauben. Auch die technische Modernisierung, Anschaffung und Wartung einzelner PCs für die Bibliothek gehören zum Aufgabenfeld des Fördervereins. Diese Modernisierung und Vernetzung mit Bibliotheksverbünden ist eine unabdingbare Forderung der Zeit. Dank der Mittelzuwendungen durch den Förderverein wurde dieser Zug nicht verpasst. Zur personellen Förderung zählen anteilige Kostenübernahme für Praktikanten oder für auf Projektbasis beschäftigte Mitarbeiter, die nur für bestimmte Aufgaben eine Finanzierung erhalten.

In Bibliothek und Archiv sind lediglich zwei halbe Stellen dauerhaft aus öffentlichen Mitteln gesichert. Dieser Stellenplan ist jedoch für die hochqualifizierten und vielgestaltigen Aufgaben der Bibliothek nicht ausreichend. Die Bibliothek hat jährlich rund 3000 Titel aufzunehmen, 1 000 Fernleihen und 10 000 Nutzungen vor Ort. Durch Zuschüsse des Fördervereins und der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek ist es gelungen, weitere Archiv- und Bibliotheksmitarbeiter einzustellen, wobei die Personalkosten jeweils nur zu einem kleinen Teil übernommen werden mussten. Nur durch diese personelle Förderung sind die heutigen Öffnungszeiten der Bibliothek möglich. Die früher übliche Schließung während der Urlaubsmonate ist nicht mehr notwendig.

Der Verein Freunde und Förderer nutzt neben Spendenwerbung und Mitgliedsbeiträgen ein weiteres Feld zur Mittelbeschaffung: Bücher, die der Bibliothek geschenkt werden und dort mehrfach vorhanden sind, werden auf einschlägigen Veranstaltungen verkauft. So können sich vor allem junge Leute eine ihren Interessen entsprechende Bibliothek zusammenkaufen. Die Arbeit im Verein Freunde und Förderer geschieht ehrenamtlich. Neben der Tätigkeit des Vorsitzenden ist die des Kassenwarts Hermann Fabritius hervorzuheben, der die Beiträge, Spenden und Verkäufe korrekt verwaltet.

Über die Zukunftssicherung der Siebenbürgischen Bibliothek wurde im Förderverein intensiv beraten, und in diesem Rahmen wurde auch die Gründung einer Stiftung Siebenbürgische Bibliothek auf den Weg gebracht. Stiftung und Förderverein ergänzen sich in der Aufgabe der Sicherung der Existenz der Bibliothek und des Archivs. Während der Förderverein den unmittelbaren Nöten der Bibliothek abzuhelfen sucht, soll die Stiftung langfristig und nachhaltig die Gundelsheimer Einrichtung funktionsfähig erhalten. So sollen zumindest die unabdingbaren finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen für den Erhalt des „kollektiven Gedächtnisses“ der Siebenbürger Sachen, wie man die Funktion der Siebenbürgischen Bibliothek umschreiben kann, für die Nachwelt gesichert werden.

Die Mitglieder des Fördervereins werden vierteljährlich durch die Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut über das Geschehen in Bibliothek und Archiv informiert. Zum Jahreswechsel hat es sich eingebürgert, den Mitgliedern eine kleine Gabe als Dankeschön für ihre Sorge und Mithilfe zugunsten der Bibliothek zu schenken. Neue Mitglieder werden gerne aufgenommen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt derzeit 20 Euro für natürliche Personen und 50 Euro für juristische Personen, beispielsweise Heimatortsgemeinschaften und Kreisgruppen. Zahlreiche Mitglieder wenden dem Verein höhere Beiträge, z.B. durch regelmäßige Daueraufträge, zu. Auskünfte erteilt der Verein Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek, Schloss Horneck, D-74831 Gundelsheim, E-Mail: info@siebenbuergen-institut.de, Internet: www.siebenbuergen-institut.de/.

Gustav Binder


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2002, Seite 5)

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