12. Januar 2001

"Münchner Klaviertrio" des aus Siebenbürgen stammenden Cellisten Gerhard Zank feiert Erfolge

Es war wenige Tage vor Weihnachten des angelaufenen Jahrs, an einem Abend Mitte Dezember, als im Cuvillies-Theater der Münchner Residenz, bei einem Benefizkonzert für "Sternstunden - Wir helfen Kindern", das vom Siebenbürger Gerhard Zank begründete "Münchner Klaviertrio" das Publikum zu begeistertem Beifall hinriss. Das Trio, dem neben dem Cellisten Zank noch der Geiger Rudolf Joachim Koeckert und der Pianist Hermann Lechler angehören, hatte mit seinem hervorragenden Spiel ein übriges Mal deutlich gemacht, dass es heute zu den Spitzenensembles der Kammermusik in Deutschland und Europa, gar darüber hinaus gehört.
Musiziert hatten die drei Instrumentalisten zunächst gemeinsam mit der Münchner Starsopranistin Julie Kaufmann, mit der sie einige der "Schottischen, irischen und walisischen Liedern" für Singstimme und Klaviertrio von Beethoven dargeboten hatten. Die britischen Liedbearbeitungen Beethovens sind relativ selten in Konzerten zu hören. Ihre Entstehung zwischen 1809 und 1820 verdanken sie dem Auftrag eines Verlegers aus Edinburgh, der dem Komponisten von ihm gesammelte Melodien mit dem Wunsch zuschickte, sie für Singstimme und Triobegleitung einzurichten. Auf diese Weise sind innerhalb eines Jahrzehnts etwa 170 derartige Bearbeitungen entstanden, die gedruckt zunächst in Edinburgh und London, ein Teil von ihnen dann auch in Deutschland erschienen. Es sind, vor allem im Trio-Part, sehr reizvolle Kleinkompositionen. Nach den Liedvorträgen hatte das Ensemble abschließend Antonin Dvoraks "Dumky-Trio" op. 90 gespielt und damit das Publikum restlos begeistert. Das mehrteilige Spätwerk des tschechischen Komponisten gehört mit seinen folkloristischen Anklängen zu den effektvollsten Schöpfungen der nachromantischen Kammermusikliteratur.
Das 1982 von Gerhard Zank ins Leben gerufene "Münchner Klaviertrio" - der Cellist wurde 1952 in Hermannstadt-Hammersdorf geboren, hat am Bukarester Konservatorium studiert, kam 1976 nach Deutschland und gehört seit 1978 dem Bayerischen Staatsorchester an - hat sich in den Jahren seines Bestehens von Erfolg zu Erfolg gesteigert. Das Ensemble ist inzwischen in vielen Ländern Europas, dazu in Amerika, Japan oder China aufgetreten, hat unter anderem in so berühmten Konzertsälen wie in der Berliner Philharmonie, der Londoner Wigmore Hall oder der Carnegie Hall in New York gespielt und die Kritik hat ihm nicht einmal nur besondere "Genauigkeit und Homogenität des Zusammenspiels" bescheinigt. Der bedeutende Dirigent Wolfgang Sawallisch schrieb in einem Brief aus Philadelphia, wie sehr ihn die Interpretationskunst des Trios "beeindruckt" habe. Dessen "technischen und vor allem musikalischen Darbietungen" seien "ausgezeichnet" und stellten "dieses Ensemble in die vorderste Reihe". Es gebe weltweit "kaum vergleichbare Trios", welche die einschlägige Literatur "in dieser hervorragenden Weise" darbieten würden.
Nach einer Aufführung von Beethovens Trio in Es-Dur im letzten Sommer in München notierte die Süddeutsche Zeitung, zu hören gewesen sei ein vorzüglich "gebändigter Beethoven, ohne Brüche und Überraschungen", denn: "Das Klaviertrio ließ der Musik alle Zeit, sich selber zu erklären, ohne Zwang und Bedeutungs-Überfrachtung." Und an anderem Ort schrieb die gleiche Süddeutsche Zeitung: "Die drei Interpreten holten in ihrer glutvollen Deutung das Letzte an Klangfülle und strömendem Gesang aus ihren Instrumenten heraus und brachten ihr packendes, homogenes Zusammenspiel zu einer letzten Steigerung. Es war ein höchstmaß an künstlerischem Engagement, ein äußerst erfolgreiches Bemühen um eine bis in letzte Tiefenschichten reichende musikalische Ausdrucksfähigkeit."
Der Cellist des Trios, der für Einspielungen mit ihm und seinen Musikerkollegen schon zweimal mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde und inzwischen von Jungmusikern gesuchter Dozent bei Meisterkursen ist, hat mit Lechler und dem bekannten Klarinettisten Ulrich Wurlitzer, Ex-Berliner Philharmoniker und heute Professor an der Hochschule für Musik in Würzburg, auch das Gassenhauer-Trio von Beethoven und das Klarinettentrio in a-Moll von Johannes Brahms aufgenommen, im September 1996 zur deutschen "CD des Monats" gekürt, auf der, so die Kritik, ein "untadelig-überzeugend phrasierender Gerhard Zank" zu hören sei. Nach einer Einspielung der Cellosonaten von George Enescu stellte der Hessische Rundfunk fest, Zanks Interpretation bereite "Vergnügen, nicht zuletzt durch die Spontaneität seines Musizierens, die Virtuosität und klangfarbliche Sensibilität des Cellisten".
Verdient gemacht hat sich das "Münchner Klaviertrio" nicht zuletzt auch mit Aufführungen und Einspielungen weniger bekannter und zeitgenössischer Werke, sogar mit Uraufführungen. Extra dem Ensemble gewidmet hat der namhafte israelische Komponist Benjamin Bar-Am, der zugleich der bedeutendste Musikkritiker seines Landes ist, ein Werk für Singstimme und Klaviertrio, das bei Festspielen im vergangenen Sommer in München uraufgeführt und von der Presse als besonders eindrucksvoll gefeiert wurde.
Humanitär engagiert zeigte sich das Trio während der letzten Jahre in mehreren Benefizkonzerten, so für die Pinakothek der Moderne in München, für Künstler in Not oder für Obdachlose, jüngst auch für die "Sternstunden". Jährlich vertreibt das Ensemble mit Unterstützung des Münchner Lions Clubs, dem Zank als Mitglied angehört, jeweils eine eigene CD im Vorlauf zu Wohltätigkeitszwecken. Gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung äußerte Zank zudem die Absicht, in Zusammenarbeit mit dem Münchner Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen, gerne eine Benefizveranstaltung auch zugunsten der siebenbürgischen Altenhilfe in die Wege zu leiten.
Vorerst aber findet kommenden Monat erneut im Cuvilles-Theater, und zwar am Sonntag, dem 11. Februar, ein nächstes Wohltätigkeitskonzert des "Münchner Klaviertrios" statt, dieses Mal für die Johanniter Hilfsgemeinschaft. Zur Aufführung gelangen dabei Franz Schuberts Trio in Es-Dur op. 100 und dessen "Forellenquintett", bei dem zusätzlich Thilo Widenmeyer (Viola) und Thomas Jauch (Kontrabass) mitwirken. Der Abend steht unter der Schirmherrschaft des bayerischen Kunstministers Hans Zehetmair und wird mit einführenden Tonbeispielen von Joachim Kaiser, dem unbestrittenen "Kaiser" der deutschen Musikkritik, moderiert.
Gerhard Zank und seine Musikerkollegen befinden sich also in höchst illustrer Gesellschaft. Zu verdanken haben sie das ihrem hohen musikalischen Können und der außergewöhnlichen Hingabe, mit der sie sich der Kammermusik widmen.

Hannes Schuster

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