9. Januar 2003

Für Orgeln und Orgelbauer engagiert

Die in Zumikon bei Zürich ansässige „Schweizerische Stiftung für Orgeln in Rumänien“ richtet eine Lehrwerkstatt für Schreiner und Orgelbauer in Honigberg bei Kronstadt ein und restauriert Orgeln in Siebenbürgen. Die Restaurierung der großen Buchholzorgel in der Schwarzen Kirche zu Kronstadt wurde primär von der Stiftung finanziert.
Hauptziel der 1999 gegründeten Vereinigung ist, junge Menschen im Beruf des Orgelbauers und Orgelrestaurateurs in Rumänien auszubilden. Das Abschlusszeugnis soll nach einer dreijährigen Ausbildung von den rumänischen Behörden anerkannt werden und den jungen Leuten bessere berufliche Perspektiven bieten.

Nach anfänglichen Unwegsamkeiten und Gegenwind ist nun die „Halbzeit“ der vorbereitenden Maßnahmen verstrichen und dies mit Erfolg: In Honigberg wurden die Räumlichkeiten für eine Lehrwerkstatt gebaut und am 6. November 2002 erfolgreich abgenommen. Für die ausgezeichnete Zusammenarbeit sei der dortigen evangelischen Kirchengemeinde und dem Presbyterium, vertreten durch Frau Kurator Kasper, gedankt. Das angemietete alte Pfarrhaus, wo Büros, Klassenzimmer, soziale Einrichtungen und ein Teil der Werkstätten untergebracht werden, wurde renoviert. Ein Neubau beherbergt die restlichen Werkstätten, einen Intonationsraum und einen über sieben Meter hohen Montageraum. Die architektonische Einbindung in das Weichbild des alten Dorfkerns mit seiner majestätischen Kirchenburg in unmittelbarer Nähe ist besonders gut gelungen. Bei einer kleinen Feier wurde der Freude über das Geschaffene Ausdruck verliehen. Den Bauleuten - der Firma Bravcof aus Kronstadt – wurde für die Qualität und Termintreue gedankt.

Alle Beteiligten – Stiftung, Kirchengemeinde und politische Gemeinde – hoffen, die Räumlichkeiten sinnvoll nutzen zu können. Die notwendigen Möbel wurden mittlerweile aus Deutschland nach Honigberg transportiert. Geräte und hochwertige Maschinen werden demnächst folgen. Im kommenden März soll die Werkstatt ihre Tätigkeit aufnehmen und zunächst für den Eigenbedarf produzieren. Im Oktober 2003 – mit dem regulären Schuljahr - soll die Ausbildungstätigkeit starten. Drei bis fünf junge Leute mit Lyzeumsabschluss kommen pro Jahr kostenlos in den Genuss der insgesamt dreijährigen Ausbildung nach Schweizer Muster. Obwohl im Karpatenland - nicht nur in sächsischen Kirchen – zahlreiche Orgeln existieren, gibt es bis dato keine Ausbildung zu diesem Beruf. Erst durch Bemühungen der Schweizerischen Stiftung soll der Beruf des Orgelbauers und Orgelrestaurateurs nun in die offizielle Berufsliste aufgenommen werden. Das Projekt, in dem auch mehrere Siebenbürger aktiv sind, ist auf viel Entgegenkommen und Zustimmung gestoßen. Angefangen von der Kulturbehörde in Kronstadt, über die Kronstädter Industrie- und Handelskammer bis hin zum Arbeitsministerium in Bukarest und dem Honigberger Bürgermeister hat die Stiftung große Unterstützung erfahren. Auch die Lokalpresse, namentlich die Karpatenrundschau, berichtete über das Vorhaben. Für die moralische Unterstützung und volle Zustimmung, die das Projekt auf allen Ebenen durch die evangelische Landeskirche erfahren hat, sei allen gedankt, angefangen vom Petersberger Ortspfarrer Lothar Schullerus, der auch das benachbarte Honigberg betreut, über den Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer, den Kronstädter Bezirksdechanten Klaus Daniel bis hin zu Bischof D. Dr. Christoph Klein. Das Projekt wurde als förderungswürdig bewertet, weil es wesentlich zum Erhalt des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen beiträgt. Auch örtliche Ausbilder im Beruf des Tischlers, der zur Grundausbildung eines Orgelbauers gehört, haben sich schon gemeldet, und die wenigen tatsächlichen Orgelfachleute, vor allem aus Hermannstadt, wollen gleichfalls mit den Schweizer Fachleuten zusammenarbeiten.

Wie eingangs erwähnt, ist die erste Halbzeit aus finanzieller Sicht schon verstrichen. Die Ausbildung einer Person wird die Stiftung anfangs – bis sich die Werkstatt durch Aufträge selbst finanziert - ca. 20 000 Schweizer Franken pro Jahr kosten, Mittel, die noch aufgebracht werden müssen. Der Stiftungsrat hat eine sehr intensive und professionell angelegte Werbekampagne gestartet. Monatlich wird ein Info-Blatt herausgegeben und im Raum Zumikon bei Zürich verteilt, erst kürzlich ist die dritte Folge erschienen. Interessenten können das Blatt bei Manfred Kravatzky, Telefon: (0 76 63) 45 62, E-Mail: mckrav@t-online.de, anfordern. Ebendort können auch Details bezüglich einer möglichen Unterstützung und Spende erfragt werden. So können Patenschaften für Auszubildende übernommen werden.

Manfred Kravatzky


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 15. Januar 2003)

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