15. Januar 2003

Siebenbürgen in München

Von der „Toskana des Ostens“, gar von „Arkadien“ sprach der Filmemacher Günter Czernetzky in seinen Begrüßungsworten zu keinem gewöhnlichen Themenabend: Unter dem Titel „Siebenbürgen – ein Land zwischen zwei Welten“ gestaltete TRIARTE/Drodtloff (von Brigitte Drodtloff gegründete Firma mit Sitz in München, die Kulturevents basierend auf dem Zusammenspiel von Bild, Wort und Musik organisiert) am 20. und 21. Dezember im Münchner Gasteig ein anregendes Siebenbürgen-Kaleidoskop.
Vor den rund 200 Augen- und Ohrenzeugen dieser Veranstaltung entfaltete sich in geschickt gewählter Abfolge von Lesungen aus dem autobiographischen Werk „Aller guten Dinge sind dreizehn“ von Edda Dora Essigmann-Fantanar, von musikalischen Intermezzi und Diaprojektionen ein vielschichtiges Siebenbürgenbild. Der Konzeption der gebürtigen Bukaresterin Drodtloff, „einer kulturellen Brücke zwischen Siebenbürgen und München, zwischen gestern und heute – mit Blick auf morgen“ entsprechend, stammten die auftretenden Künstler vorwiegend aus der Landeshauptstadt. Die bekannte Münchner Schauspielerin Gila von Weitershausen las mit klarer Stimme, akzentuiert und dabei wohltuend unaffektiert aus der Familiensaga der Kronstädter Autorin Essigmann-Fantanar. Einsetzend um die Jahrhundertwende, führte der episodenhaft wiedergegebene Handlungsstrang ins Siebenbürgen der zwanziger Jahre und schilderte exemplarisch das Schicksal der Siebenbürger Sachsen mit Krieg, Verschleppung und Enteignung bis hin zur Auswanderung.

Blumen für Gila: Die Autorin Edda Dora Essigmann-Fantanar (links) bedankt sich bei der prominenten Vorleserin Gila von Weitershausen. Foto: Konrad Klein.
Blumen für Gila: Die Autorin Edda Dora Essigmann-Fantanar (links) bedankt sich bei der prominenten Vorleserin Gila von Weitershausen. Foto: Konrad Klein.

Mit Bildmaterial, Dias, zum größten Teil aus dem Privatarchiv der Autorin, dazu Leihgaben von Konrad Klein, illustrierte Drodtloff die Lesungen gleichsam szenisch. Der Münchner Pianist Ernst Schindler interpretierte in den Zwischenspielen, die vielmehr Überleitungs- denn Pausencharakter hatten, Klavierstücke des siebenbürgischen Komponisten und Chopin-Schülers Carl Filtsch (1830 – 1845). Ferner brachten mit Cornelia Weiss (1. Flöte), Tina Killian (2. Flöte), Luise Adam (Cello) und Ernst Schindler (Klavier) Solisten der Münchner Musikschule Grünwald speziell für diese Veranstaltung geschriebene Kompositionen von Anne Nikitin (BBC London) souverän zur Aufführung.

Alle Mitwirkenden dieses Themenabends gestalteten unter der umsichtigen Regie von Brigitte Drodtloff eine eindrucksvolle, atmosphärisch dichte Synthese aus Literatur, Musik und Fotografie. Der rauschende Schlussapplaus, als die über achtzigjährige Edda Dora Essigmann-Fantanar die Bühne betrat, wie sie beschied, „aus dem Nichts kommend“, galt dem Ensemble und kam von Herzen.

Christian Schoger

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