19. Februar 2001

Landshut strebt Partnerschaft mit Hermannstadt an

Freundschaftlich annähern will sich die niederbayerische Stadt Landshut dem siebenbürgischen Hermannstadt - und auch von dort kommen deutliche Avancen. Ziel des Flirts soll nach dem Willen des Landshuter Freundeskreises, der im Dezember gegründet wurde, eine Städtepartnerschaft sein, ein Vorhaben, das immer mehr an Konturen gewinnt. Erst im Oktober besuchte Bürgermeister Klaus Johannis die Stadt an der Isar, ein Gegenbesuch mit einer offiziellen Präsentation der Stadt Landshut steht für den Herbst auf dem Programm.
Der Weg zu einer Partnerschaft mit Hermannstadt zeichnet sich für Landshut immer stärker ab. Bereits im Oktober 2000 hatte der Kultursenat der Stadt Landshut einstimmig be-schlossen, "die Beziehungen weiter zu entwickeln und das Ziel anzustreben, eine Städtepartnerschaft zu gründen". Zu den vier Partnerstädten Landshuts - Elgin, Compiègne, Schio und Ried - könnte sich demnach bald auch Hermannstadt gesellen.
Die Erwartungen und Verpflichtungen, die sich daraus ergeben, könne Landshut nur unter Mithilfe kompetenter Organisationen und der bayerischen Staatsregierung erfüllen, erklärte kürzlich Oberbürgermeister Josef Deimer. Man werde versuchen, alle einzubinden, die schon Beziehungen zu Hermannstadt haben. Da sei die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Landshut genauso gefragt wie das Hans-Leinberger-Gymnasium, das seit 1990 regelmäßig Hilfkonvois nach Hermannstadt durchführt und in das Plato-Projekt "Kooperation ohne Grenzen" der EU integriert ist. Aber auch die Kirchen seien gefragt. Deimer hatte bei den bayerischen Kulturwochen im September in Hermannstadt feststellen können, dass die dortige evangelische Kirche sehr eng mit der bayerischen Landeskirche verbunden ist.
Die bayerische Regierung führe nun mit Rumänien Gespräche, ein bayerisches Kulturzentrum in Hermannstadt zu eröffnen, und im Gegenzug ein entsprechendes Haus in Bayern. "Falls eine Partnerschaft zustande kommt, kann natürlich so ein Haus nur in Landshut stehen", sagte der Oberbürgermeister. Im Kulturausschuss war man sich einig, dass die angedachte Partnerschaft für beide Städte eine Bereicherung sein könne.
Im Dezember folgte im Landshuter Rathaus mit der Gründung des Vereins "Freundes-kreis Landshut - Sibiu/Hermannstadt" ein weiterer Schritt. Vertreter aus den wichtigsten Kreisen Landshuts sind dem Verein beigetreten. Ob das nun einflussreiche Frauen oder Männer aus dem Bereich der Kirchen, der Wirtschaft, des Sports, der Kultur oder der Schulen sind - alle haben ihre Hilfe zugesagt. "Wir wollen ein Signal setzen und die Kooperation zugleich auf eine breite Bürgerbasis stellen", sagte Oberbürgermeister Josef Deimer. Zum Vorsitzenden des Freundeskreises wurde Klaus Wegmann gewählt. Seit der rumänischen Revolution 1989 hat er zahlreiche Hilfsprojekte in Hermannstadt initiiert. "Ich war schockiert von den Verhältnissen und zugleich fasziniert von dem Land und den Leuten", erklärt er sein fast zehnjähriges Engagement.
Als seine Stellvertreterin ist Dorothea Götz dem Verein beigetreten. Sie ist in Rumänien geboren und hat vor ihrer Ausreise u.a. am Germanistiklehrstuhl der Hermannstädter Hochschule unterrichtet. Der Schatzmeister des Vereins, Sozialrichter Ortwin-Michael Schuster, hat seine Schulzeit ebenfalls in Hermannstadt verbracht. Auch zwei Angestellte der Stadtverwaltung gehören der Vorstandschaft des Freundeskreises an: Ulrike Faber-Selmeier, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, ist Schriftführerin, Wirtschaftsreferent Rupert Aigner stellte sich als Kassenprüfer zur Verfügung.
Für den entscheidenden Schritt, mit der siebenbürgischen Stadt eine Partnerschaft einzugehen, haben laut Deimer die 170 000 Einwohner Hermannstadts selbst gesorgt. "Dass sie im Sommer einen deutschen Bürgermeister wählten, obwohl dort nur noch 2 000 Deutsche leben, ist ein großartiges Zeichen." OB Klaus Johannis und die Bürger Hermannstadts - ob es nun Rumänen oder Deutsche seien - dürfee man nicht im Stich lassen. "Wir müssen dort helfen, wo es absolute Existenznöte gibt, aber auch auf politischer Ebene dafür sorgen, dass sich nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs nicht alte Strukturen wieder auftun."
Deimer räumte gleichzeitig ein, dass die finanzielle Zuwendung der Stadt lediglich auf der gleichen Ebene der übrigen Partnerschaftsvereine liegen könne. Deimer: "Wir können da keine großen Sprünge tun, wir können aber vermitteln." So werde das Rathaus, neben dem Freundeskreis auch weiterhin als Ansprechpartner und Kontaktbörse zur Verfügung stehen.
"Wir werden versuchen, die bestehenden Kontakte zu kanalisieren und weitere Felder zu erschließen", sagte Klaus Wegmann. Neben den Schulen, Kirchen, Krankenhäusern, Sportvereinen soll nach Möglichkeit auch die Wirtschaft in die Kooperation eingebunden werden. Hans-Jürgen Beuerle, Direktor der Kernkraftwerke Isar 1 und 2, und der Geschäftsführer von Hitachi haben ihre Hilfe bereits zugesagt. "Wenn die Leute merken, dass da wirklich sinnvoll gearbeitet wird, dann ist eine Unterstützung auch über die normalen Fördertöpfe hinaus möglich", ist Wegmann überzeugt.
Für Oktober ist erstmals eine Präsentation der Stadt Landshut in Hermannstadt geplant. Im Gegenzug findet anschließend eine "Brautschau" der Hermannstädter in Landshut statt. Dabei soll es laut Deimer nicht nur um weitere "freundschaftliche Beziehungen", sondern um konkrete Vorstellungen beider Seiten für eine offizielle Städtepartnerschaft gehen. In etwa zwei Jahren könne es dann so weit sein, sagte der Oberbürgermeister.

Christoph Reich

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