25. Januar 2003

Tanz-cool-Tour

Zum Herbstseminar der SJD Baden-Württemberg vom 30. November bis zum 1. Dezember 2002 waren insgesamt 50 Personen in die Jugendherberge nach Mosbach angereist.
Am Samstagvormittag wurden Volkstänze wie Natanger Polka, Schottsch Quadrille und Hettlinger Bandritter einstudiert. Referentin hierfür war Ines Grempels, eine der Leiterinnen der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn und Stellvertretende SJD-Bundesjugendleiterin.

Die Teilnehmer des SJD-Seminars besichtigten Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar.
Die Teilnehmer des SJD-Seminars besichtigten Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar.

Am Nachmittag stand ein Vortrag über "Hexen in Siebenbürgen im 17./18. Jahrhundert" auf dem Programm. Doris Binder-Falcke von Studium Transylvanicum referierte über die "Truden", so die siebenbürgisch-sächsische Bezeichnung für Hexen. "Hagzusa", wovon die eigentliche Bezeichnung abgeleitet ist, setzt sich aus dem Wort "Hag" (Gehege oder Zaun) und dem Wort "Zusa" (sitzen) zusammen. "Hagzusa" bedeutet eigentlich Zaunhüterin, und in diesem Zusammenhang des Sitzens einer Gestalt am Zaun sind übrigens viele Erzählungen und Volksweisen aus Siebenbürgen überliefert. Die meisten "Trudemaaren" stammen aus den so genannten Visitationsberichten der Geistlichen aus Siebenbürgen, meistens Gesandte des Sachsenbischofes.

Die Siebenbürger Sachsen, die eng mit kirchlichen Traditionen in Verbindung standen, wurden durch die Visitationsberichte geistlich betreut. Dabei erfuhren die Gesandten ebenfalls von den bäuerlichen Bewohnern auf den Dörfern, von den eigenartigen Geschehnissen und Vorfällen, für die sie keine entsprechende Erklärung fanden. Bei Verdacht auf Hexerei wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Beim Auffinden von vergrößerten Knochen, Teilen von Tieren, Pasten, Kräutern und unbekannten Mixturen wurde den Verdächtigen der Prozess gemacht, der immer mit einem Todesurteil endete. Aus manchen Erzählungen, wie aus dem Zeckeschgebiet und aus Neudorf bei Hermannstadt, ist bekannt, dass man die verdächtigen Truden ins Wasser, z. B. in einen Tümpel warf. Bei Wiederauftreiben des Körpers wurde die Person dann endgültig als Hexe tituliert, da reines Wasser nichts Unreines annehmen würde.

Hexen wurden auch im Sachsenland seit jeher verfolgt und, wie in früherer Zeit üblich, auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Der letzte Hexenprozess in Siebenbürgen fand 1797 in Reps statt. Die angeblichen Hexen Anna Mai und Agnetha Wafner wurden der Vergiftung verschiedener Personen beschuldigt und hingerichtet.

Anschließend erkundeten die Jugendlichen das Siebenbürgische Museum im "Heimathaus Siebenbürgen" in Gundelsheim. Marius Tataru führte uns durch das Museum. Die ältere, bereits schon etwas angestaubte Heimatstube wurde zu einem Museum umgestaltet. Tataru begann mit einer zeitgeschichtlichen Erläuterung der im Karpatenbogen ansässigen Ethnien, die aus der Dakerzeit bis zur politischen Wende Rumäniens im Jahr 1989 reichte. Typisch für Siebenbürgen ist die Überlappung von Ethnie, Religion und Konfession, was in den Ausstellungsräumen sehr deutlich wurde.

Zurück in der Jugendherberge in Mosbach, begann das eilige Anlegen unserer Trachten, da unser gemeinsamer Auftritt auf dem Katharinenball in der Heilbronner Harmonie bevorstand. Nach dem "großen Aufmarsch" mit 30 Trachtenpaaren bot die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn, unter der Leitung von Christine Göltsch und Ines Grempels, mit zwölf Tanzpaaren den Schwedentanz dar. Gemeinsam mit allen Seminarteilnehmern wurden Schottsch Quadrille und Hettlinger Bandritter getanzt, wonach jeder bis in die frühen Morgenstunden zu den Rhythmen der Tanzband "Amazonas-Express" das Tanzbein schwingen konnte.

Am Sonntagvormittag kam beim Bemalen der Lebkuchen, bei Tee und Glühwein weihnachtliche Stimmung auf. Nach diesem gelungenen Wochenende fiel der Abschied schwer. Ein ganz großer Dank geht an die Referentin Doris Binder-Falcke und Marius Joachim Tartaru, der als Museologe im "Heimathaus Siebenbürgen" in Gundelsheim tätig ist. Für das Einstudieren der Volkstänze sei Ines Grempels gedankt. Eine Dankeschön gilt auch unserer Landesjugendleiterin Christine Göltsch, die während des gesamten Wochenendes Ansprechpartnerin für alle Anwesenden war. Hiermit möchte sich die SJD Baden-Württemberg bei allen Seminarteilnehmern noch einmal aufs Herzlichste für die Motivation und Geduld bedanken, bei all unseren Programmpunkten mitzuwirken.

Das prächtige Bild beim Auftritt am Katharinenball, das alle gemeinsam in ihren Festtrachten boten, zeigte nach außen eine sehr starke Gemeinschaft. Tänzerinnen und Tänzer fühlen sich durch ihr gemeinsames Hobby, den Volkstanz, stark verbunden. Wir wünschen uns noch viele Veranstaltungen dieser Art, die unsere Gemeinschaft stärken.

Betina-Michaela Zerbes


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2003, Seite 17)

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