5. Februar 2003

Geschichte des deutschen Theaters in Rumänien

Alle drei deutschen Theater in Rumänien sind auf die finanzielle Unterstützung, das Interesse und das Engagement ihrer Theaterfreunde angewiesen. Aus diesem Grund wird am 22. März 2003 in München der Förderverein „Freunde des deutschen Theaters in Rumänien” gegründet.
Diesen Monat jährt sich zum 50. Mal die Gründung des Deutschen Staatstheaters Temeswar. Aber nicht nur das Temeswarer Theater, auch die deutschen Abteilungen des Radu Stanca Theaters und des Theaters für Kinder und Jugendliche GONG in Hermannstadt können auf eine lange Theatergeschichte zurückblicken. Wie historisch dokumentiert, wird in Hermannstadt seit mehr als vierhundert Jahren deutsches Theater aufgeführt.

Die deutsche Abteilung des Radu-Stanca-Theaters bei der Premiere von Urs Widmers "Nepal" am 8. Oktober 2002 in Hermannstadt. Unter der Regie von Uli Hoch spielen Franz Kattesch als Hans (rechts) und Roger Parvu als Heinz. Foto: Hermannstädter Zeitung
Die deutsche Abteilung des Radu-Stanca-Theaters bei der Premiere von Urs Widmers "Nepal" am 8. Oktober 2002 in Hermannstadt. Unter der Regie von Uli Hoch spielen Franz Kattesch als Hans (rechts) und Roger Parvu als Heinz. Foto: Hermannstädter Zeitung

Am 15. Februar 1582 sind die ersten Festspiele zu verzeichnen anlässlich der Friedensschließung zwischen Stefan Báthori, König von Polen und gleichzeitig Fürst von Siebenbürgen, und Iwan IV., Zar von Moskau. Auch das Puppentheater und Kasperlespiele auf den Wochenmärkten lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Schwere Zeiten galt es zu überstehen, in denen die Theater vorübergehend geschlossen werden mussten oder sich die Ensembles mit zum Teil nur noch drei Mitgliedern tapfer gegen alle Widrigkeiten behaupteten. Dem Engagement vieler einzelner Engagierter ist es zu verdanken, dass sich die Theater immer wieder erholt haben und die drei deutschen Bühnen auch heute noch einen bedeutenden Stützpfeiler der deutschen Sprache und Kultur in Rumänien bilden. Auch wenn immer wieder die Frage auftaucht, ob wirklich drei deutsche Bühnen in Rumänien gebraucht werden, beweist doch das Interesse und der Einsatz vieler Menschen, wie wichtig der Erhalt des deutschen Theaters in Rumänien ist.

Nicht nur dank westlicher Mittlerorganisationen wie des Instituts für Auslandsbeziehungen, der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, des Auswärtigen Amtes und vieler anderer, sondern auch mit Hilfe der Städte und Kreise der jeweiligen Regionen konnten in den vergangenen Jahren viele Projekte und Tourneen verwirklicht werden. Alle drei Bühnen besuchen in regelmäßigen Abständen Zentren der deutschen Minderheit und gastieren dort mit ihren Produktionen. Zum Tourneeprogramm gehören in erster Linie Städte wie Klausenburg, Bistriz, Neumarkt, Kronstadt, Bukarest, Arad, Großwardein, Sathmar. Zudem möchte man in diesem Jahr versuchen, das Buchenland einzubeziehen. Überdies kann die deutsche Abteilung des Radu Stanca Theaters infolge der Unterstützung der rumänischen Behörden auch auf eine erfolgreiche Deutschlandtournee (Leipzig, München, Ulm, Landshut) sowie auf die Teilnahme an einem Kammerspielfestival in Karelia (Russland) zurückblicken.

Das Theater für Kinder und Jugendliche GONG besuchte im vergangenen Jahr Zentren deutscher Minderheiten in Polen, für 2003 ist eine Tournee in Ungarn geplant. Zusätzlich zu den nationalen Tourneen fand in den vergangenen Jahren jeweils im Frühjahr ein deutsches Puppentheaterfestival statt. Das alljährliche Hermannstädter Festival „La Strada” des Puppentheaters, an dem die deutsche Abteilung gleichermaßen beteiligt ist, wurde bereits zur festen Einrichtung.

Nichtsdestotrotz sind alle drei deutschen Theater auch in Zukunft auf die finanzielle Unterstützung, das Interesse und das Engagement ihrer Theaterfreunde angewiesen. Aus diesem Grund wird die Gründung eines Fördervereins „Freunde des deutschen Theaters in Rumänien” für den 22. März 2003 in München geplant. Ein gesonderter Aufruf zur Gründung des Fördervereins wird in der kommenden Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung erfolgen. Dennoch würden sich die drei deutschen Bühnen sehr freuen, wenn diese Aktion auf großen Widerhall stoßen würde - kein Beruf ist derart von Anerkennung, Bewunderung und Ermunterung abhängig wie der eines Schauspielers. Abgesehen von der finanziellen Förderung ist der engagierte Rückhalt der Theaterfreunde von besonderer Bedeutung.

Ruth Zuther


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2003, Seite 6)

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