1. März 2003

Perspektiven der Kulturarbeit in Geretsried

In einem konstruktiven Gespräch mit Bürgermeister Hans Schmid beriet der geschäftsführende Vorstand der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen am 6. Februar über die siebenbürgische Kultur- und Jugendarbeit. Zentrales Thema war die Museumsarbeit sowie die Bemühungen der Stadt zur Einrichtung eines in Geretsried geplanten Museums für Stadtgeschichte, in dem das Heimatmuseum Aufnahme finden soll.
Im Vorfeld der Sitzung hatte der Vorstand den Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern und Stellvertretenden Bundesvorsitzenden unserer Landsmannschaft, Rechtsanwalt Bernd B. Fabritius, über die Kultur- und Museumsarbeit vor Ort informiert und ihn sowie den Ersten Bürgermeister der Stadt Geretsried, Hans Schmid, zu der Vorstandssitzung mit eingeladen. Beide waren der Einladung gefolgt.

Herta Daniel begrüßte als amtierende Vorsitzende der Kreisgruppe die Gäste und präsentierte die zu besprechenden Themen. Der Pressesprecher und stellvertretende Vorsitzende, Walter Klemm, dankte dem Bürgermeister und der Stadt Geretsried seitens der Kreisgruppe für die seit Jahren geschaffenen guten Bedingungen, unter denen unsere Kulturgruppen ihre Probenarbeit und Veranstaltungen durchführen können. Dem gemischten Chor und den vier Tanzgruppen stehen jeden Montag die Isarauräume an der Jahnstraße zur Verfügung, während die Theatergruppe jeden Freitag dort für ein neues Stück probt. Ebenso steht uns der geräumige Isarausaal für Veranstaltungen, wie Diavorträge, Seniorennachmittage, Mitgliederversammlungen oder Vorstandssitzungen zur Verfügung. Die Kosten der Inserate für diese Veranstaltungen im lokalen Anzeigenblatt übernimmt seit Jahren die Stadt, was nicht selbstverständlich ist. In der Stadtbücherei können wir kostenlos Ausstellungen organisieren. So konnte auch die derzeit laufende Hermannstadt-Fotoausstellung im besten Einvernehmen mit der neuen Leiterin der Bücherei, Ilka Dietrich, vorbereitet werden.

Der Bürgermeister überbrachte uns die betrübliche Nachricht, dass unser Waldfest heuer wegen Umbauarbeiten nicht, wie in vergangenen Jahren, im Eisstadion stattfinden könne, und nannte einige Alternativstandorte.

Über die Jugendarbeit der Kreisgruppe referierte der Jugendsprecher Thomas Kieltsch. Er berichtete über geplante Aktivitäten und erregte damit das Interesse des Bürgermeisters sowie des Gastes aus München, Rechtsanwalt Fabritius. Hervorzuheben ist, dass unsere Jugend bemüht ist, die Kinder in Freizeitaktivitäten mit einzubeziehen, um so die Kleinen für ihre wöchentlichen Proben zu belohnen und ihnen landsmannschaftliche Arbeit spielerisch nahe zu bringen. Die Jugend war es auch, die eine "nahtlose" Nachfolge für die Leitung der Kinder- und Jugendtanzgruppen sicherstellte: Inge Konradt, die seit über 25 Jahren unsere Tanzgruppen mit großem Engagement leitet, wird von Heike Kraus und Birgit Frühn unterstützt.

Zum komplexen, für uns besonders wichtigen Thema Museumsarbeit sprach der langjährige Museumsreferent Gert Letz, der gleichzeitig Schriftführer des Museums-Fördervereines ist. Seit 1982 ist Gert Letz in dem seit 1979 im Dachgeschoss des Rathauses eingerichteten Museum als Betreuer unserer Kreisgruppe tätig. Er spannte einen weiten Bogen über die bisherigen Museumsaktivitäten hin zu dem Ziel des Aufbaus eines Stadtmuseums, das sowohl die Herkunftsgebiete der Gründergeneration darstellen, als auch den Aufbauwillen, der zur Schaffung der Stadt führte, dokumentieren soll. Letz beendete seine Ausführungen mit der Frage an den Bürgermeister, wie es nun mit dem Museum weitergehe.

Eine sichere Zukunft des Museums konnte Bürgermeister Schmid angesichts der aktuellen Haushaltslage zu seinem Bedauern nicht garantieren. Er informierte den Vorstand über die Zwänge des Stadtrates, mit wenig Geld viele Verpflichtungen bei der Instandhaltung von Schulen, Feuerwehrhaus, Sportstätten, Hallenbad und anderen städtischen Liegenschaften zu erfüllen. Deswegen sei die Durchführung des geplanten Museumsneubaus derzeit nicht möglich. Allerdings bestätigte er neuerlich, dass die Errichtung eines Museumsneubaues nach wie vor erklärter Wille der Stadt sei. An die Verwirklichung dieses Zieles könne aber frühestens nach 2007 gedacht werden, weil bis dahin keine Mittel zur Verfügung stehen würden. Entsprechende Haushaltsüberlegungen für 2008 seien bereits getroffen.

Auf die Frage von Walter Klemm an den Bürgermeister, ob nicht - so wie in Landshut - auch in Geretsried ein stadteigenes Haus für ein Museum zur Verfügung gestellt werden könnte, antwortete Schmid, dass dafür ein einziges Gebäude geeignet sei, aber dieses Projekt trotz seines intensiven persönlichen Einsatzes im Stadtrat keine Mehrheit gefunden habe.

Mit Erleichterung nahmen die Anwesenden die Einschätzung des Bürgermeisters zur Kenntnis, dass zumindest keine akute Gefahr für das jetzige Museum im Dachgeschoss des Rathauses bestehe. Zwar bestehe Eigenbedarf der Stadt, jedoch würden die notwendigen Mittel für den zur Eigennutzung erforderlichen Umbau fehlen. So müsse die gemeinsame Suche nach anderen Zwischenlösungen weitergehen.

Der Bürgermeister bekräftigte die Absicht der Stadt, die Landsmannschaften als Trägergemeinschaften bei allen Museumsplanungen und bei der inhaltlichen Ausgestaltung konsultativ zu beteiligen. In verschiedenen Bereichen seien bereits Beiräte gegründet worden, denen neben Mitgliedern des Stadtrates auch Vertreter der Siebenbürger Sachsen angehören.

Museumsreferent Gert Letz regte an, die Suche nach potenziellen Sponsoren für ein künftiges neues Museum zu verstärken. Rechtsanwalt Fabritius schlug vor, die Spendensammlung im Hinblick auf den vom Stadtrat ab 2008 in Aussicht gestellten Neubau eines Stadtmuseums verstärkt fortzusetzen. Zusammenfassend hielt er fest, dass ein Konsens mit dem Bürgermeister gefunden worden sei, wonach der Museumsneubau nach wie vor Ziel der Stadt ist. Derzeit bestehe keine unmittelbare und akute Gefahr für das vorhandene Museum, und man sich einig sei, die Bemühungen um eine tragfähige Zwischenlösung gemeinsam fortzusetzen.

Abschließend dankte die kommissarische Kreisgruppenvorsitzende, Herta Daniel, dem Bürgermeister für die konstruktive Aussprache sowie dem Landesvorsitzenden Bernd Fabritius für dessen Beistand.

Walter Klemm


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2003, Seite 17)

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