6. März 2003

Migration als spannendes Thema

Die Einwanderung deutscher Siedler nach Siebenbürgen war kein einmaliges Ereignis im 12. und 13. Jahrhundert, sondern ein kontinuierlicher Prozess über mehrere Jahrhunderte bis in die jüngste Zeit. Hinweise dazu bietet das aktuelle Heft der „Siebenbürgischen Familienforschung“, das den Jahrgang 19 (2002) abschließt.
Balduin Herter stellt in einem ersten Beitrag Zuwanderer aus Mähren nach Hermannstadt und in andere Orte im 18. und 19. Jahrhundert vor. Ingeborg Graef schließt sich thematisch daran an und wertet die Kronstädter Matrikel auf Zuwanderer aus Mähren aus. Ergänzt wird dieser Themenbereich durch einen Erfahrungsbericht von Christof Hannak über Ahnenforschung im mährischen Altvatergebirge. Den praktische Nutzen dieses Beitrags hätten Adressen von Anlaufstellen und Literaturhinweise gesteigert.

Bewegend ist der Beitrag von Dieter Knall über die letzte alpenländische Transmigration aus der Steiermark nach Siebenbürgen. Österreichische Protestanten mussten im letzten Jahrzehnt der Regierungszeit Maria Theresias (1740-1780) aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen. Ein katholischer Bischof ging dabei so rigoros vor, dass sich Maria Theresia veranlasst sah, vom „Irrwahn“ des Seckauer Bischofs zu sprechen, und ihren Hofkanzler beauftragte, in einem Privatschreiben den Bischof zur Rücknahme seiner Verfügungen zu drängen. Zum selben Thema hat Knall eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die Herter vorstellt.

Neben dem thematischen Schwerpunkt „Migration“ sind die vielfältigen Beiträge von Balduin Herter, der gleichzeitig auch kommissarischer Leiter der Sektion Genealogie des Landeskundevereins ist, eine weitere Konstante des hier vorgestellten Heftes. Herter geht auf die Auswanderer nach Siebenbürgen im Ortsfamilienbuch Eichstetten am Kaiserstuhl ein, gibt Beispiele für Binnenwanderung im Burzenland, erläutert drei Wappen der Familien Bedeus/Bedö, macht grundlegende Ausführungen zum Thema „Ortsfamilienbuch“ und gibt eine Auswahl des gedruckten Bestandes zur genealogischen Literatur in der Siebenbürgischen Bibliothek. Dass er auch die bereits 37. Folge der Bibliographie zur siebenbürgischen Genealogie zusammengestellt hat, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit.

Richard Ackner zeigt kurzweilig auf, was bei der genealogischen Suche so alles gefunden werden kann. Harald Lienert weist auf Darstellungsmöglichkeiten genealogischer Datenbanken hin. Über den umstrittenen Verbleib von Kirchenbüchern reflektiert Hermann Metzke.

Suchanzeigen, Leserfragen, kleine Mitteilungen und Veranstaltungshinweise belegen ein übriges Mal, wie lebendig familienkundliches Forschen heute ist. Wer an den Themen dieses Heftes interessiert ist (die „Siebenbürgische Familienforschung“ erscheint zweimal jährlich und kostet für Mitglieder des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde 9 Euro) oder Informationen über die Sektion Genealogie des Landeskundevereins erhalten möchte, kann sich an folgende Anschrift wenden: Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim/Neckar, Fax: (0 62 69) 42 10 10.

uk

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