15. März 2003

Im Zeichen der partnerschaftlicher Zusammenarbeit

Fragen der künftigen Zusammenarbeit haben der Dinkelsbühler Stadtrat und der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in einer gemeinsamen Sitzung am 8. März im Kleinen Schrannensaal zu Dinkelsbühl erörtert. In einer separaten Tagung wurden die ersten Weichen für den Verbandstag 2003 in Mannheim gestellt. Wichtiges Ziel der nächsten Jahre sei es, "unsere Kulturarbeit auf eigenständiger Basis zu sichern", sagte Bundesvorsitzender Volker Dürr.
Die gemeinsame Sitzung des Stadtrates und der Landsmannschaft findet traditionell einmal in der sechsjährigen Amtsperiode des Stadtrates statt. Dinkelsbühl war durch Oberbürgermeister Otto Sparrer, Bürgermeisterin Hildegard Beck, den zweiten Bürgermeister Alfred Joas und mehrere Stadträte, darunter Johann Schuller vertreten, der zugleich Organisationsreferent der Landsmannschaft ist.

Sparrer berichtete über die Stadtentwicklung seit der letzten gemeinsamen Sitzung im März 2000. Die Stadt an der Wörnitz baut zurzeit das Gewerbegebiet Waldeck, will den Weinmarkt und den Altrathaus umgestalten und ist insgesamt „für mittelfristige Entwicklungen gut gerüstet“, so der Oberbürgermeister. Seit 1951 finden hier die Heimattage der Siebenbürger Sachsen statt. Die gewachsenen Beziehungen mündeten in eine Partnerschaft zwischen Stadt und Landsmannschaft, die am 25. Mai 1985 in Dinkelsbühl besiegelt wurde. Auf Initiative der Landsmannschaft bechloss der Stadtrat von Dinkelsbühl am 24. Juli 2001, freundschaftliche Beziehungen mit Schäßburg aufzunehmen. Die geplante Städtepartnerschaft muss noch in die Bevölkerung Dinkelsbühls „hineingetragen“ werden, betonte Sparrer, der ein großer Befürworter der Partnerschaft ist. Die Beziehung müsse unter Mitwirkung der Bevölkerung und der örtlichen Vereine wachsen. „Von der Basis“ wollen sich übrigens die Siebenbürger Sachsen für die deutsch-rumänische Partnerschaft stark machen. Die Heimatortsgemeinschaft Schäßburg wolle sich beratend einbringen, erklärte Richard Löw, Berater des landsmannschaftlichen Bundesvorstands. Christoph Machat, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, regte die Dinkelsbühler an, Schäßburg jetzt schon im Bereich der kommunalen Verwaltung und Denkmalpflege beratend zur Seite zu stehen.

Gemeinsame Sitzung der Landsmannschaft und des Stadtrates in Dinkelsbühl
Gemeinsame Sitzung der Landsmannschaft und des Stadtrates in Dinkelsbühl

Bundesvorsitzender Volker Dürr zeichnete ein umfassendes Bild über die aktuelle Lage der Siebenbürger Sachsen, angefangen von der vielseitigen Kulturarbeit und den Strukturen der Landsmannschaft, deren Jugendarbeit und Sozialwerk über die kulturellen Einrichtungen in Gundelsheim bis hin zur Lage in Siebenbürgen. „Die Landsmannschaft ist als Organisation der Zukunft zugewandt und um den Erhalt von Tradition und Identität bemüht“, fasste Oberbürgermeister Sparrer zusammen. Die Stadt Dinkelsbühl werde einzelne Ausgabenpositionen neu überprüfen, um die Bemühungen der Landsmannschaft um eine wirtschaftliche Gestaltung des Heimattages zu unterstützen.

Sparmaßnahmen bei der Siebenbürgischen Zeitung

Nahziele der Verbandsarbeit standen im Mittelpunkt der separat stattfindenden Bundesvorstandssitzung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen am 8. und 9. März. In das Rathaus zu Dinkelsbühl waren Vorstandsmitglieder, der Ehrenvorsitzende Dr. Wolfgang Bonfert, Michael Konnerth, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, und aus Siebenbürgen, als ständiger Vertreter der Heimatkirche, Dechant Klaus Daniel (Wolkendorf), gekommen. Unter der Tagungsleitung des Bundesvorsitzenden Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr wurden kulturelle und organisatorische Fragen des Verbandes, Rechtsfragen und Sparmaßnahmen angesichts der angespannten Haushaltslage erörtert.

Wichtiges Ziel der nächsten Jahre sei es, „unsere Kulturarbeit auf eigenständiger Basis zu sichern“, sagte Dürr. Von den Kürzungen der rot-grünen Bundesregierung seien die kulturelle Breitenarbeit und Jugendarbeit der Landsmannschaft ebenso betroffen wie die kulturellen Einrichtungen in Gundelsheim am Neckar. Die drohende Zerschlagung des Siebenbürgischen Museums wolle man verhindern.

Bundesvorsitzender Volker Dürr, Bürgermeisterin Hildegard Beck und Oberbürgermeister Otto Sparrer nach der gemeinsamen Sitzung des Stadtrats und des Bundesvorstands der Landsmannschaft in Dinkelsbühl. Foto: Siegbert Bruss.
Bundesvorsitzender Volker Dürr, Bürgermeisterin Hildegard Beck und Oberbürgermeister Otto Sparrer nach der gemeinsamen Sitzung des Stadtrats und des Bundesvorstands der Landsmannschaft in Dinkelsbühl. Foto: Siegbert Bruss.

In einer ausführlichen Debatte wurde die angespannte Haushaltslage erörtert. Der große Umfang der Siebenbürgische Zeitungn habe im letzten Jahr hohe Druck- und Versandkosten verursacht, betonte der Bundesvorsitzende. In konstruktiven Gesprächen wolle man nun befreundete siebenbürgisch-sächsische Vereine stärker in die Pflicht nehmen, „unseren Konsolidierungskurs zu unterstützen“. Dürr lobte den „reibungslosen Übergang“, der vom früheren verantwortlichen Redakteur Hannes Schuster zu Siegbert Bruss erreicht worden sei. Pfarrer i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD sowie Herausgeber der Beilage Kirche und Heimat, hatte in einer schriftlichen Stellungnahme darauf hingewiesen, dass seine Organisation als Einzige neben der Landsmannschaft Kosten tragen würde.

Spareffekte lassen sich bei der Siebenbürgischen Zeitung durch die Ende letzten Jahres eingeleitete Erstellung der Zeitung am Bildschirm (Desktop-Publishing) und durch eine behutsame Straffung der Texte in allen Bereichen erzielen, sagte Bruss. Das Anzeigengeschäft verläuft gut und soll durch die rund zehnprozentige Erhöhung der Anzeigenpreise seit dem 1. Januar 2003 verstärkt zur Konsolidierung des Haushaltes beitragen. Der Bundesvorstand verabschiedete den Haushalt 2003 unter der Vorgabe der erwähnten Sparmaßnahmen.

Erste Weichen für den Verbandstags 2003 in Mannheim gestellt

Der Verbandstag der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen findet am 3. und 4. Oktober 2003 in Mannheim statt. Der Bundesvorstand hinterfragte Themen, die unsere Landsleute beschäftigen und auf dem Verbandstag erörtert werden sollen. Unsere Identität und Standortbestimmung im zusammenwachsenden Europa, eine eventuelle Namensänderung, aber auch die rückläufige Mitgliederzahl kamen als brennende Anliegen des Verbandes zur Sprache. Welche Inhalte bietet die Landsmannschaft und wie kann sie die mittlere und jüngere Generation sowie die in Deutschland Geborenen als neue Mitglieder gewinnen? Diskussionen zu diesen und anderen Themen werden im Vorfeld des Heimattages in den Untergliederungen der Landsmannschaft geführt und in dieser Zeitung veröffentlicht. Im „Vorbereitungsausschuss“ des Verbandstages wirken die Mitglieder des geschäftsführenden Bundesvorstandes sowie Alfred Mrass und Wilhelm Folberth, Vorsitzende der Landesgruppen Baden-Württemberg bzw. Hessen, mit. Im „Findungsausschuss“ nehmen die Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert, Dr. Wilhelm Bruckner und Dankwart Reissenberger sowie Richard Löw und Rainer Lehni Vorschläge für die personelle Besetzung des künftigen Bundesvorstandes entgegen.

Änderungen betreffen alle Kreisgruppen

Eine wichtige Änderung betrifft alle Untergliederungen der Landsmannschaft: Seit 2002 behandeln die Finanzämter alle Untergliederungen (Landesgruppen, Kreisgruppen, Ortsgruppen) als selbstständige Einheiten mit entsprechender Steuernummer. Deshalb verabschiedete der Bundesvorstand nun eine Mustersatzung, die für alle Untergliederungen verbindlich ist. Die Satzung wird in den nächsten Tagen den Vorsitzenden der Kreisgruppen zugehen und ist dann bei den zuständigen Finanzämtern vorzulegen. Damit sichern sich die Kreisgruppen die Gemeinnützigkeit vor Ort. Für steuerrechtliche Fragen steht Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff, Telefon: (0 89) 23 66 09-11, E-Mail: graeff@siebenbuerger.de, gerne zur Verfügung.

Eine andere „Mustersatzung“ wurde nach dem Verbandstag 1999 für jene Untergliederungen der Landsmannschaft konzipiert, die sich als eingetragene Vereine (Zweigvereine der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen) auf örtlicher Ebene konstituieren wollen. Dieses Angebot ist freiwillig und wurde bisher nur in wenigen Fällen angenommen.

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster legte die Planung kultureller Breitenarbeit für dieses Jahr vor. Als Höhepunkte sind der Heimattag in Dinkelsbühl sowie die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage für Oktober 2003 in Speyer - mit Unterstützung der Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg - geplant. Dazu kommen Seminare und Tagungen sowie materialisierte Kultur in Form von Druckwerken und Ausstellungen.

Rentenkürzungen und restriktive Aufnahmepraxis

Des Weiteren wurden aktuelle Entwicklungen der "Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen" erörtert. Das Gutachten des bekannten Sozialrechtlers Professor Dr. Ulrich Becker und eventuell weitere Argumente von engagierten Fachleuten des Verbands können damit rechtzeitig in das anstehende Verfahren des Bundesverfassungsgerichts eingebracht werden.

Über die Rechtslage bei der Aussiedleraufnahme berichtete der zuständige Bundesrechtsreferent Dr. Johann Schmidt. Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Jochen Welt, habe zugesichert, dass an alten Aufnahmebescheiden nicht gerüttelt werde. Allerdings wird das Verfahren neu aufgerollt, wenn ein neues Familienmitglied in den Aufnahmeantrag mit einbezogen wird. Dann käme die restriktive Aufnahmerecht zur Geltung. Deshalb sollten solche Ergänzungsanträge nach Möglichkeit vermieden werden.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 4 vom 20. März 2003, Leitartikel)

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