4. April 2003

Friedensmarsch in Hermannstadt ein Flop?

Fast schon mehr Journalisten als überzeugte Kriegsgegner fanden sich am 29. März beim Sitz des Regionalverbandes "Hermannstädter Pazifisten" auf der ehemaligen Fleischergasse ein. Als sich Punkt 12 Uhr zu den hier bereits postierten Verkehrspolizisten und Nachrichtendienstlern immer noch mit blauen Augen auch ein Stoßtrupp der Gendarmerie zum Teil mit kugelsicheren Westen gesellte, war das Schauspiel beinahe perfekt. Bis auf die Frage: Komödie oder Tragödie?
Der Verband hatte zu einem ersten Protestmarsch dieser Art alle lokalen Behörden, aber auch regierungsunabhängige Organisationen (NGO) in Siebenbürgen aufgerufen, darunter auch das Forum, das als Einziges der Einladung nachgekommen sei, meinte der Pazifistenvorsitzende Marius Lacatus. Bestätigen kann man das nicht, bloß Zweifel daran äußern. So oder anders: Zum besagten Zeitpunkt erschienen gerade mal 50 Personen aller Altersgruppen. Mit 100 Teilnehmern hatte der Verband ursprünglich gerechnet, und die Zahl sollte letztlich stimmen, da sich unterwegs weitere Zaungäste wie ausländische Touristen und eine Kindergartengruppe dem Zug im Zentrum der Stadt anschlossen. Immerhin waren das mehr als jüngst in Bukarest, wo sich beim Kilometerstein 0 der Demokratie, auf dem Universitätsplatz, angeblich 27 Pazifisten versammelten.

Als Flop wollte Lacatus seine Aktion dennoch nicht einstufen. "Wir haben gesiegt, Erfahrung gesammelt", meinte er auf der einleitenden Pressekonferenz. Dass man möglicherweise eine bittere Erfahrung gesammelt hat, mag auch an den Organisatoren gelegen haben. Man protestierte nämlich lediglich "gegen den Krieg" und "für den Frieden". Das Kind wurde jedoch nicht beim Namen genannt. Weltweit bekannte Parodien auf die Alliierten und ihre Assoziierten waren auf den Spruchbändern und Plakaten, von den "Pazifisten" am Zibin im Vorfeld ausreichend angefertigt, nicht zu sehen. Das könnte mit ein Grund gewesen sein, weshalb sich die Hermannstädter Bürger bei dieser Aktion nur ungern sehen ließen. Das erste Frühlingswochenende mit reichlich Sonnenschein lockte eher zu einem Spaziergang in die Natur als ins Stadtinnere.

mo


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