21. April 2003

Literatur im Mittelpunkt

Im vierten Heft des 51. Jahrgangs (2002) der "Südostdeutschen Vierteljahresblätter", die ab 2002 als Zeitschrift des neu gegründeten Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas erscheinen, nehmen belletristische Texte sowie literatur- und kunstkritische Beiträge einen großen Raum ein.
Ein Prosatext von Paul Schuster, der auch in einem bemerkenswerten Interview mit Stefan Sienerth ausführlich zu Wort kommt, und neue Gedichte von Franz Hodjak bilden den literarischen Schwerpunkt von Heft 4/2002. Mit Gedichten in der Übersetzung der Literaturwissenschaftlerin Edith Konradt ist auch Emilian Rosculescu (geboren 1960) vertreten, der sich als Dichter PAPI-ER. und als bildender Künstler PAPI nennt. "Gedanken zum Tod von Eugenio Coseriu", des weltbekannten Romanisten, von Luminița Fassel leiten den literarhistorischen und linguistischen Teil des Heftes ein. Anton Sterbling setzt sich in seinem Beitrag mit der Bedeutung der Sprache im europäischen Verständigungsprozess auseinander, Rozalia Body-Markus mit der deutschsprachigen Presse Ungarns vor 1848 aus der Sicht der ungarischen Literatur- und Pressegeschichtsschreibung. Franz Heinz nimmt den Lebensbericht "Im Zangengriff der Zeiten" (2001) des Banater Mundartautors und Schauspielers Stefan Heinz-Kehrer zum Anlass, um über politisches Mitläufertum und Anpassung, Verweigerung und Aufmüpfigkeit südostdeutscher Autoren in Zeiten der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatur nachzudenken. Der Lyriker und Philosoph Carol Neustädter, den der rumänische Philosoph Constantin Noica einen "originellen spekulativen Denker" genannt hat, durfte Einblick in seine Securitate-Akten nehmen. In seinem Beitrag berichtet er aufgrund der ihm nun zugänglich gewordenen Quellen über die Schikanen, denen er in den letzten Jahren der Ceauceșcu-Diktatur ausgesetzt war.

Die bildende Kunst ist diesmal in Berichten über die Ausstellungen der donauschwäbischen Maler Franz Kumher und Josef de Ponte vertreten. In dem der Geschichte und Zeitgeschichte gewidmeten Teil des Heftes ist eine ausführliche Abhandlung von Josef Senz über den Werdegang einer donauschwäbischen Großfamilie zu lesen, die es bereits in der Batschka und in Syrmien zu beachtlichem Reichtum und gesellschaftlichem Ansehen gebracht hat. Noicas gutachtliche Stellungnahme zu Carol Neustädters philosophischem Text "Jenseits der Identität mit sich selbst" (1981) wird in der Übersetzung Hans Bergels abgedruckt, Ernst Hochberger erinnert an den Tod der albanischen Königin Geraldine von Apponyi (1915-2002), und Gerhardt Hochstrasser weist überzeugend nach, dass es sich im Falle der in Friedrich Schillers "Wallenstein" erwähnten Ortschaft "Temeswar" nicht um die Banater Metropole, sondern um ein Dorf in Südböhmen handelt.

Nachrufe, Ehrungen und zahlreiche Nachrichten über das künstlerische und wissenschaftliche Leben der Südostdeutschen sowie eine ganze Reihe gehaltvoller Rezensionen runden den Inhalt des Heftes ab.

Auslieferung, Vertrieb und Abonnementbetreuung erfolgen über: Pan-Adress GmbH, Semmelweisstraße 8, D-82152 Planegg, Telefon: (0 89) 85 70 91 12. Ein Einzelheft kostet 6,15 Euro, zuzüglich Porto und Versand, ein Jahresabonnement 22,50 Euro, einschließlich Porto und Versand.
(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2003, Seite 8)

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