19. Mai 2003

Hildesheim wird Pate von Henndorf

Es sei dies "ein vielversprechender Beginn einer guten Zusammenarbeit", sagte zum Abschluss des internationalen Projekts über "Restaurierung sächsischer Bauernmöbel" jüngst auf einer Pressekonferenz im Hermannstädter Waldmuseum Prof. Dr. Phil. Gerdi Maierbacher-Legl, Leiterin des Departements für Holzrestaurierungen an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. 18 Studenten aus Deutschland, Finnland, Ungarn und Rumänien nahmen 18 Tage lang an einem Intensivkurs teil und rückten damit die bemalten Bauernmöbel aus Siebenbürgen erstmals ins internationale Rampenlicht.
Die Initiative entstand in Budapest und wurde durch das Erasmus-Programm im europäischen Hochschulbereich gefördert, finanzielle Unterstützung gab es zudem vom Deutschen Forum. Das umfangreiche Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen sei nach dem Exodus nach 1990 vom Untergang bedroht, meinten unisono die jeweiligen Leiter der Studentengruppen. Dem wolle man entgegenwirken und die Vielgestaltigkeit der ethnischen Kulturen Siebenbürgens in den Prozess der EU-Integration mit einbauen.

Petronella Kovacs Mravik von der Budapester Akademie der Schönen Künste war nach mehrjähriger Zusammenarbeit mit dem Hermannstädter Astra-Museum auf die sächsischen Bauernmöbel gestoßen und konnte ihre Kollegen und deren Studenten aus weiteren drei europäischen Ländern für das Projekt begeistern. In Budapest begann denn auch der theoretische Teil des Intensivkurses, eine Studienreise durch Siebenbürgen, fokussiert auf bemalte Möbel "in situ" (Bauernhöfe und Kirchenburgen), sowie Vorträge über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen (Paul Philippi), die Wehrkirchen (Hermann Fabini), die Orgeln in Siebenbürgen (Hermann Binder) oder die Orthodoxie und ihre Riten (Ionut Abrudan) ergänzten die Kenntnisse über die multikulturelle Geschichte Transsylvaniens.

Dann ging es an die praktische Arbeit im "Jungen Wald", praktisch rund um die Uhr in den Fachlabors des Freilichtmuseums "Astra". Zwölf bemalte Bauernmöbel aus den Depots dieser Einrichtung wurden bis zum 11. Mai mit modernsten Apparaten untersucht, mit eher klassischen Mitteln gereinigt, die Farben wurden gefestigt, kleine Retuschen notfalls vorgenommen, auf alle Fälle aber alle Arbeitsvorgänge sorgfältig notiert, verzettelt und gespeichert. Diese Dokumentation soll samt den Objekten in einer Sonderausstellung gezeigt werden.

Doch damit nicht genug. Auf der Dokumentationsreise durch Siebenbürgen stieß man auch auf die einmalige Truhensammlung in der Henndorfer Kirchenburg. Hildesheim übernahm sofort die Patenschaft über dies Kulturgut. Die rund 100 Truhen sollen nun in Zusammenarbeit restauriert werden. Schon in diesem Sommer gibt es ein erstes Praktikum voraussichtlich in Schäßburg, "mehrere Sommer danach eben viel Arbeit für uns und unsere Studenten", meinte dazu Prof. Gerdi Maierbacher-Legl von der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen.

Martin Ohnweiler

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