28. März 2001

Mittler der europäischen Integration: Südosteuropa-Gesellschaft München

Der Siebenbürger Sachse Ralph-Thomas Göllner wurde mit dem Förderpreis der Südosteuropa-Gesellschaft (SOG) ausgezeichnet, und Augustin Buzura, Präsident der Rumänischen Kulturstiftung, wurde auf der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft zum korrespondierenden Mitglied ernannt. An historischer Stätte, im Regensburger Reichssaal, würdigte der ungarische Staatspräsident Franz Madl die SOG als große Mittlerorganisation bei der Integration der Völker des Ostens und des Südostens in das gemeinsame Europa.
Im Zeichen von lebendigem Geschichtsbewusstsein und einem zusammenwachsenden Europa stand kürzlich die Tagung der Südosteuropa-Gesellschaft. Roland Schönfeld, Vizepräsident der Münchner Gesellschaft, hatte die Veranstaltung in seine Heimatstadt Regensburg gebracht und mit ihr den ungarischen Staatspräsidenten Franz Madl. In seiner Festrede machte Madl auf die Wurzeln Ungarn in der europäischen Kultur und Geschichte aufmerksam. An die Europäer richtete er einen Appell: "Europa braucht einen festen moralischen Grund, der auf Werten, auf dem Recht, auf Traditionen und korrekte demokratische Verfahren aufbaut." Der historisch bedeutenden Stadt Regensburg, die einstmals enge Kontakte zu Ungarn pflegte, schlug Madl vor, eine Patenschaft mit einer der drei ungarischen Königsstädte einzugehen. Der Ungarndeutsche Madl ist bekanntlich seit August 2000 ungarischer Staatspräsident. Er wurde 1931 in der schwäbischen Gemeinde Band bei Veszprem geboren und ist ein international angesehener Rechtsgelehrter.
Eröffnet wurde die Versammlung durch den Bundestagsabgeordneten und SOG-Präsidenten Gernot Erler. Die Arbeit der SOG "ist in den letzten Jahren in den öffentlichen Blickpunkt gerückt, allerdings mit dem tragischen Hintergrund der Balkan-Krise". Der unblutige politische Wechsel in Belgrad habe die Voraussetzung für eine "stabile und dauerhafte Friedensordnung in der Region geschaffen", betonte Erler einem Bericht der Donau-Post zufolge. Der SPD-Politiker versicherte, die Gesellschaft werde sich im Rahmen des Stabilitätspakts auf dem Balkan verstärkt um den Aufbau friedlicher Nachbarschaften bemühen.
Für seine Verdienste um die Balkan-Berichterstattung wurde in Abwesenheit Matthias Rüb mit der Rudolf-Vogel-Medaille, dem Journalistenpreis der SOG, ausgezeichnet. Der seit 1994 in Budapest stationierte Südosteuropa-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der immer wieder auch über Rumänien schreibt, habe sich durch seine tiefgründige Berichterstattung aus der Region, zumal über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, hohes Ansehen erworben.
SOG-Vizepräsident, Professor Heinz Jürgen Axt, lobte danach drei Wissenschaftler, die der universitären Südosteuropaforschung neue Impulse verliehen haben. Mit dem Förderpreis der SOG wurden die promovierten Nachwuchswissenschaftler Ralph-Thomas Göllner, ein Siebenbürger, sowie Oliver Jens Schmitt und Mariana Hausleitner ausgezeichnet.
Als neues korrespondierendes Mitglied der SOG wurde Augustin Buzura, Vorsitzender der Rumänischen Kulturstiftung (Fundatia Culturala Romana) in Bukarest, aufgenommen. Wie Anneli Ute Gabanyi, Mitglied des Vorstandes und des Wissenschaftlichen Beirates der SOG, in ihrer Laudatio festhielt, werde mit Buzura nicht nur einer der wichtigsten und international renommiertesten rumänischen Schriftsteller, sondern auch ein langjähriger Freund der SOG gewürdigt. 1938 in der Maramuresch geboren, galt der Romancier und Publizist bis zur Wende von 1989 als "der herausragende Exponent einer Literatur des Widerstandes gegen die Erniedrigung und Entmündigung des Menschen durch das kommunistische Zwangsregime". In seinen Erzählungen und Romanen habe der studierte Mediziner die Anatomie des Regimes, seine politischen Anomalien und sozialen Psychosen, die es hervorgebracht habe, analysiert. Nach dem Sturz des Ceausescu-Regimes engagierte sich Buzura politisch und ist seit 1990 als Gründungspräsident der Rumänischen Kulturstiftung - dem Äquivalent des Goethe-Instituts, des British Council oder des Institut Francais - tätig. Der Kulturmanager Buzura habe in der Bukarester Aleea Alexandru, unweit vom Außenministerium, einen modernen Kulturbetrieb aufgebaut, in dem viele bekannte rumänische Wissenschaftler und Künstler mitwirken. Die Rumänische Kulturstiftung ist seit Jahren verlässliche Partnerorganisation der SOG in Rumänien.
Die 1952 gegründete Südosteuropa-Gesellschaft wird vom Auswärtigen Amt finanziert. Ihr Auftrag ist der wissenschaftliche Austausch mit den Staaten im Südosten Europas. Weitere Informationen können in ihrer Geschäftsstelle, Widenmayerstraße 49, 80538 München, Telefon: (0 89) 2 12 15 40, Fax: (0 89) 2 28 94 69, erfragt werden.

Siegbert Bruss

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