9. Juni 2003

Siebenbürgenreise der HOG Kleinscheuern

Am 29. April traten 54 Personen (Jung und Alt) aus Kleinscheuern eine achttägige Reise nach Siebenbürgen an. Der Vorstand der Heimatortsgemeinschaft Kleinscheuern hatte die Reise mit viel Enthusiasmus organisiert.
Auf unserem Weg nach Rumänien bietet ein Aufenthalt mit Übernachtung in Budapest auch Gelegenheit zu einer Stadtrundfahrt. Nach nur 30 Minuten Wartezeit an der rumänischen Grenze geht es weiter ins Landesinnere. Die vielen Tankstellen an den Straßenrändern scheinen über Nacht aus dem Boden zu wachsen. Ebenso die roten „Coca-Cola-Häuschen“. Die Marktwirtschaft hält vor keinem Tor, schon gar nicht vor einem so Amerika-begeisterten Volk. Entlang dem Fluss Mieresch nutzen viele Einheimische den Maifeiertag zum Grillfest in der Natur.
In Girelsau (Bradu) wird der ältesten deutschen Frau aus Kleinscheuern, Susanna Dengel, die noch in Rumänien lebt, ein Besuch abgestattet. Die 92-jährige Frau ist dies gewohnt, denn für viele Reisebusse auf dem Weg nach Kronstadt ist dies schon eine bekannte Zwischenstation. Wie eine Weltmeisterin hatte ihre Tochter Susanna für die Reisegruppe Kuchen gebacken. Weiter nach Kronstadt. In dem festlich hergerichteten Restaurant des Hotels Aro Palace werden wir für die anstrengende Fahrt mit Livemusik und einem Festessen belohnt.

Im modernen 4-Sterne-Reisebus der Firma Osterrieder fährt uns Werner Struttmann am nächsten Tag über den Predeal-Pass zum Königsschloss Peles, eine wahre Touristenattraktion. Zum Abendessen finden wir uns im Restaurant Stana Turistica auf der Schulerau ein. Kulinarische Spezialitäten und ein rumänisches Quartett mit Zigeunermusik versüßen uns den Abend.

Am nächsten Morgen besichtigen wir Schäßburg und die Kirchenburg Birthälm, den ehemaligen Bischofssitz, und erreichen über Mediasch Hermannstadt. Hier sind wir im „Römischen Kaiser“ vorzüglich untergebracht und können von dort die Stadt erkunden. Am Brukenthal-Museum vorbei geht es zur gleichnamigen Schule, mit der einige von uns schöne Erinnerungen verbinden. Weiter geht es zur Stadtpfarrkirche und über den Kleinen und Großen Ring.

Höhepunkt unserer Reise ist der Besuch des Heimatdorfes. Stehen die Pappeln noch? (Die Pappeln, die einst die Straße säumten und dem Reisenden Schatten spendeten.) - Nein, man hat sie abgesägt – wegen der Sicherheit. Die Fahrt durch das vertraute Dorf Kleinscheuern, vom „Kreuz“ bis in die Salzgasse, ja sogar bis zur Messerfabrik am „Kepchen“ vorbei, weckt Erinnerungen.

Ein Empfang im Rathaus wurde organisiert. Der Bürgermeister und seine Mitarbeiter begrüßen jeden ihrer Gäste mit Handschlag. Dann gibt es eine Führung durch die alte Schule. Erstaunlicherweise existiert hier bereits ein mit Computern ausgestatteter Raum. Auch wurde ein Raum für eine kleine Ausstellung mit sächsischen Handarbeiten hergerichtet. Ein altes Harmonium und Schulmatrikeln der Schüler aus dem Jahre 1940 sind zusammengetragen worden. Glockengeläut ertönt. Der Klang ist noch immer vertraut. In die alte Kirche, deren Grundsteine 1280 gelegt wurden, kehrt jäh wieder Leben ein. Für die Reisenden wird ein Gottesdienst gefeiert. Der Pfarrer kommt dazu extra aus Hermannstadt. Die kleine Kirche füllt sich, sogar bis Reußdörfchen hat es sich herumgesprochen. Deren Bewohner erscheinen in ihrer alten Tracht. Kein Auge bleibt trocken, als der Pfarrer von dem großen Erbe spricht, das es zu erhalten gilt, von hohen Erwartungen an die Deutschen, die nur noch zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Für die einheimischen Gäste wird die Predigt am Ende in rumänischer Sprache gehalten.

Das Dach der Kirche ist zu reparieren. Die ehemaligen Bewohner von Kleinscheuern haben dafür Spenden zusammengetragen und nun ist der Vorstand der Heimatortsgemeinschaft bemüht, die richtige Lösung für die Dachsanierung zu finden. Hinter der Kirche wird nun der Friedhof in Augenschein genommen. Die Einrichtung für alkoholische Entziehung im Pfarrhaus hält den Friedhof in guter Pflege. Jeder sucht die Stätte seiner Ahnen auf, auch um die aus der Stadt mitgebrachten Blumen und Kerzen auf die mit Steinplatten gedeckten Gräber zu legen.

Die Gäste werden dann im Saal erwartet mit einem Festessen, für den Ohrenschmaus sorgt eine Hermannstädter Blaskapelle. Der Bürgermeister begrüßt die ehemaligen und die neuen Bewohner des Dorfes, lädt ein zu Speis und Trank und natürlich zum Tanz. Zwischendurch ergreifen der Kreisratsvorsitzende, der HOG-Vorsitzende, der dem Bürgermeister das Gastgeschenk für die Gemeinde überreicht, der rumänische Pfarrer und die schon immer ortsansässige Ärztin des Dorfes das Wort. Der Saal wurde neu gestrichen, die Küche gefliest und vier neue Toiletten am Saaleingang errichtet. Manche nehmen sich noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch das Dorf. Es wirkt gepflegt, die Straße ist gekehrt und die Häuser sind sorgfältig gestrichen.

Der letzte Tag steht allen Teilnehmern frei zur Verfügung. Mit dem Taxi finden sich einige zusammen, um einen Abstecher nach Haschagen, Stolzenburg und Heltau zu machen. Voll intensiver Eindrücke wird die Rückreise angetreten. Im Bus ist es nie langweilig. In diesen acht Tagen hatten wir 70- und 80-jährige Geburtstage, 35-jährige Hochzeitstage und verschiedene andere Gründe zum Feiern. Unsere Reise war hervorragend geplant. Ich bin überzeugt, im Sinne aller Mitreisenden zu handeln, wenn wir dem Organisationsteam ein großes Lob aussprechen und vielen Dank sagen.

Susanne und Martin Modjesch

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