17. Juni 2003

Vom Geist der Bergschule geprägt

Vom 26. bis 28. Mai trafen sich in der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein die Klassen A und B, Jahrgang 1949-1953, der ehemaligen Deutschen Pädagogischen Schule Schäßburg zu ihrem fünfzigjährigen Maturajubiläum. Die Aula der Tagungsstätte war geschmückt mit 16 Schautafeln mit bekannten Kirchenburgen aus Siebenbürgen, ein würdiger Rahmen.
Das Ehepaar Eberle hatte das Treffen initiiert. Auf Tischen ausgebreitet lagen mehrere Fotoalben mit Aufnahmen zurückliegender Klassentreffen, ausgestellt von Ehepaar Ursu-Palade. Am Montagnachmittag erfolgte die Begrüßung und gleich anschließend das Vorstellen der Festschrift „Jahre, die uns prägten - Erinnerungen an unsere Schulzeit in Schäßburg", eine Gemeinschaftsarbeit aller Kolleginnen und Kollegen. Hans Albrich und Samuel Beer zeichnen verantwortlich für das Zustandekommen der Festschrift. Diese enthält im ersten Teil einen geschichtlichen Überblick über Schäßburg (Hans Albrich) und über die Bergschule (Samuel Beer), im zweiten Teil die Liste aller damaligen Lehrer/Professoren und des technischen Personals der Schule, einen Nachruf auf die beiden Klassenlehrer Prof. Michael Helwig und Prof. Dr. Eckard Hügel sowie die Lebensläufe aller Absolventen dieses Jahrganges. Der dritte Teil umfasst individuelle Erinnerungen an Schule und Beruf. Immer wieder ist die Rede vom „Geist der Bergschule". Samuel Beer: „Es war ein glücklicher Zufall, dass in den schweren Nachkriegsjahren an der Bergschule wundervolle Lehrer unterrichteten, eine geballte Kraft von Pädagogen. Sie haben uns nicht nur umfangreiches und fundiertes Wissen vermittelt - bei fehlenden Lehrbüchern - nein, sie haben Werte an uns weitergegeben, die uns bleibend geprägt haben."

Christian Pomarius einen Brief unseres verehrten Lehrers Dr. Julius Hollitzer: „Heimkehr zum Vater aller Dinge". Hollitzer bringt in diesem Brief Gedanken zum Ausdruck, die ihn kurz vor seinem Tod beschäftigten. Auch eines anderen verdienstvollen Lehrers wurde gedacht: Prof. Hans Kraus. Am 26. Mai, also an dem Tag, als wir unser Maturajubiläum starteten, wäre er 100 Jahre alt geworden. In Gegenwart seiner Kinder Marga Curta, geb. Kraus, und Hans Kraus würdigte Kurt Roth den Turnlehrer und das Multitalent.

Mit ihrem viel beachteten Vortrag: „Zu Fragen der Biotechnologie und der Bioethik" vermittelte uns die Biologin und Klassenkollegin Helga Klein Einblick in das brisante Thema: Stammzellentherapie und Klonen von Menschen. Rosel Potoradi berichtete in einem Diavortrag über ihre vielfältige, segensreiche Arbeit als Kulturreferentin der Landesgruppe Bayern. Edda Maria Bazant zeigte anhand von praktischen Vorführungen Rückengymnastik - gut für vom Schmerz geplagte Siebzigjährige, wie wir es sind. Auch nach fünfzig Jahren ist Edda immer noch die geschmeidige Turnerin von einst. Gedichtvorträge von Christine Baier, Jutta Caplat, Luisa Klusch, Marga Curta, Stefan Hann, Anny Kleeb, Hans Kraus, Gertrud Wagner, musikalische Einlagen von Gertrud Sturm (Akkordeon), der Blockflötengruppe mit Rosel Potoradi, Maria Graef, Jutta Caplat und Walter Schlandt, sowie vom gemischten Chor der Klasse B bereicherten das Programm. Otto Heinz Leonhardt erinnerte an den Johannistag von 1950, den wir auf einer Bergwanderung im Sambatatal feierten.

Die beiden Morgenandachten, gestaltet von Hans Albrich, evangelischer Pfarrer, und musikalisch begleitet am Klavier von Maria Graef, stimmten uns ein auf den neuen Tag. In der Morgenandacht am zweiten Tag gedachten wir unserer verstorbenen Klassenlehrer Prof. Michael Helwig und Prof. Dr. Eckard Hügel sowie der verstorbenen Kolleginnen und Kollegen: Rosemarie Pavek, verh. Mährig, Regine Philippi, verh. Wachner, Grete Scheel, verh. Daniel, Grete West, Helga Barthelmie, verh. Henning, Ruth Kovacs, gesch. Süß, Samuel Liebhardt, Erika Roßtäuscher, verh. Stirner, und Helmut Schmidt. Inge Maria Rether spielte am Klavier zum Gedenken an die Verstorbenen Beethovens Mondscheinsonate.

Am Dienstagnachmittag wanderten wir, abends tanzten wir. Simon Weber, ein Kollege des vorangegangenen Jahrganges und Ehemann unserer Klassenkollegin Maria Weber, spielte als Alleinunterhalter zum Tanz auf. Spät, aber nicht zu spät, brachten wir unserem Lehrer, Prof. Martin Bloos, unseren Dank entgegen. Er war nach Hans Kraus unser Turnlehrer und übrigens der einzige von unseren ehemaligen Lehrern, der beim Jubiläumstreffen mit dabei war. Und das in doppelter Funktion: Als Lehrer und als Ehegatte unserer Klassenkollegin Inge Bloos.

Insgesamt waren wir 90 Schüler in den beiden Parallelklassen, 55 sind erschienen. Aus Rumänien waren Helga Lehni und Heinz Wolff angereist. Zusammen mit den Ehepartnern waren es insgesamt 87 Teilnehmer. Zuletzt appellierte Hans Albrich an alle Teilnehmer: „Als Zeitzeugen einer Letztgeneration unseres siebenbürgisch-sächsischen Volkes, schreibt eure Lebenserinnerungen für eure Nachkommen auf! Vielleicht werden sie später sogar in die Sachsengeschichte eingearbeitet.“

Unser aller Dank gilt den Kollegen Hans Albrich und Samuel Beer. In unermüdlichem Einsatz haben sie diese Jubiläumsfeier zum Erfolg gebracht. Wir sind froh, dass sie sich bereit erklärt haben, auch das nächste Treffen zu organisieren. Zudem danken wir dem Personal der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein, das in diesen Tagen zu unserem Wohlbefinden wesentlich beigetragen hat.

Johann Zerwes

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