20. Juni 2003

Preisverleihungen 2003 in Dinkelsbühl

In gebührend feierlichem Rahmen fand am Pfingstsonntag die diesjährige Preisverleihung in der St. Paulskirche zu Dinkelsbühl statt. Geehrt wurden die Schola Septemcastrensis mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis und Prof. Peter Jacobi mit der höchsten Auszeichnung, dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis. Die musikalische Umrahmung gestalteten Peter Szaunig am Klavier und der Bariton Michael Kreikenbaum. Im Mittelpunkt standen Kompositionen des vor 100 Jahren in Sächsisch-Regen geborenen Rudolf Wagner-Régeny.
Zum Auftakt der gut besuchten Feierstunde erklang die düstere Ballade Opus 10 "Edward" von Johannes Brahms. Daran anknüpfend begrüßte Dr. Wilhelm Bruckner, Vorsitzender des Kulturpreisgerichts, die Veranstaltungsteilnehmer und stellte die Preisträger nebst ihren Laudatoren sowie die beiden musikalischen Interpreten kurz vor. Geschickt spannte der Ehrenvorsitzende in seiner Ansprache einen Bogen von der Etablierung der Idee, "für außerordentliche Leistungen auf den Gebieten von Wissenschaft oder Kunst Preise auszuschreiben" hin zur Kategorisierung in den Ernst-Habermann-Preis (wird alle zwei Jahre an junge Wissenschaftler und Künstler verliehen), in Jugend- und Kulturpreis. Letzteren erhält in diesem Jahr als 52. Preisträger Prof. Jacobi zugesprochen, in der Reihe der bildenden Künstler der Achte, wie Dr. Bruckner hervorhob. Es folgte ein musikalisches Zwischenspiel mit drei von Wagner-Régeny vertonten Fontane-Liedern für Bariton und Klavier ("Trost", "Die Frage bleibt", "Ausgang"), trotz suboptimaler Akustik ein berührender Vortrag von Szaunig und Kreikenbaum.

Zum zehnten Mal wird nun schon der Siebenbürgisch-Sächsische Jugendpreis, ausgelobt von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und Studium Transylvanicum, vergeben. In diesem Jahr, so der Geschäftsführer des Siebenbürgen-Instituts in Gundelsheim, Gustav Binder, der die Laudatio hielt, war es eine echte Entscheidung der Jury zwischen mehreren Kandidaten. Den Zuschlag erhielt die Schola Septemcastrensis, "eine akademische Gruppe, die sich wissenschaftlich mit der Kultur und Geschichte Siebenbürgens" auseinandersetzt und seit 1997 mit regelmäßigen Veranstaltungen im Hermannstädter Raum junge Menschen an die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Landeskunde Siebenbürgens heranführt. Binder verwies in diesem Kontext auf die Veranstaltungsreihe "Jugendseminare zur Volks- und Landeskunde Siebenbürgens", deren Teilnehmer aus allen Landesteilen nach Hermannstadt anreisen.
Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises, von links nach rechts: Gerald Volkmer, Gustav Binder, Hans-Georg Junesch, Laurentiu Toma, Rainer Lehni. Foto: Josef Balasz
Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises, von links nach rechts: Gerald Volkmer, Gustav Binder, Hans-Georg Junesch, Laurentiu Toma, Rainer Lehni. Foto: Josef Balasz

Als neu bewertete Gustav Binder den Ansatz, sich mit der Geschichte ganz Siebenbürgens zu beschäftigen, da noch vor wenigen Jahre die Intellektuellen einer Ethnie nur die Geschichte der eigenen Gruppe geschrieben hätten. Die akademische Jugend aber, die hier zugange ist, habe erkannt, dass "insbesondere die Historiker nicht mehr Sachwalter politischer Interessen sein sollten, sondern allein dem Kriterium der Wissenschaftlichkeit verpflichtet" sind. Daneben habe die Schola Septemcastrensis wiederholt und aktiv Zeichen gesetzt gegen Kulturvandalismus, so zum Beispiel in einer Kriegsgräberstätte, der Basilika auf der Michelsberger Burg, nach einem sinnlosen Akt der Zerstörung. Da setzte die Gruppe in einem Arbeitscamp die beschädigten, teils herausgebrochenen Steine zusammen und befestigte diese wieder an ihrem Standort. Und erst kürzlich wurden die zerbrochenen Fenster einer Hermannstädter Synagoge ersetzt. Den Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises 2003 würdigt die Jury "für seine herausragenden Verdienste um die kulturelle Jugendarbeit in Siebenbürgen und sein Wirken im Geiste der Völkerverständigung". Die Auszeichnung nahmen, als Repräsentanten der Schola Septemcastrensis, Pfarrer Hans-Georg Junesch und der Journalist Laurentiu Toma (beide aus Hermannstadt) entgegen. In seiner Danksagung betonte Pfarrer Junesch, es bleibe das Ziel des studentischen Kreises, in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendforum der Deutschen in Hermannstadt, der Evangelischen Akademie Siebenbürgen und Studium Transylvanicum "allgemein zur Gesprächskultur in Rumänien beizutragen, indem für eine demokratische Gesellschaft wichtige Werte wie Offenheit, Vorurteilslosigkeit, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein geübt und gefestigt werden".

Im Anschluss spielte Peter Szaunig das Klavierstück Requiem von Wagner-Régeny. Als bedeutendste Auszeichnung ehren die Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und in Österreich Persönlichkeiten, die sich durch ihr Lebenswerk als Siebenbürger Sachsen oder aber um Siebenbürgen, die Siebenbürger Sachsen und ihre Belange verdient gemacht haben. "Durch sein künstlerisches Werk, das weltweit Beachtung findet, wie durch seine Lehrtätigkeit hat Peter Jacobi das Ansehen der Siebenbürger Sachsen und das Wissen um ihre Belange gemehrt", verlautbart die Urkunde. Die Laudatio auf den 1935 in Ploiesti geborenen diesjährigen Kulturpreisträger Prof. Peter Jacobi hielt Karin Servatius-Speck, Stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Kulturpreisträger Prof. Peter Jacobi bei seiner Danksagung. Foto: Josef Balasz.
Kulturpreisträger Prof. Peter Jacobi bei seiner Danksagung. Foto: Josef Balasz.

Detailliert und kenntnisreich würdigte Servatius-Speck in ihrer Rede, die in der kommenden Ausgabe dieser Zeitung veröffentlicht wird, das umfangreiche bildhauerische wie fotografische Schaffen des bei Pforzheim lebenden Künstlers: "Das Werk dieses 'Transsilvanian Saxon' - wie sich Peter Jacobi auf allen internationalen Events vorstellt, sei es als ausstellender Künstler, sei es als Vortragender - schreibt in der Geschichte unserer siebenbürgisch-sächsischen Kunst ein neues Blatt; weil die Originalsprache der echten Kunst universell ist, wird es weltweit mit Anerkennung gelesen." Der so Geehrte erwiderte in seiner emotionalen Danksagung, dass dieser hohen Auszeichnung ein langwieriger und mühsamer Prozess vorausgegangen sei. Im 18. und 19. Jahrhundert hätten die Siebenbürger Sachsen nicht eben eine Affinität zur bildenden Kunst gehabt, und so hätten viele seiner Kollegen im übertragenen Sinne einen Wald roden und eine gesellschaftliche Mauer durchbrechen müssen, "um in diese manchmal verschlossene und manchmal, wie hier in Dinkelsbühl, offene Burg zu gelangen." Es ehre ihn außerordentlich, dass er "heute als Siebenbürger von Siebenbürgern diesen Preis erhalte".

Zum Ausklang der zweistündigen Preisverleihung spielte Peter Szaunig seine von Wagner-Régenys Klavierstück Requiem inspirierte Eigenkomposition In Memoriam Rudolf Wagner Régeny - zugleich stimmungsvoller Abschluss und Krönung dieser Festveranstaltung.

Christian Schoger





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