19. Juli 2003

Siebenbürger begeisterten mit Trachtenvielfalt

Mit etwa 120 Gruppen und über 3 000 Teilnehmern stellte der Festumzug einen besonderen Höhepunkt des Rheinland-Pfalz-Tages dar. In diesem Jahr kehrte das größte Landesfest von Rheinland-Pfalz wieder an seinen Ursprungsort zurück - nach Koblenz - in die Stadt, in der er 1984 aus der Taufe gehoben worden war.
Am alljährlichen Festumzug des Rheinland-Pfalz-Tages beteiligen sich größtenteils Vereine aus Rheinland-Pfalz, Chöre, Blaskapellen, Tanzgruppen, Trachtengruppen, Landfrauenvereine, Spielmannszüge der Freiwilligen Feuerwehren, aber auch Handwerksbetriebe, die alte Zünfte und altes Handwerk anschaulich auf den geschmückten Umzugswägen darstellen.

Der Bund der Vertriebenen (BdV) war am beim Festumzug am 15. Juni durch die Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen und der Bessarabiendeutschen vertreten. Eine organisatorische Glanzleistung vollbrachten die siebenbürgische Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland unter ihrem Vorsitzenden Rudolf Kartmann und drei der insgesamt fünf aktiven Kreisgruppen in Rheinland-Pfalz/Saarland, und zwar die Kreisgruppe Koblenz unter Ortwin Gunne, die Kreisgruppe Alzey/Nieder-Olm/Saulheim unter Michael Ihm und die Gebietsgruppe Saarland unter Elfriede Schnell. Den erwähnten Vorsitzenden war es gelungen, eine Gruppe von rund 40 Trachtenträgern zu motivieren, die die Siebenbürger Sachsen würdig vertraten. Großes Lob verdient auch die Tanzgruppe Nieder-Olm, die unter der Leitung von Melitta Bottesch und Heide Probsdorfer schon zum sechsten Mal (1994 in Wittlich, 1997 in Pirmasens, 1998 in Saarburg, 2000 in Mainz, 2001 in Landau) am Festumzug teilnahm.
Die Tanzgruppe Nieder-Olm und Trachtenträger der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland begeisterten in Koblenz.
Die Tanzgruppe Nieder-Olm und Trachtenträger der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland begeisterten in Koblenz.

Die Siebenbürger Sachsen hatten ihre Festtracht an diesem Sonntagmorgen angelegt. Blickte man durch ihre Reihen, so waren Trachten aus allen Regionen Siebenbürgens vertreten: die cremefarbene Mädchentracht des Burzenlandes, die Festtracht der Hermannstädter Gegend und des Unterwaldes, die blaue Jungsächsiche Tracht des Weinlandes, die Mädchentracht des Reener Ländchens und die Festtracht des Nösnerlandes, getragen von der Tanzgruppe Nieder-Olm. Die benachbarten Bessarabiendeutschen hatten beim Umzug einen festlich geschmückten Leiterwagen dabei, ein Überbleibsel aus den Tagen vor dem zweiten Weltkrieg, der symbolisch an die Flucht der Erlebnisgeneration im Kriegsjahr 1944 erinnern sollte. Die Siebenbürger Sachsen trugen eine Fahne mit dem Wappen Siebenbürgens, deren bestickter Spruch „1944 – Heimat verloren“ an die Flucht aus Nordsiebenbürgen erinnerte. Beide Landsmannschaften haben also ein ähnliches Schicksal. Bei Temperaturen von 32 Grad hatten sie rund drei Kilometer durch die Innenstadt von Koblenz zu bewältigen. Die Tanzgruppe Nieder-Olm führte in regelmäßigen Abständen den begeisterten Zuschauern Tänze vor. Der Ehrentanz gebührte natürlich dem Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, der jede Gruppe begrüßte und ihr für die Teilnahme dankte. Die Tanzgruppe Nieder-Olm gab ihr Bestes als Dankeschön dafür, dass Beck die Schirmherrschaft über die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2003 übernommen hat. Die Kulturtage werden im September/Oktober in Speyer von der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland ausgerichtet.

Nach dem Festumzug wurden die Teilnehmer, denen nicht nur die Hitze, sondern auch die schmerzenden Füße zu schaffen machten, vom Vorsitzenden der Kreisgruppe Koblenz, Orwin Gunne, und einigen fleißigen Helfern mit selbst gebackener Hanklich, Kuchen und Kaffee bewirtet. Ihnen allen, vor allem Maria Fisi, Christina Schmidt und Susanna Schoger sei für den liebevollen Empfang gedankt. Ein besonderes Lob geht an unseren Landesvater, den Vorsitzenden der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, Rudolf Kartmann, der es sich trotz seines hohen Alters nicht nehmen ließ, seine Schäfchen auf der langen Wegstrecke des Umzuges zu begleiten. Er bemühte sich auch um einen finanziellen Zuschuss des Landes, der die siebenbürgische Teilnahme erst möglich machte. Ein weiteres Dankeschön geht an Michael Ihm, der innerhalb seiner Kreisgruppe viele Teilnehmer gewinnen konnte und eigens für den Umzug einen Reisebus organisierte. Die erfolgreiche Teilnahme am Rheinland-Pfalz-Tag zeugt vom Gemeinsinn der Siebenbürger Sachsen, der gerade in der heutigen Zeit wieder gefragt ist. Diese Werte sollten wir auch unseren Kindern und Enkeln vermitteln.

Es wäre schön, wenn die Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland vom 14. bis 16. Mai 2004 in Nierstein/Oppenheim abermals am Festumzug des Rheinland-Pfalz-Tages teilnehmen und die bunte Trachtenvielfalt Siebenbürgens und damit ein Stück siebenbürgisch-sächsischer Kultur einer breiten Öffentlichkeit in Rheinhessen und darüber hinaus näher bringen könnte.

Inge Erika Knoll



(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2003, Seite 21)

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