24. Juli 2003

Neuer Studiengang für Sozialmanagement in Rumänien

Der Leitungsrat der Stiftung Bavaria-Romania für Soziale Assistenz in Rumänien hat die Neuschaffung eines Studienganges für Sozialmanagement an der Rumänisch-Deutschen Universität in Hermannstadt beschlossen. Ein entsprechendes Abkommen wurde im Rahmen einer Kooperation mit der Diakonie Neuendettelsau sowie der Universitären Stiftung für Europäische Integration am 14. Juli in Nürnberg von der Beauftragen der Bayerischen Staatsregierung für die Rumänienhilfe, Staatsministerin a.D Barbara Stamm, als Präsidentin sowie Rechtsanwalt Bernd Fabritius, dem landsmannschaftlichen Landesvorsitzenden in Bayern, als Vizepräsident der Stiftung unterzeichnet.
Durch den neuen Studiengang wird das Berufsbild des „Sozialmanagers“ in Rumänien eingeführt. Damit wird ein Projekt zur Schaffung von hochqualifiziertem Personal im sozialen Bereich fortgeführt, das vor einigen Jahren durch Gründung der „Friedrich Müller“-Fachschule für Heilerziehungspflege in Hermannstadt begonnen wurde. In dieser auf dem Gelände des Dr.-Carl-Wolf-Altenheims in Hermannstadt betriebenen Fachschule (ein eigens errichtetes modernes Gebäude wurde im letzten Jahr eingeweiht, wie in dieser Zeitung berichtet) werden seit drei Jahren Fachleute für Behindertenarbeit (asistent de recuperare) ausgebildet. Ab nächstem Studienjahr ist auch die Ausbildung von Altenpflegern (asistent pentru ingrijirea persoanelor varstnice) auf Fachschulniveau geplant.
Gute Stimmung beim Besuch von Elena Dumitriu,  der neuen rumänischen Arbeitsministerin, bei der Diakonie Neuendettelsau in Nürnberg: Rektor Hermann Schoenauer, Ministerin Elena Dumitriu und Staatsministerin a. D. Barbara Stamm MdL. Foto: Hassen
Gute Stimmung beim Besuch von Elena Dumitriu, der neuen rumänischen Arbeitsministerin, bei der Diakonie Neuendettelsau in Nürnberg: Rektor Hermann Schoenauer, Ministerin Elena Dumitriu und Staatsministerin a. D. Barbara Stamm MdL. Foto: Hassen


Die mittlere Ausbildungsebene soll nun durch eine universitäre Ausbildung ergänzt werden. „Es ist wichtig, dass die Absolventen unserer Fachschule in Hermannstadt die dort erworbenen Kenntnisse umfassend in der Praxis einsetzen können. Dafür müssen diese von den Vorgesetzten in den sozialen Einrichtungen auch abgefragt werden. Qualifiziertes Fachpersonal braucht Vorgesetzte mit hoher fachlicher Qualifikation“, erklärte Staatsministerin a.D. Stamm nach Unterzeichnung des Abkommens.

Die zur Stiftungsratsitzung aus Bukarest angereiste und erst seit wenigen Wochen im Amt befindliche Ministerin für Arbeit, soziale Solidarität und Familie Rumäniens, Elena Dumitru, betonte, durch diese Entscheidung werde ein Beitrag zur Schaffung des „Sozialen Europa“ geleistet. Allzu oft werde im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung nur von einem „Wirtschaftseuropa“ gesprochen. Das „Soziale Europa“ sei aber nicht minder wichtig. Auch der Vizepräsident des Europaparlamentes, Ingo Friedrichs, würdigte im Gespräch mit den Kooperationspartnern die Bedeutung dieser Maßnahmen in Hermannstadt und zeigte sich interessiert an den Entwicklungen in Rumänien.

Im Vorfeld der Stiftungsratssitzung hatte die Delegation soziale Institutionen in München besucht. Die Neuschaffung einer Sozial- und Arbeitsgerichtsbarkeit in Rumänien war Anlass von Fachgesprächen beim Arbeitsgericht München. Besonders interessant war der Besuch bei der Landesversicherungsanstalt Oberbayern in München. Die Vertreter dieses für ganz Oberbayern zuständigen Trägers der gesetzlichen Rentenversicherung, mit dem Leitenden Regierungsdirektor Peter Leis an der Spitze, schilderten den Gästen die Struktur der Sozialversicherung in Deutschland. Aber auch Fragen zum rumänischen System sozialer Sicherung wurden in einem informellen Gespräch erörtert: Auf die Frage nach der Übermittlung von Nachweisen für die Wiederherstellung der von Spätaussiedlern in Rumänien zurückgelegten Zeiten teilte Ministerin Dumitru mit, die zuständigen Ämter in Rumänien würden in aller Regel zuverlässig auf entsprechende Anfragen aus Deutschland antworten, auch wenn das Sozialversicherungsabkommen zwischen den beiden Ländern gekündigt und noch nicht erneuert worden sei. Zuverlässige Belege könnten auch Arbeitgeber ausstellen, die über Lohnlisten verfügen und daraus Auszüge mit Angaben zu allen Lohnunterbrechungssachverhalten ausstellen würden. Hierzu seien die Arbeitgeber verpflichtet und würden dieser Verpflichtung auch dann nachkommen, wenn dieses etwas Mehrarbeit bedeute. Staatssekretär Razvan Cirica, der die Delegation als Vertreter des Ministeriums im Stiftungsrat begleitete, wies ergänzend darauf hin, dass Lohnlisten (state de plata) in Rumänien zwischen 30 und 50 Jahren aufbewahrt würden. Dadurch wurden angeblich anders lautende Informationen der LVA Unterfranken erneut widerlegt.
Die rumänische Arbeitsministerin Elena Dumitriu (Mitte) war der Ehrengast anlässlich der Beiratssitzung der Stiftung Bavaria-Romania im Barockpalais der Diakonie Neuendettelsau auf dem Gelände des Klinikums Hallerwiese. Links neben ihr Staatsministerin a. D. Barbara Stamm MdL, rechts Rektor Hermann Schoenauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau. Foto: Hassen
Die rumänische Arbeitsministerin Elena Dumitriu (Mitte) war der Ehrengast anlässlich der Beiratssitzung der Stiftung Bavaria-Romania im Barockpalais der Diakonie Neuendettelsau auf dem Gelände des Klinikums Hallerwiese. Links neben ihr Staatsministerin a. D. Barbara Stamm MdL, rechts Rektor Hermann Schoenauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau. Foto: Hassen

Der rumänische Rententräger zahlt Renten für in Rumänien zurückgelegte Zeiten auch ins Ausland. Die rumänische Staatsangehörigkeit sei allerdings Voraussetzung für solche Zahlungen, erklärte Staatssekretär Cirica. Rechtsanwalt Fabritius wies ergänzend darauf hin, dass nur noch wenige Aussiedler im Besitz der rumänischen Staatsangehörigkeit seien, weil diese vor der Wende in Rumänien zwingend abzulegen war. Zahlungen aus Rumänien seien daher nur in den seltensten Fällen realisierbar und würden auf Grund der geltenden rumänischen Vorschriften meist nicht mehr als 20-30 Euro/Monat ausmachen. Auch sei der Aufwand zur Durchsetzung der Beträge meist höher als das zu erzielende Resultat. Staatssekretär Cirica bestätigte, dass Zahlungen nach Deutschland kaum festzustellen seien. Ministerin Dumitru dankte für die konstruktiven Gespräche mit Vertretern des Rentenamtes und die Vertreter der Landesversicherungsanstalt zu einem Besuch nach Bukarest ein. Am Nachmittag besuchte die Delegation in Begleitung des Landesvorsitzenden Fabritius und des Generalkonsuls von Rumänien in München das Sozialbürgerhaus der Landeshauptstadt. Hier wurde das neue Konzept der Bürgerbetreuung vorgestellt, wonach alle Sozialdienstleistungen unter einem Dach zusammen mit Trägern der freien Wohlfahrtsverbänden angeboten werden.

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