19. August 2003

Prinz Charles kauft in Siebenbürgen Nutzflächen auf

Nicht nur für die sächsischen Bauernburgen bekundet Prinz Charles neuerdings Interesse. Der britische Thronfolger wolle demnächst auch Biolandwirtschaft in Siebenbürgen betreiben lassen. Das gab der Direktor der lokalen Landwirtschaftsdirektion von Hermannstadt, Octavian Tambulea, bekannt. Eine Stiftung des Prinzen habe im Nordosten des Kreises schon Hunderte von Hektar Ackerland aufgekauft.
Um Malmkrog und Lasseln gäbe es Flächen, die sich dafür besonders dafür eigneten, da chemische Düngemittel in dieser Region bisher kaum zum Einsatz gekommen seien, erklärte der Landwirtschaftsdirektor. Hier gedeihen etwa 400 seltene Pflanzenarten, die anderswo bereits als ausgestorben gelten. Das sei der beste Beweis für eine ökologisch heile Welt rund um das Lassler Tal. Die gleiche Stiftung, deren Name nicht genannt wurde, werde Biolandwirtschaft auch im Kreis Muresch in Richtung Schäßburg und im Kreis Kronstadt in Richtung Reps betreiben.

Das ist ein Gewinn für diese Kreise, aber auch eine Chance für Rumänien insgesamt auf dem Weg in die EU-Integration. Bioerzeugnisse seien nun einmal der Renner in der europäischen Staatengemeinschaft, viele ihrer Länder jedoch könnten sich vorerst mit deren Anbau nicht rühmen, frohlocken die lokalen Verantwortungsträger und befürworten die Entscheidung von Prinz Charles.

Der Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Forste, Wasser und Umwelt, Valeriu Steriu, bestätigte in rumänischen Zeitungen, dass Prinz Charles Anfang Juli in London die Absicht bekundet habe, Biolandwirtschaft in Siebenbürgen zu betreiben. Das Projekt, so Steriu, wird auf 30 Millionen US-Dollar geschätzt, das Geld kommt voraussichtlich von der Weltbank und soll bereits im kommenden Jahr über eine dem Thronfolger nahe stehende Stiftung abgewickelt werden.

Bekanntlich verlagerte der Eminescu-Trust, ebenfalls eine königliche Stiftung, sein Rumänien-Programm vorrangig nach Siebenbürgen. Vor 1989 konzentrierte sich die gemeinnützige Einrichtung in London vorwiegend auf die unter Ceausescu vom Abriss bedrohten Dörfer jenseits der Karpaten, danach wurde man jedoch verstärkt in Deutsch-Weißkirch, Radeln, Bodendorf, Meschendorf, Felsendorf, Rauthal, Birthälm, Meschen oder Neudorf aktiv. Die erklärte Absicht: Die mittlerweile von Sachsen verlassenen Dörfer mit neuem Leben zu füllen. Den sanften Tourismus, die Pflege des althergebrachten Handwerks und Biolandwirtschaft hatte Prinz Charles schon nach seiner ersten Siebenbürgenreise im Jahr 1997 als Ziele angepeilt, bald darauf nahmen diese neuen Lebensgrundlagen für die Bevölkerung rund um die sächsischen Bauernburgen im Kokeltal, dem Burzen- und Reener Land nach und nach konkrete Gestalt an. Die Deutsch-Weißkircher stellten sich unter der Devise "Ein Dorf erhält sich selbst" erst kürzlich am Berliner ökumenischen Kirchentag in diesem Sinne erstmals im Ausland erfolgreich vor.

mo

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