6. Mai 2001

Sammeln für die 'interaktive' Siebenbürgische Bibliothek

An die Produzenten verschiedener Bücher und anderer Medien sowie die Autoren siebenbürgischer Herkunft geht die Bitte, Exemplare ihrer Veröffentlichungen kostenlos der Siebenbürgischen Bibliothek zu übereignen. Zwar gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, der Bibliothek in Gundesheim am Neckar mindestens ein Exemplar eines Werkes zuzuschicken, aber da diese Einrichtung quasi die Funktion einer „Nationalbibliothek“ für die Sachsen erfüllt, ist es für die Dokumentation und Auswertung siebenbürgisch-sächsischer Kultur sehr wichtig, alle publizierten Zeugnisse zu besitzen.
Die meisten Bücher, Zeitschriften, Landkarten und neuen Medien wie Videokassetten oder CDs, die in der Siebenbürgischen Bibliothek gesammelt werden, stammen aus Schenkungen. Hätte man alle diese Informationsträger von Buchhändlern, Antiquaren und Sammlern gekauft oder ersteigert, wäre man im Laufe der Jahre auf Ausgaben in der Höhe von einigen Millionen Mark gekommen. Die Siebenbürgische Bibliothek ist also - im technischen Sinne - mehrere Millionen DM wert. Bei entsprechender Versicherung bekäme man als Schadensersatz die vertraglich festgelegte Summe.
Ideell hat die Bibliothek freilich einen anderen, in Geld und Gold nicht aufwiegbaren Wert. Es darf als sicher gelten, dass sie bei etwaiger Zerstörung nicht wieder aufgebaut und zusammengetragen werden könnte. Vielfach handelt es sich um Unikate: Handschriften, Typoskripte, Bücher, Zeitschriften oder Landkarten, die in nicht immer friedlichen Zeitläuften überlebt und in der Regel lange Wege und Irrwege zurückgelegt haben. Manche sind im Flucht- und Aussiedlergepäck gerettet worden. In der Siebenbürgischen Bibliothek sind alle diese seltenen Exemplare dicht beieinander und haben eine hoffentlich endgültige Heimstatt gefunden. Durch systematisches Sammeln unzähliger Personen und Institutionen über viele Jahrzehnte hinweg und die Übereignung ihrer Schätze an die Bibliothek, ist eine Fundgrube landeskundlicher Forschung entstanden. Nie vorher ist so viel Wissen über Siebenbürgen an einem einzigen Ort zusammengetragen worden.
Die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv sammeln vorrangig Bücher, Zeitschriften, Fotos und Manuskripte von und über die Sachsen und streben hierbei Vollständigkeit an. Auch was Journalisten oder Natur- , Sozial- und Geisteswissenschaftler, Techniker oder Autoren anderer Disziplinen veröffentlichen, ist – sofern sie siebenbürgischer Herkunft sind - für die Bibliothek interessant. Darüber hinaus Literatur über die gesamte historische Landschaft, ja ganz Ostmittel- und Südosteuropa. Siebenbürgen war und ist keine abgeschottete Insel, sondern vielfach wirtschaftlich und kulturell mit Nachbarregionen, Zentren wie Provinzen, verbunden. Nicht nur im deutsch-, rumänisch- und ungarischsprachigen Raum ist dieser Landstrich interessant. Es gibt neue und alte Abhandlungen, Reiseführer und -berichte u. a. in den Weltsprachen, beispielsweise in Englisch und Französisch, aber auch in für uns ganz exotischen Sprachen wie Japanisch oder Armenisch. Jedermann kann beispielsweise bei einem Urlaubsaufenthalt in Buchhandlungen und Antiquariaten nach Reiseführern über Siebenbürgen oder Rumänien Ausschau halten, diese kaufen oder zumindest sich Titel und Bestelladresse merken und bei den Mitarbeitern der Siebenbürgischen Bibliothek nachfragen, ob die Veröffentlichungen bekannt sind. Auch sie gehören alle in die Bibliothek!
Auch Ausstellungskataloge von in Siebenbürgen gebürtigen Künstlern, Konzertplakate, Veranstaltungsprospekte, Fotoausstellungen mit siebenbürgischen Motiven o.Ä., sind für die Bibliothek interessant. Ebenso neue Medien wie Audio- und Multimedia-CDs und Videos. An die Produzenten solcher Medien, aber auch an alle Fach- und Sachbuch- sowie belletristischen Autoren siebenbürgischer Herkunft geht in erster Reihe die Bitte, Exemplare ihrer Veröffentlichungen kostenlos der Bibliothek zu übereignen. Zwar gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, der Siebenbürgischen Bibliothek mindestens ein Exemplar eines Werkes zuzuschicken, aber da diese Einrichtung quasi die Funktion einer „Nationalbibliothek“ für die Sachsen erfüllt, ist es für die Dokumentation und Auswertung siebenbürgisch-sächsischer Kultur sehr wichtig, alle publizierten Zeugnisse zu besitzen. Sie ist eine „Nationalbibliothek“ oder vielmehr eine „Bürgerbibliothek“ auch aufgrund der vielen Schenkungen durch Landsleute. Durch diese „Interaktion“ von Autoren und Sammlern mit der Bibliothek wird dem kulturellen Erbe der Sachsen Zukunft beschieden sein. In der Verwendung eines bekannten Leitmotivs aus Siegfried Lenz’ Roman „Deutschstunde“ - die Freuden der Pflicht -, müsste die nicht vorgeschriebene Pflichtabgabe dennoch allen Autoren Freude machen. Mitarbeiter und Nutzer der Siebenbürgischen Bibliothek hoffen auf gewichtige Werke zur Bereicherung der Bestände und darauf, nicht mit leeren Händen und Blättern abgefunden zu werden.

Gustav Binder


Anschrift: Siebenbürgische Bibliothek, Schloss Horneck, D-74831 Gundelsheim/Neckar, Telefonnummer: (0 62 69) 42 15-10, 42 15-15 und 42 15-20, Fax: (0 62 69) 42 15-30, E-Mail: institut@sb-gun1.bib-bw.de.

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