18. September 2003

Wahlwerbung in der Siebenbürgischen Zeitung

Kommentar zum Thema "Weshalb die SPD nicht inseriert". Am 21. September sind Landtagswahlen in Bayern. Ein Ritual droht sich für die Siebenbürgische Zeitung zu wiederholen. Wie bei den Bundestagswahlen 1998 und 2002. Während die Unionsparteien mit Anzeigen in unserer Zeitung um Wählerinnen und Wähler werben (auch in der Folge 14 vom 15. September 2003), hält sich die SPD zurück. Dass die Sozialdemokraten über unsere Zeitung jedoch eine beachtliche Wählerzahl erreichen könnten, beweisen enttäuschte Leser, die unsere Redaktion - zu Unrecht – jeweils vor und nach den Wahlen beschuldigen, dass nur die Unionsparteien eine Plattform für Wahlwerbung in dieser Zeitung finden würden.
Deshalb wurde die SPD auch diesmal eingeladen, ihre Wahlkampfstrategie und Budgetplanung zu überdenken und gleichfalls in unserer Zeitung zu inserieren. Viele Gründe sprechen, dass auch die SPD als große Volkspartei in den Spalten unserer Zeitung Präsenz zeigt. Die Sozialdemokraten würden dadurch ein klares Signal dafür setzen, dass sie teilhaben am Schicksal der Aussiedler aus Rumänien, die eine große kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereicherung für Deutschland bedeuten. Prominente Sozialdemokraten wie Bundesinnenminister Otto Schily und Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner fühlen sich ebenso wie Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, die mütterlicherseits aus Siebenbürgen stammt, den Siebenbürger Sachsen eng verbunden. Diese Verbundenheit könnte auch durch eine Anzeige zum Ausdruck gebracht werden.

Dennoch entscheidet sich die SPD für eine andere Strategie. „Wir versuchen unsere Wähler über andere Medien, vorwiegend über Plakate, zu erreichen. Bis zum Redaktions- und Anzeigenschluss Ihrer Zeitung haben wir noch in keinem Printmedium inseriert“, erläutert Silvia Liebermann von der BayernKampa, der Wahlkampfzentrale der BayernSPD. In ihrer Stimme klingt Bedauern mit. Es gehört zu den Spielregeln der Demokratie, dass jede Partei souverän darüber entscheidet, über welche Kanäle und Medien sie ihre Wählerschaft anspricht. Das sollten auch unsere Leser wissen. Sie können bei der Wahl für jene Partei stimmen, die für sie am überzeugendsten wirkt. Die Christlich-Soziale Union in Bayern wirbt um sie in dieser Zeitung, die SPD und andere Parteien tun es auf anderen Wegen.

Ein weiteres Argument einiger enttäuschter Leser soll an dieser Stelle entkräftet werden. Sie schlagen vor, Wahlwerbung in dieser Zeitung ganz zu verbieten. Dadurch würden wir uns jedoch außerhalb des politischen Wettkampfs begeben. Die Siebenbürger Sachsen müssen im Gespräch bleiben, so wie sie es bei den Heimattagen in Dinkelsbühl immer wieder tun oder im letzten Jahr mit den an alle parlamentarische Parteien gesandten „Siebenbürgischen Wahlkampfsteinen“ demonstrierten. Die Landsmannschaft als Herausgeber dieser Zeitung fühlt sich der Überparteilichkeit verpflichtet, muss aber mitten im Leben stehen. Um ihre Ziele und Vorhaben zu verwirklichen, muss sie daher den Dialog mit Politikern aller Couleur suchen.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2003, Seite 2)

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