15. Oktober 2003

Dokumentation der siebenbürgisch-sächsischen Schulgeschichte wird fortgesetzt

Zu einer Tagung über das Schulwesen in Siebenbürgen nach 1945 lädt die Sektion Pädagogik und Schulgeschichte des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) für den 8. und 9. November ins Haus des Deutschen Ostens in München (Am Lilienberg 5) ein.
Das Haus des Deutschen Ostens in München ist trotz der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte bereit, eine weitere Tagung zum Thema „Schulgeschichte Siebenbürgens“ durchzuführen, und stellt dafür die Mittel zur Deckung der Reisekosten der einzelnen Teilnehmer zur Verfügung. Einige Teilnehmer der letzten Tagung (26. und 27. Oktober 2002) hatten befürchtet, die Phase der Dokumentation siebenbürgisch-sächsischer Schulgeschichte sei nach der dritten Tagung zu diesem Thema abgeschlossen. Diese Befürchtungen wollen wir zerstreuen und rufen alle Zeitzeugen und Wissensträger zum Weitermachen auf. Das Sammeln, Erinnern und Aufschreiben soll auf jeden Fall weitergehen und den Schwerpunkt unserer zukünftigen Tagungen bilden. Gerade die Ergebnisse der letzten Tagungen, deren Motivationswert nicht verkannt werden darf, haben gezeigt, dass diese Quelle unserer Schulgeschichte noch längst nicht erschöpft ist.

Die Referenten werden darüber berichten, wie man nach 1945 als Lehrer dem politischen Druck und der politischen Einflussnahme begegnete (Erwin Jikel: „Neues Leben/Neue Menschen?“ - Unterrichten & Erziehen im Auftrag der proletarischen Kulturrevolution; Hans Fink: Die Tageszeitung „Neuer Weg" und die deutschsprachigen Schulen in Rumänien; Gudrun Schuster Porträtskizze einer Lehrergeneration im sozialistischen Rumänien), und welche Erfahrungen Lehrerinnen und Lehrer in bestimmten Funktionen als Direktoren, Inspektoren etc. machten (Christa Oberth: Erfahrungen einer deutschen Lehrerin mit leitender Funktion in den kommunistischen Kinderorganisationen Rumäniens).

Gleichzeitig streben wir für den 8./9. November eine thematische Ausweitung über die Zeit vor 1945 hinaus an, so dass auch über schulgeschichtliche Themen aus anderen Epochen referiert werden kann. (Hansgeorg v. Killyen: Die siebenbürgisch-sächsischen Gymnasien im 19. Jahrhundert und ihre Beziehungen zu den Hochschulzentren Europas; Walter König: Die Endphase des Coetus an siebenbürgisch-sächsischen Schulen 1918 -1940; Odette Fabritius: Das Kronstädter deutsche Abendgymnasium 1949 -1966).

Um die Entwicklung vor Ort nicht aus unserem Blickfeld zu verlieren, haben wir auch für diese Tagung Referenten aus Siebenbürgen gewonnen, die über die aktuelle Schulsituation an den deutschsprachigen Schulen und Abteilungen informieren werden. (Friedrich Philippi (Hermannstadt): Die aktuelle Schulsituation an den deutschsprachigen Schulen in Rumänien; Gudula Gnann: Betreuung der deutschen Grundschulen in Siebenbürgen - Erfahrungen einer Gastlehrerin).

In letzter Zeit wächst auch in der deutschen Öffentlichkeit unter dem Einfluss der neueren Geschichtsforschung das Interesse an Regionalgeschichte und damit auch an der Schulgeschichte. So stellt man Überlegungen an, welche Bildungsaufgaben und -ziele die Schule der Zukunft in einem vereinten Europa zusätzlich übernehmen muss, wenn es zur Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Identität kommen soll, die sich auf die nationalen sowie gemeinsamen Kulturtraditionen und die Identitäten der anderen stützt. In diesem Bereich kann man von den Siebenbürger Sachsen beispielhaft lernen. Gerade im Rahmen ihrer Schulen kämpften sie nicht nur für den Erhalt der eigenen Identität, sondern öffneten diese Schulen bereits im 16. Jahrhundert den anderen Nationen Siebenbürgens, den Ungarn und Rumänen, mit deren Identität man sich schon sehr früh auseinander setzte. Durch die Ausbildung ihrer Lehrer an westeuropäischen Hochschulen und die engen geistigen Verbindungen zum deutschen Sprach- und Kulturraum haben sie sich als natürlicher Katalysator kulturellen Austausches bewährt.

Vor diesem Hintergrund sind die letzten beiden Referate unserer Tagung zu sehen, die aus dem Projekt „Schule in Europa - Europa in der Schule“ des Leistungskurses Geschichte am Fr.-v.-Stein-Gymnasium Leverkusen erwachsen sind (Anna Caterina Dorn: Die Entwicklung der sächsischen Schule in Mediasch von den Anfängen bis zur Reformation; Hans Gerhard Pauer: Das Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium in Mediasch im Zeitalter der Weltkriege).

Hauptziel der Sektion Schulgeschichte bleibt somit das Bestreben, die von Prof. Walter König initiierte Arbeitsrichtung fortzuführen und seine Überzeugung vom außergewöhnlichen Beitrag des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens bei der Entwicklung der Identität der Siebenbürger Sachsen nicht nur im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit, sondern auch in den Reihen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde noch tiefer zu verankern. Das Mitmachen bei der Verwirklichung dieses Zieles ist der beste Dank, den wir dem Gründer der Sektion Schulgeschichte im Arbeitskreis für seine außerordentlichen Leistungen im Bereich der Dokumentation und Erforschung unserer Schulgeschichte erbringen können.

Interessenten an der Tagung werden gebeten, sich schriftlich bei Hans Gerhard Pauer, Bahnhofstraße 3, 51399 Burscheid, E-Mail: HPauer@t-online.de, anzumelden. Sie erhalten dann detailliertere Informationen und das genaue Programm. Die Übernachtung in München muss von jedem Teilnehmer selbst organisiert werden.

Hans Gerhard Pauer


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 15. Oktober 2003, Seite 8)

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