13. Mai 2001

Brukenthals Geburtshaus in Leschkirch verkauft

Das unter Denkmalschutz stehende Geburtshaus des Samuel von Brukenthal (1721-1803) in Leschkirch wurde bereits vor zwei Jahren verkauft, der neue Inhaber, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde im Harbachtal, hatte das imposante, aber in letzter Zeit doch sehr vernachlässigte Gebäude für 52 Millionen Lei bereits 1999 erstanden. Das ergaben die Untersuchungen eines Reporters von der in Hermannstadt erscheinenden Zeitung „Monitorul de Sibiu“. Es gibt jedoch kaum eine legale Handhabe, um gegen den zweifelhaften Deal vorzugehen.
Fakt ist: Das Haus, etwa um 1700, auf alle Fälle noch vor der Geburt des siebenbürgischen Gubernators erbaut, soll laut Unterlagen im Gemeinderat nie im Besitz der Familie Brukenthal gewesen sein. Somit konnten nach dem Umbruch Stiftungen oder Vereine dieses Anwesen auch niemals beanspruchen. Laut Akten des Leschkircher Bürgermeisteramtes erwies sich als letzter Eigentümer ein gewisser Wilhelm Konrad, den allerdings die lokale Verwaltung nicht ausfindig machen konnte, auch seine Erben nicht. So wurde das Haus vom Bürgermeisteramt zunächst in Besitz genommen und dann über einen Gemeinderatsbeschluss an den stellvertretenden Bürgermeister des Orts, Aurel Irod, verkauft. Der hatte im Erdgeschoss des Gebäudes bereits 1994 eine Bar eingerichtet.
Allein das ist das Problem nicht. Brukenthals Geburtshaus wird unter der Nummer 33B-405 eigentlich auf einer Liste von denkmalgeschützten Immobilien geführt und hätte ohne Einwilligung der einschlägigen Behörde auch nicht verkauft werden dürfen. Arch. Ioan Bucur, der Chef des zuständigen Denkmalamtes, beim Kreiskulturinspektorat von Hermannstadt angesiedelt, zeigte sich daher vom Verkauf überrascht, sieht aber keine Handhabe, legal gegen den quasi "illegalen" Deal vorzugehen.
Für illegal allerdings hält das Leschkircher Bürgermeisteramt die Veräußerung des Brukenthalschen Geburtshauses nicht. In den Gemeindeakten nämlich werde die Immobilie nicht als denkmalgeschützt geführt, auch sei man vor dem Verkauf immer wieder, so heißt es hier, beim Denkmalamt um die nötige Bewilligung eingekommen. Dagegen kann die Kreisbehörde post festum nur schwer ankommen, auch mit ihrem Argument nicht: Schon weil sie wussten, dass Brukenthal hier geboren wurde, hätte bei den Beteiligten die Erkenntnis aufkommen müssen, dass das Haus Denkmalwert besitze.
Die dafür gezahlten 52 Millionen Lei (umgerechnet etwas mehr als 5000 D-Mark) waren in der Tat auch 1999 bereits ein Pappenstiel, aber weder das lokale Bürgermeisteramt noch die Kulturbehörden haben in den letzten Jahren für den Erhalt der Bausubstanz auch nur ein einziges Mal in die Tasche gegriffen. Nun tat dies der stellvertretende Bürgermeister, der übrigens genau weiß, dass mittlerweile – trotz vieler Proteste – auch im Kreisvorort unter Denkmalschutz stehende Häuser schon veräußert worden sind. Und neuerdings geschehe das auch ganz legal, denn das einstige Häuserrückgabegesetz Nr. 112 habe diesbezüglich per Regierungserlass einen Zusatz erhalten. Bloß die Anwendungsbestimmungen hierfür fehlen noch, doch wenn sie kommen, bedarf es für einen solchen Häuserverkauf zwar des Stempels vom Denkmalschutz, der aber dürfte so schwer nicht zu erwirken sein. Die neuen Immobilieninhaber müssten dafür dann lediglich gewisse Restaurierungsauflagen respektieren. Das will Aurel Irod jetzt schon tun und kündigte vor der Presse an, dem Geburtshaus von Brukenthal seinen ehemaligen Glanz demnächst wieder zu geben.

Martin Ohnweiler

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