24. Oktober 2003

Oberth-Ausstellung in Speyer ein Publikumsmagnet

In origineller Weise knüpften die soeben ausgeklungenen Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2003 an örtliche Gegebenheiten des Austragungsortes Speyer an. Auch im Falle der vom 5. bis 24. Oktober im Technik Museum Speyer gezeigten Dokumentationsausstellung "Hermann Oberth und der Weltraum". Schon allein des themenspezifischen Kontextes wegen, aber auch und gerade aus Gründen der Öffentlichkeitswirksamkeit erwies sich der Veranstaltungsort als denkbar geeignet, das Leben und Wirken des 1894 in Hermannstadt geborenen "Vaters der Raumfahrt" in Bild und Text zu veranschaulichen.
Nach Aussage des Bundeskulturreferenten Hans-Werner Schuster war die Oberth-Ausstellung im Technik Museum Speyer jener Beitrag zu den diesjährigen Kulturtagen, der die mit Abstand höchsten Besucherzahlen verzeichnete. Das Konzept der Veranstalter - Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum, Feucht, Siebenbürgisches Museum Gundelsheim und Technik Museum Speyer - ist somit voll aufgegangen. Auf der rund 200 qm Ausstellungsfläche bietenden Empore in der "Liller Halle", einem gigantischen denkmalgeschützten Industriegebäude, wurde Hermann Oberths Werdegang auf 13 Infotafeln anhand von zahlreichen Fotos, Büchern von und über Oberth, von hochwertigen Kopien originaler Texte, Zeichnungen und Entwürfe anschaulich dokumentiert. Sogar zwei Raketenmodelle und die Oberth-Büste von Hans-Wolfram Theil waren ausgestellt. Die Anordnung der Exponate basierte auf Themenblöcken wie "Die Anfänge", "Durchbruch" oder "Anerkennung im Alter".

Bei der Eröffnung der Oberth-Ausstellung im Technik Museum, von links nach rechts: Karlheinz Böckle, Pressesprecher des Technik Museums Sinsheim; Dr. Erna Roth-Oberth, Dr. Hans Barth. Foto: Peter Scherer
Bei der Eröffnung der Oberth-Ausstellung im Technik Museum, von links nach rechts: Karlheinz Böckle, Pressesprecher des Technik Museums Sinsheim; Dr. Erna Roth-Oberth, Dr. Hans Barth. Foto: Peter Scherer

Zur Ausstellungseröffnung am 5. Oktober im Beisein von Dr. Erna Roth-Oberth, Tochter des Raumfahrtpioniers, fanden sich rund 100 Gäste ein. Gleich nach der Begrüßung durch Pressesprecher Karlheinz Böckle vom Technik Museum Sinsheim richtete Dr. Erna Roth-Oberth ihr Grußwort an die geladenen Gäste. Ihr Vater habe sich stets und mit Stolz zu den Siebenbürger Sachsen bekannt, "vor allem auch deswegen, weil sie so eine hervorragende Brücke zwischen den Kulturen schlugen". Der Zeitpunkt dieser Ausstellung sei insofern vorzüglich, als vor genau achtzig Jahren das bahnbrechende Werk "Die Rakete zu den Planetenräumen" erschienen ist, mit dem das Raumfahrtzeitalter gleichsam eingeleitet worden sei. Über das völkerverbindende Moment der Raumfahrt zitierte Roth-Oberth aus ihres Vaters Essay "Vom Sinn der Weltraumfahrt": "Die Raumfahrt zeigt den Menschen nämlich Ziele, die räumlich und finanziell über die Leistungsfähigkeit eines einzelnen Staates hinausgehen, die aber erstrebenswert sind. Sie bringt das menschliche Denken zur Erkenntnis, dass es besser ist, gemeinsam nach Zielen zu streben, die allen nützen, statt seine Kräfte in nationale Streitigkeiten zu zersplittern.". Einen "Hauch von Begeisterung", wünschte Erna Roth-Oberth, mögen alle Besucher dieser Ausstellung "auf ihren Zukunftswegen mitnehmen".

Es folgte der Einführungsvortrag des Wissenschaftsjournalisten Dr. Hans Barth. Darin skizzierte der ausgewiesene Oberth-Experte den Verlauf dieses so weg- und zukunftweisenden Forscherlebens, ausgehend von Oberths 1922 (als Abschlussarbeit) veröffentlichten, bahnbrechenden Schrift "Die Rakete zu den Planetenräumen". Insgesamt habe der Gelehrte über 200 technisch-physikalische Formeln und Beziehungen als Erster erarbeitet. Im zweiten Teil seiner Einführung stellte der Referent die Leistung von Hermann Oberth auf den gegenwartsbezogenen Prüfstand: "Wie hat das, was Oberth angestoßen und bewirkt hat, unsere Welt verändert?" Ohne diese Frage erschöpfend behandeln zu können, führte Barth in der Folge einige Nutzanwendungen aus verschiedensten Technikfeldern an: Vor dem Hintergrund dieser raumfahrttechnischen Revolution nur ließen sich die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten, einschließlich mobiles Handtelefon und satellitengestützte Leitsysteme, realisieren: "Es entstehen neue Arbeitswelten, neue Wirtschaftsstrukturen, neue Formen von Diensten, neue Möglichkeiten der Kooperation und Infrastruktur, die die Gesellschaft gewaltig verändern. Das all dies weltumspannend geschehen kann, ist eine raumfahrttechnische Dienstleistung, an deren Anfang das Oberthsche Pionierwerk steht." - Im Anschluss an diesen Vortrag und einen Empfang des Technik Museums bot sich den Interessierten erste Gelegenheit zur Besichtigung der Ausstellung. Über Speyers Stadtgrenzen hinaus fand diese Dokumentationsausstellung ein beachtliches Medienecho. Breit und einhellig würdigten neben der Lokalpresse auch regionale Medien diese "informative Schau" (Die Rheinpfalz) im Technik Museum Speyer.

Christian Schoger


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2003, Seite 7)

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