5. November 2003

Verstrickungen der NS-Zeit neu beleuchtet

Ein bedeutendes Werk der siebenbürgisch-sächsischen Literaturgeschichte haben die beiden Literaturhistoriker Michael Markel und Peter Motzan unter dem Titel "Deutsche Literatur in Rumänien und das 'Dritte Reich' " kürzlich im Verlag des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in München herausgegeben.
Unter dem gleichen Titel stand auch die 37. Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (München, 10.-12. September 1999), die in diesem Band dokumentiert wird. Die 13 Referate der Münchner Tagung wurden nun ergänzt und aktualisiert und in einem 326 Seiten starken Band herausgegeben. Mitveranstalter der Tagung waren das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München (das vormalige Südostdeutsche Kulturwerk) sowie das Institut für Geschichte Ost- und Südosteuropas der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die Beiträge bestechen durch Informationsfülle und Materialreichtum, teilt der Verlag mit. Die Autoren haben unbekannte Quellen und schriftstellerische Nachlässe erschlossen, die Tagespresse akribisch durchforstet sowie Fakten ermittelt und neu interpretiert. Damit werden bisherige Forschungsdefizite verringert und Forschungsergebnisse korrigiert. "Grundsätzliche und allgemeine Überlegungen zur Rezeption auslanddeutscher Literatur im Kontext der NS-Ideologie werden entwickelt, die entstehungsgeschichtlichen Bedingtheiten und Voraussetzungen eines dichten Beziehungsgeflechts rekonstruiert, die politischen Doktrinen und literarischen Strömungen im Rumänien der Zwischenkriegszeit präsentiert, die folgenschweren und unheilvollen Auswirkungen nationalsozialistischer Außen-, Volkstums-, und Kulturpolitik auf die deutsch(sprachig)e Literatur in Rumänien und das Selbstverständnis ihrer Schriftsteller und Kulturpublizisten erörtert. Ins Sichtfeld rücken gleichermaßen Integrationsstrategien - begründet durch die ideologisierten Projektionen der ,Blutsgemeinschaft' und der 'Volksdeutschen' Vorposten-Funktion - in den und 'rassisch' motivierte Ausgrenzungspraktiken aus dem gleichgeschalteten Literaturbetrieb des ,Dritten Reiches'", heißt es in der Ankündigung des IKGS-Verlags. Das Buch hinterfragt nicht zuletzt die Optionen und Positionen von Schriftstellern in den komplexen Zusammenhängen von Voluntarismus und Determinismus, von Verblendung und Opportunismus, von Anpassung und Verstrickung. Schließlich werden in zwei Aufsätzen die Modalitäten kritischer Vergangenheitsaufarbeitung und -bewältigung in Erzählwerken von Gegenwartsautoren analysiert und kommentiert.

Deutsche Literatur in Rumänien und das "Dritte Reich". Vereinnahmung - Verstrickung - Ausgrenzung. Herausgegeben von Michael Markel und Peter Motzan, München: IKGS Verlag 2003 (=Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas. Wissenschaftliche Reihe; Literatur- und Sprachgeschichte, herausgegeben von Edgar Hösch, Thomas Krefeld und Anton Schwob, Band 94), 326 Seiten, 24,00 Euro, ISBN 3-9808883-1-2.

Bestellungen im deutschen Buchhandel oder über Herold Druck- und Verlag GmbH, Raiffeisenallee 10, 82041 Oberhaching, Telefon: (0 89) 61 38 71 15., Fax: (0 89) 61 38 71 20, E-Mail: herold-oberhaching@t-online.de.

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