26. November 2003

Ehrenplatz im Münchner Deutschen Museum

Die Apparatur einer Forschergruppe, welcher auch der aus dem siebenbürgischen Kronstadt stammende Quantenphysiker Johannes Schuster angehört hat, ist kürzlich vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik dem Deutschen Museum übergeben worden, in dessen Abteilung für Atomphysik sie zukünftig ausgestellt wird. Mit der Anlage hatten Nachwuchswissenschaftler an der Universität Konstanz um den Physiker Prof. Gerhard Rempe 1997 erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten ein so genanntes Bose-Einstein-Kondensat nachgewiesen, das in den Medien oft auch als "magische Substanz" bezeichnet worden ist.
Bereits im Jahre 1924 hatten Albert Einstein und der indische Physiker Satyendra Nath Bose rechnerisch vorausgesagt, dass eine derartig neue Erscheinungsform von Materie möglich sein müsse. Jahrzehnte lang ist in der Welt der Physik versucht worden, den vorausgesagten "magischen" Zustand von Materie auch experimentell nachzuweisen. Erstmals gelang dies erst gut 70 Jahre später (1995) zwei amerikanischen Forschergruppen, deren einer auch der Deutsche Wolfgang Ketterle angehörte. Neben Eric Cornell und Carl Wieman wurde Ketterle für diese Entdeckung 2001 der Nobelpreis für Physik zugesprochen.

Nur zwei Jahre nach den Amerikanern und im Wettlauf mit über einem Dutzend Forscherteams in aller Welt konnte die Gruppe um den damals in Konstanz lehrenden Physiker Rempe, welcher auch der Siebenbürger Johannes Schuster als Doktorand angehörte, mit einer eigenen Apparatur und erstmals außerhalb der USA den gleichen Nachweis erbringen. In der Anlage wurden Rubidiumatome auf die extrem niedrige Temperatur von einem Millionstel Grad oberhalb des absoluten Nullpunkts von minus 273,15 Grad Celsius abgekühlt. Unter diesen Bedingungen nehmen sie die von Bose und Einstein vorausgesagte Erscheinungsform an, indem sie zu einer einheitlichen Materialwelle verschmelzen, ähnlich wie sich Lichtteilchen zu Laserstrahlung zusammenschließen. Der erzeugte Zustand macht es möglich, Atome mit bislang ungeahnter Genauigkeit zu kontrollieren. Wichtig ist das für hochpräzise Messungen, für die Entwicklung von neuen Atomuhren und für die so genannte Nanotechnologie, also die Technologie im Kleinstbereich.

Die Gruppe um Rempe wechselte 1999 von Konstanz ans Münchner Max-Planck-Institut für Quantenoptik, wo eine weiterentwickelte Apparatur erstellt wurde, an welcher Schuster bisher nicht erforschten Prozessen innerhalb des Bose-Einstein-Kondensats nachgegangen ist und darüber promoviert hat.

Wesentliche Teile der ursprünglichen, in Konstanz realisierten Anlage, die erste dieser Art außerhalb der USA, kann ab diesem Herbst im Münchner Deutschen Museum, dem größten Technikmuseum der Welt, vom Publikum bestaunt werden.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2003, Seite 6)

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