5. Dezember 2003

Landsmannschaft im Vorstand des Siebenbürgenforums vertreten

Die Vertreterversammlung des Siebenbürgenforums (DFDS) wurde am 22. November, dem Wochenende vor dem Totensonntag, erstmals in Broos abgehalten "nach dem Prinzip: wenn nicht Mohammed zum Berg, dann eben der Berg zu Mohammed", hieß es im Rechenschaftsbericht des DFDS-Vorsitzenden Dr. Paul Jürgen Porr. Denn diese Interessengemeinschaft der meist evangelischen Deutschen aus dem einst westlichsten Ort des ehemaligen Königsbodens habe in den letzten Jahren immer wieder solche Treffen gemieden, auch pflege man von hier aus nur selten den Kontakt zum übergeordneten Regionalforum. Dennoch erwiesen sich die Brooser als vorzügliche Gastgeber, und totschreiben will man sie daher nicht.
Diese Region war nun auch bestens vertreten bei der DFDS-Vertreterversammlung: Bis auf Simeria und Mühlbach hatten alle Zentren von Lupeni über Anina, Petroschen, Deva, Brad oder Eisenmarkt (Hunedoara) ihre Abordnung zur Tagung ins Brooser Gemeindehaus entsandt. Dafür fehlten einige Ortsforen aus dem östlichen Teil Siebenbürgens in Richtung Draas. Summa summarum war das Quorum jedoch gegeben, die zweite Jahresversammlung des DFDS konnte ordnungsgemäß über die Bühne gehen.

Die Tagesordnung wurde allerdings kurzfristig geändert. Punkt 1 fiel aus, weil schon tags zuvor die Honterus-Gedenkmedaille des Siebenbürgenforums an den 80-jährigen DFDR-Ehrenvorsitzenden Paul Philippi im Hermannstädter Forumsspiegelsaal feierlich überreicht worden war, und Punkt 4 wurde vorgezogen, weil man einen Notar für die anstehende Satzungsänderung hinzuziehen musste - ähnlich wie zwei Wochen zuvor beim Landesforum. Nicht die Restitution stand jedoch im Mittelpunkt der Novellierung, sondern ein erweiterter Vorstand und dessen Wahl. Das DFDS sieht sich nämlich schon seit 1995 in seinen Satzungen laut Art. 4 "als Rechtsnachfolger der deutschen Vereine und Organisationen aus Siebenbürgen, die in den Jahren des Kommunismus zwangsaufgelöst wurden." Das DFDR hat diesen Passus erst jüngst, wie berichtet, in die Satzung aufgenommen.

Vorstand des Siebenbürgenforums öffnet sich

Und anders als das Landesforum will sich der DFDS-Vorstand künftighin erweitern. Neben dem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter, den Kommissionsvorsitzenden und dem Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung sowie - fallweise - dem Forumsabgeordneten, wenn dieser in einem siebenbürgischen Wahlkreis kandidiert, gehören nun auch ein Vertreter des Deutschen Jugendverbandes Siebenbürgen und zudem jeweils einer aus den Zentrumsforen Bistritz, Hermannstadt, Hunedoara, Kronstadt, Mediasch und Schäßburg sowie, erstmals, auch ein Delegierter aus dem Bundesvorstand der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen aus Deutschland in den DFDS-Vorstand. Die Landsmannnschaft hatte schon seit der Wende die Vertreter von Kirche und Forum regelmäßig zu den Bundesvorstandssitzungen nach Deutschland eingeladen. 1995 wurden die Ämter der „Ständigen Vertreter“ der beiden Institutionen im Bundesvorstand formalisiert. So konnte der derzeitige DFDS-Vertreter im Bundesvorstand, Daniel Thellmann, denn auch in Broos über Beschlussfassungen und Wahlen beim letzten Verbandstag der Landsmannschaft in Mannheim berichten.

Als wichtigstes Ereignis des bald abgelaufenen Jahres nannte Paul Jürgen Porr in seinem Rechenschaftsbericht die Tagung der gemischten deutsch-rumänischen Regierungskommission in Hermannstadt: "Zum ersten Mal wurden auf unser Ansuchen auch die Landsmannschaften eingeladen, heuer vertreten durch den Bundesvorsitzenden Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, zugleich Vorsitzender der Föderation der Siebenbürger Sachsen." Zudem betonte Porr: "Die sozialen Tätigkeiten (des Siebenbürgenforums, Anm. d. Red.) werden grundsätzlich von der Saxonia-Stiftung in vorbildlicher Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen aus München entfaltet."

Doch dann folgte die kalte Dusche: Ab 1. Dezember können Hilfssendungen aller Art nicht mehr zollfrei die rumänischen Grenzen passieren. Das hat die rumänische Regierung per Beschluss Nr. 59 über die Sommerpause dekretiert und somit unsere „bisherige Rechtsbasis aus dem Jahre 1993 außer Kraft gesetzt“, machte der Saxonia-Geschäftsführer Karl Ehrmann die Forumsmitglieder aufmerksam. Offensichtlich war jedoch niemand während der verstrichenen Urlaubszeit darauf aufmerksam geworden, um eine Ausnahmeregelung für alle rumäniendeutschen Stiftungen zu erwirken.

Rechtzeitig allerdings nahm das Siebenbürgenforum eine Haushaltsumschichtung vor. Denn das von der rumänischen Regierung großzügig für die deutsche Minderheit und dann von ihrer Interessenvertretung gleichfalls großzügig für Verwaltungszwecke an der Basis vorgesehene Geld wurde bis dato von den siebenbürgischen Zentrums- und Ortsforen so nicht verwendet. Daher soll es nun anderen Zwecken gewinnbringend zufließen.

Als Verlustgeschäft erwies sich hingegen das so genannte SCAT-Projekt, in das jahrelang Fördergelder des Bundesministeriums für eine angeblich groß angelegte Schweinzucht in Siebenbürgen gepumpt wurden. Nun ist das passé, ebenso haben insgesamt die siebenbürgischen Landwirtschaftsvereine mittlerweile ihren Geist aufgegeben, lautete die Schlussfolgerung der Wirtschaftskommission und dessen interimistischen Leiters, Daniel Thellmann. Lediglich der Leiter der Schulkommission, Prof. Friedrich Philippi, konnte den Vertretern auch Erfreuliches aus seinem Bereich berichten: Der 13. siebenbürgische Lehrertag in Neumarkt am Mieresch jüngst war ein Erfolg, und erfolgreich abgeschlossen hat man auch das vorgesehene Programm der deutschen Schulbücher für die Lyzealstufe.

Martin Ohnweiler

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