14. Dezember 2003

Brukenthal-Gedenkfeier im Germanischen Nationalmuseum

„Eine solche Ehrung für einen so bedeutenden Mann gehört unbedingt in das größte Museum deutscher Kultur.“ So lautete ein Fazit eines der rund 500 begeisterten Besucher am 22. November im Aufseßsaal des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg bei der Veranstaltung „Samuel von Brukenthal – Staatsmann und Museumsgründer“.
Der erste Aufruf der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen an unsere Landsleute, in das GNM zu kommen und siebenbürgisch-sächsische Kostbarkeiten in Augenschein zu nehmen, wurde im letzten Jahr von zahlreichen Interessierten freudig angenommen. Der große Erfolg bewog die größte siebenbürgische Kreisgruppe der Landsmannschaft, für heuer wieder in dieses einmalige Haus deutscher Kultur und Zivilisation einzuladen. Den musikalischen Rahmen gestalteten, dem Anlass angemessen, überzeugend die Siebenbürgische Blaskapelle Nürnberg unter der Leitung von Hans Welther und der Fürther Chor, diesmal dirigiert von Margarete Schuster. Nach der Begrüßung und der Einführung durch den Kreisvorsitzenden Horst Göbbel befasste sich Dr. Michael Kroner in seinem übersichtlich gegliederten Festvortag mit dem Staatsmann, Sammler, Mäzen und Museumsgründer Samuel von Brukenthal (1721-1803) und der Geschichte des Brukenthalmuseums. Einleitend machte er darauf aufmerksam, dass unter den Paladinen - Feldherren und Staatsmännern - am Denkmal der Kaiserin Maria Theresia auf dem Platz zwischen dem Naturhistorischen und dem Kunsthistorischen Museum in Wien sich auch ein Baron Samuel von Brukenthal dargestellt werde, was für seine hohe Wertschätzung seitens der bedeutenden Herrscherin zeuge. Dank dieser Wertschätzung für seine staatsmännischen Eigenschaften und sein Wissen gelang Brukenthal ein rascher Aufstieg im Staatsdienst und in das höchste politische Amt Siebenbürgens. Kein anderer Siebenbürger Sachse hat vorher und nachher ein so hohes politisches Amt bekleidet, Sachsen sind bestenfalls als Staatssekretäre in Regierungen berufen worden. In das Bewusstsein seiner Landsleute ist Brukenthal vor allem durch die Stiftung eines Museums – des ersten auf dem heutigen Gebiete Rumäniens- und einer Bibliothek in Hermannstadt, die auch heute seinen Namen tragen.



Fürther Chor, dirigiert von Margarete Schuster. Foto: Doris Hutter
Fürther Chor, dirigiert von Margarete Schuster. Foto: Doris Hutter


Im zweiten Teil des Vortrages befasste sich der Referent mit der Geschichte des Museums von der Eröffnung im Jahre 1817 bis heute. Durch die Erweiterung der Sammlungen mit siebenbürgisch-sächsischen Museumstücken und Büchern wurde das Haus gegen Endes des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Nationalmuseum der Sachsen. Diesen Charakter verlor es, nachdem es 1948 verstaatlicht wurde. Auch an Bedeutung verlor es, nachdem es wertvolle Gemälde an das Nationale Bukarester Kunstmuseum sowie Münzen, Bücher und Handschriften an andere Museen hatte abgeben müssen. Die seitens der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt neu gegründete Brukenthalstiftung hat Ende 2002 die Rückgabe des Museums und die Rückführung der entfremdeten Museumsstücke gefordert.

Angesichts der Tatsache, dass die Festveranstaltung in den Räumen des Germanischen Nationalmuseums stattfand, wies der Vortragende auch auf die Beziehungen zwischen der Nürnberger Kulturinstitution und dem Brukentalmuseum hin, die auf das Jahr 1857 zurückgehen, als Louise von Brukenthal und der Kustos des Hermannstädter Museums, Ludwig Reissenberger, Mitglieder des Germanischen Nationalmuseum wurden. Ein Schriftenaustausch zwischen den beiden Häusern kann ab 1879 nachgewiesen werden; zwei Direktoren des Germanischen Nationalmuseums besichtigten das Brukenthalmuseum - Dr. Heinrich Kohlhaußen 1938 und Kurt Löcher 2002. Der Vortrag wurde von Horst Göbbel durch eine Power-Point-Präsentation zahlreicher Fotos zu Brukenthal und Schätzen seiner Sammlung anschaulich aufgelockert. Im Anschluss an den Vortrag besuchten die Anwesenden in Gruppen Teile der Sammlungen des GNM, unter anderem auch wertvolle Objekte siebenbürgisch-sächsischen Ursprungs.



Dr. Michael Kroner bei seinem Vortrag im Germanischen Nationalmuseum. Foto: Doris Hutter
Dr. Michael Kroner bei seinem Vortrag im Germanischen Nationalmuseum. Foto: Doris Hutter


Michael Kroner hat unter dem Titel „Samuel von Brukenthal. Staatsmann, Sammler, Mäzen und Museumsgründer“ eine Broschüre veröffentlicht, die anlässlich der Veranstaltung zum Verkauf gelangte. Die 72 Seiten umfassende und reich bebilderte Broschüre kann zum Preis von 5 Euro bestellt werden bei Peter Hedwig, Starenweg 53, 91056 Erlangen.

Horst Göbbel


Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.